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Die größten finanziellen Verlierer

Es geschah hier in Manchester, in England, dass die Europäer dem Rest der Welt die Show stahlen. Die industrielle Revolution machte es den Leuten möglich, schneller mehr Wohlstand zu produzieren. Doch momentan geschehen zwei Dinge: Zum einen scheint dem Planeten die leicht erreichbare Energie auszugehen. Günstiges Öl hat die Hochöfen befeuert, die Kolben gefüllt und die Gänge der gesamten Maschinerie geschmiert.

Heute ist Öl nicht mehr so günstig... um genau zu sein, wurde in der vergangenen Woche ein neuer Rekord aufgestellt. Zum anderen sind die Nicht-Europäer dem Zauber der industriellen Revolution auf die Schliche gekommen. Sie bauen neuere und bessere Fabriken - und statten sie mit günstiger, fleißiger Arbeitskraft aus.

Mehr noch, sie treten mit dem Westen in den Wettbewerb um die Rohmaterialien, die die Fabriken füttern. Und schließlich haben sie, was noch wichtiger ist, das Geld - ganze Berge davon.

Während die Europäer, angeführt von den Angelsachsen, ihren Wohlstand in sinnlosen Kriegen und frivolen Ausgaben verschwendet haben, haben die Nicht-Europäer ihr Geld gespart und angelegt. Die Chinesen sollen mehr als 25% ihres Einkommens sparen - heißt es.

Und jetzt scheint eine Art Finanzkrieg ausgebrochen zu sein. Ich habe bereits die Meinung vertreten, dass es nicht nur ein Krieg zwischen der Inflation und der Deflation ist... sondern ein Krieg der totalen Liquidierung...

In diesem Krieg wird die gewaltige Verschuldung, die in der Expansionsphase dieses Kreditzyklus aufgebaut wurde - ungefähr in der Zeit zwischen 1980 und 2007 und überwiegend im Westen und ganz besonders in Amerika und Großbritannien, abgeschrieben und weginflationiert.

Weder die Inflation noch die Deflation werden, mit anderen Worten, klare Gewinner sein. Stattdessen werden beide, wie im ersten Weltkrieg, Schaden zufügen... und am Ende werden nur sehr wenige Menschen besser dastehen. Es gibt möglicherweise einige Ausnahmen - Goldsucher, die Produzenten von Rohstoffen und die Schwellenländer. Niemand wird sehr von der Deflation profitieren. Aber die Rohstoffe und Gold werden einige Gewinne aus der Inflation ziehen.

Am Freitag konnten wir beispielsweise beide in Aktion erleben. Der Dow ist um 256 Punkte nach unten gegangen - nachdem GE bewiesen hat, dass man auch angreifbar sein könnte. Die Aktien haben 13% ihres Wertes an einem einzigen Tag verloren. Was den Abverkauf bei GE provozierte, waren die enttäuschenden Erträge, und ganz besonders - Sie haben es bestimmt schon erraten - die aus der Finanzabteilung.

Die Finanzen waren der große Gewinner der Expansion zwischen 2002 und 2007. Sie werden die großen Verlierer der Kontraktionsphase sein. Während die Deflation dem Wohlstand der Anleger Schläge versetzte... zielte die Inflation mit ihren Schlägen auf den Haushalt der Verbraucher ab.

Reis und Öl haben neue Rekordpreise verbuchen können. Mais und Zinn genauso. Interessanterweise ist Mais für 6 Dollar zu teuer für das Ethanolgeschäft. Dieser Industriezweig war von Anfang an ein Betrug, und man brauchte das Geld der Steuerzahler, um zu rechtfertigen, dass man Mais in Treibstoff verwandelt. Aber jetzt ist Mais - auch mit Subventionen - immer noch zu teuer, und die Ethanolhersteller machen Konkurs. Sie verdienen es.

Aber haben Sie Mitleid mit den Leuten, die essen müssen. Da hilft eine Tabelle der aktuellen Ausgabe von El Pais, die zeigt, was mit den Preisen für die grundlegenden Lebensmittel passiert ist. In den vergangenen beiden Jahren haben sich die Preise für Mais, Weizen und Reis mehr als verdoppelt.

Und jetzt das: Im Jahr 2007 sind die Lagerbestände dieser Getreide auf das geringste Niveau in 25 Jahren gefallen. Da ist es kein Wunder, dass es überall auf dem Planeten zu Unruhen wegen Lebensmitteln kommt. Aber ich will zum allgemeinen Bild zurückkehren.

