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10. April 2008, 07:36, NZZ Online

Anziehende Inflation als Damoklesschwert

Bedrohung für das weltweite Wirtschaftswachstum

Die weltweite Inflation hat in diesem Jahr überraschend deutlich angezogen. Besonders in den Schwellenländern, die ihre Währung an den schwächelnden Dollar angebunden haben, nimmt der Inflationsdruck zu. Eine aggressive Aufwertung dieser Währungen zur Inflationsbekämpfung könnte laut einer Studie der US-Investmentbank Merrill Lynch die längste Wachstumsphase der Weltwirtschaft abrupt beenden.

mtz. Rund um den Globus erklimmen die Inflationsraten immer beunruhigendere Höhen: In der Euro-Zone kletterte die Inflation im März auf eine Jahresrate von 3,5%, in den USA lag die Teuerung im Monat davor bei 4%, für Asien rechnen Experten für 2008 mit einem Anstieg der durchschnittlichen Inflation von 4,3% auf 5,1%, und auch in Lateinamerika soll die Inflation im Durchschnitt – vom historischen Tief von 5% – wieder auf 6,1% steigen. Der Direktor des Internationalen Währungsfonds (IMF), Dominique Strauss-Kahn, erhob denn auch angesichts der allenthalben drohenden Inflationsgefahren unlängst den Warnfinger. In der Schweiz scheint die Teuerung hingegen noch unter Kontrolle zu sein. Das KOF rechnet für 2008 mit einem Anstieg der Preise um 1,7%.

Makroökonomische Überraschung des Jahres

Eine Studie der US-Investmentbank Merrill Lynch (ML) bezeichnet den akuten Anstieg der Inflation als die makroökonomische Überraschung des Jahres 2008. Ende März passte die Bank ihre optimistische Schätzung von November deutlich nach unten an: Sie senkte das erwartete Wachstum der Weltwirtschaft für 2008 von 4,1% auf 3,9% und geht gleichzeitig von einem erheblich stärkeren Anstieg der Inflation aus – 4,2% anstatt wie bisher angenommen 3,4%. Noch düsterer fällt die Prognose von Merrill Lynch für die USA aus (vgl. Tabelle).

Baldige Währungsaufwertungen

Die Experten untersuchen die weltweite Zunahme der Inflation anhand von zehn Inflations-Indikatoren. Sieben der zehn Indikatoren deuten dabei auf eine auch in Zukunft «übersprudelnde» weltweite Inflation. Am meisten Sorgen bereiten derzeit die Verteuerung von Nahrungsmittel und Energie, der akute Anstieg der verfügbaren Geldmenge, die unterdrückte Inflation in den Schwellenländer, die Bereitschaft der Zentralbanken die Zügel schnell zu lockern sowie die kontinuierliche Finanzierung des US-Handelsbilanzdefizits durch die Zentralbanken der amerikanischen Handelspartner.
Die anziehenden Inflation in den Schwellenländern im Nahen und Fernen Osten und Lateinamerika bilde dabei die grösste Bedrohung. Im Gegensatz dazu sei in den USA ein Anstieg der Inflation angesichts eines schwächer werdenden Arbeitsmarktes und sinkender Häuserpreise weniger wahrscheinlich. Die grösste Bedrohung für die Preisstabilität in den USA liege in einer möglichen Aufwertung der Währungen der Schwellenländer gegenüber dem Dollar, um die Inflation in den Griff zu kriegen. In einem solchen Szenario würde Inflation aus den Schwellenländern wieder zurück in die USA exportiert.
Die Inflationsrisiken könnten auch einen verheerenden Einfluss auf den Gang der Weltwirtschaft haben: Die Autoren der Studie sind der Meinung, dass die gegenwärtige Wachstumsphase der Weltwirtschaft sogar unvermittelt zu Ende sein könnte, sollten sich die Zentralbanken der Schwellenländer entscheiden, den Inflationsdruck deutlich aggressiver zu bekämpfen. Noch sei es allerdings nicht soweit. Die Marktbeobachter kommen aber zum Schluss, dass die Zentralbanken der Schwellenländer ihre Währungen gegenüber dem Dollar noch im Jahr 2008 aufwerten werden.

Neue weltwirtschaftliche Ausgangslage

Den Stimmen, die den derzeitigen Inflationsschub als zyklisches Phänomen wahrnehmen und die daran glauben, dass ein gebremstes weltwirtschaftliches Wachstum auch den Inflationsdruck lindert, halten die Autoren entgegen, dass angesichts der Langlebigkeit des derzeitigen globalen Booms eine substanzielle Abschwächung von Nöten sei, um die Inflationsgefahr zu bannen. Ein leichtes Abflauen allein werde dafür nicht ausreichen.
Viele Volkswirtschaften der Schwellenländer hätten ihre Kapazitätsgrenze erreicht, wodurch sich die weltwirtschaftliche Ausgangslage im Vergleich zu der Situation in den neunziger Jahren deutlich verändert habe.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zentralbanken der Schwellenländer mit einer Währungsaufwertung bzw. einer Politik zur Verteuerung ihrer Binnenwährung reagieren, wird im Urteil der ML-Analytiker je länger je grösser. Um die Zunahme der Inflation zu beobachten, solle man nach gewissen Signalen Ausschau halten. Dazu gehören einerseits die Abkehr von der bisherigen Wirtschaftspolitik in Schwellenländern mit Massnahmen wie Währungsaufwertungen und Zinserhöhungen.
Anderseits sind jene Länder genau zu beobachten, in denen die Regierungen nicht entschieden genug gegen die Inflation vorgehen, was zu Unruhen bei jenen Teilen der Bevölkerung führen kann, die ihr Auskommen mit einem Fixlohn bestreiten, die über wenig Vermögen verfügen und bei denen die Nahrungsmittel einen hohen Anteil an den Konsumausgaben ausmachen. Die Kapazitätsengpässe würden sich in Form von Stromausfällen, Versorgungsmängeln und Produktionsunterbrüchen manifestieren.

Quelle: nzz.ch