Inflation und Deflation scheinen sich "im Krieg" gegeneinander zu befinden. Manchmal hat die Inflation die Oberhand. Manchmal die Deflation. Aber in den nächsten Jahren werden sie gemeinsame Sache machen, wenn es um den Wohlstand Amerikas, Großbritanniens und einiger anderer Ökonomien geht.

Warum greife ich die angelsächsischen Ökonomien heraus? Weil sie diejenigen sind, die am heftigsten das ergriffen haben, was man als das "angelsächsische Modell" des wirtschaftlichen Wachstums bezeichnet und was ein Freund von mir, Kurt Riechebächer, als den "späten, degenerierten Kapitalismus" bezeichnet hat. Markiert durch eine freilaufende Finanzindustrie, die weit verbreitete Absicherung von Schulden durch Verbriefung und durch eine Gesamtverschuldung auf atemberaubendem Niveau.

Ein beachtliches Merkmal dieses Modells ist die Tatasche, dass die Reichen noch viel reicher werden... während die Armen ungefähr dort stehen bleiben, wo sie schon vorher gestanden haben.

Die Financial Times erklärt: "Nach Jahrzehnten der "Finanzialisierung" in den USA und in anderen anglophilen Ökonomien, wodurch die Finanzdienstleister ihren Anteil am Bruttoinlandsprodukt erhöht haben, erhalten die Banken heute Finanzspritzen - unter Verwendung des öffentlichen Geldes."

"Aus politischer Sicht ist das beachtliche Merkmal der unegalitären Ära des Freien Marktes, die in den Achtzigern begann, wie wenig Gegenreaktion es gegen die Stagnation bei den Einkünften der einfachen Leute in einem so großen Teil der entwickelten Weltwirtschaft gab... das ist wahrscheinlich gefährliches Territorium."

"Zwischen 1979 und 2005 ist das Einkommen der ärmsten Haushalte vor Steuer um 1,3% im Jahr gewachsen, die mittleren Einkommen vor Steuer sind um weniger als 1% im Jahr gestiegen, während die der Haushalte im obersten 1% um 200% vor Steuer gewachsen ist. Und was noch beachtlicher ist, nach Abzug der Steuern sogar um 228%.

Die Folge dieses Ungleichgewichts der Verteilung beim Einkommenswachstum war bis 2005, dass das durchschnittliche Einkommen für das untere Fünftel der Haushalte bei 15.300 Dollar lag, das für das mittlere Fünftel bei 50.200 und das für das eine oberste Prozent der Haushalte bei knapp über einer Million Dollar.

"Betrachtet man das aus einer anderen Perspektive, dann lag das Einkommen des obersten einen Prozents der Haushalte achtmal so hoch wie das mittlere Einkommen von Familien und 23 Mal höher als das Einkommen des untersten Fünftels. Bis 2005 sind diese Relationen auf das 21fache, bzw auf das 70fache gestiegen. Der Prozess hat mit den Steuersenkungen durch Präsident Bush einen Extremwert erreicht. Emmanuel Saez von der Universität in Kalifornien Berkeley schätzt, dass während der Wirtschaftsexpansion zwischen 2002 und 2006 das eine Prozent an der plutokratischen Spitze fast drei Viertel des Einkommenswachstums zu Fassen bekam."

"Die Zahlen für den Wohlstand, die aus der Untersuchung zu den Finanzen der Verbraucher durch das Federal Reserve Board stammen, sind nicht so aktuell, aber das Bild ist das gleiche. Der Anteil des amerikanischen Vermögens in den Händen des obersten einen Prozents der Haushalte, ist zwischen 1976 um 20% im Jahr auf 38% im Jahr 1998 gestiegen."

Die Gegenwehr setzt bereits ein - hören Sie sich nur die amerikanischen Präsidentschaftskandidaten an. Sie setzen alle auf die aufgebrachten Wähler - und klagen über die hohen Vorstandsgehälter, lassen sich über die Finanzspritzen der Regierung Bush aus und klagen über die Steuersenkungen für die Reichen.

Sie alle wollen zusehen, wie die Reichen im Regen stehen... und dem kleinen Mann zu Geld verhelfen. Aber sie können nicht aufhören, sich Sorgen zu machen, dass der Wohlstand sich selbst korrigiert.

Wirtschaftlicher Erfolg ist selbstheilend. Bei diesem Abwärtstrend, verlieren die Reichen mehr als die Armen - ganz einfach aus dem Grunde, dass sie mehr zu verlieren haben. Sie waren die großen Gewinner der industriellen Revolution... und dann der einstigen, degenerierten Finanzialisierungsphase des Kapitalismus. Sie werden vermutlich auch hier die größten Verlierer sein.


© Bill Bonner
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Kapitalschutz Akte" / Goldseiten.de