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Verfasst von Bill Bonner am 07.04.2008 um 9:03 Uhr

Die trügerische Korrektur

Whow! Was ist denn am Dienstag passiert? Der Dow schoss um 391 Punkte nach oben. Und Gold musste gleichzeitig Schläge einstecken - der Preis fiel um 33 Dollar und schloss bei 887 Dollar. Öl hielt sich stabil bei 100 Dollar. Der Dollar ist gegenüber dem Euro gestiegen - auf 1,55 Dollar.

Gleich am nächsten Morgen tauchten die Märkte aus Asien bereits auf. DIe Bankenkrise ist vorbei, hieß es in einer Schlagzeile von Bloomberg. Die schlechten Nachrichten sind schon im Preis eingerechnet. Wenn Sie den Berichten glauben, dann markierte der Abgang von UBS-Chef Marcel Ospel den absoluten Tiefstpunkt des Niedergangs im Finanzsektor. Von hieraus kann es nur aufwärts gehen.

Was soll man von all dem halten? Nun, wir wollen einen Schritt zurücktreten und uns die Sache einmal ansehen. Die Gefahr ist natürlich, dass die Märkte signalisieren, dass ich absolut falsch liege. Den Aktien geht es gut... Gold geht es nicht gut. Genau das könnten die gestrigen Nachrichten uns berichten.

Wenn es so ist, dann will ich meinen Trade des Jahrzehnts jetzt sofort abschließen, mich irgendwo in einem Kloster verkriechen und meine gesamte Weltanschauung überdenken. In dünner Luft und bei schwachem Licht und ohne verfügbaren Alkohol werde ich vermutlich in der Lage sein, die Sache klarer zu sehen. Ich werde dann feststellen, dass Papiergeld wirklich eine gute Sache ist; das Alan Greenspan und Ben Bernanke nicht nur Genies sind, sondern sogar Heilige, und dass die Wall Street Tag und Nacht zum Besseren der Menschheit arbeitet; und das heute die Zeit ist, Gold fallen zu lassen und Aktien zu kaufen.

Vielleicht. Zuerst muss ich anmerken, dass ganz egal, wie der langfristige Trend auch aussehen mag, er nicht hingehen wird, und seine Ankunft ankündigen wird, wie der neue Botschafter des königlichen Hofes. Vielmehr wird er sich hereinschleichen wie ein Dieb in der Nacht. Wir werden nicht einmal erkennen, dass er da war, bis wir am nächsten Morgen entdecken, dass das Silber nicht mehr da ist.

Wenn ich mich umsehe, dann sehe ich eine seltsame und ganz beachtliche Szene. Auf dem Titelblatt der gestrigen Ausgabe des Independent gab es beispielsweise ein Photo von einer langen Schlange von Menschen, die sich in New York für Lebensmittelmarken anstellen.

"Weltwirtschaftskris" lautet die Schlagzeile. ...

"Lebensmittelmarken sind in den USA ein Symbol der Armut.

In den Zeiten der Kreditkrise sind heute 28 Millionen Amerikanern von Lebensmittelmarken abhängig, um überleben zu können - ein deutliches Zeichen, dass das reichste Land der Welt einer Wirtschaftskrise entgegenblickt."

Auch hier sehen wir wieder die traurige Entwicklung in den USA seit dem Ende der sechziger Jahre. Damals erhielten weniger als fünf Millionen Menschen Lebensmittelmarken. Heute leben mehr als sechsmal so viele Menschen davon und das nach dem angeblich größten Boom, den die Menschheit je gesehen hat.

Wir wissen natürlich, liebe Leser, dass dieser Boom trügerisch war. Er hat die Inder und die Chinesen sehr, sehr viel reicher werden lassen. Aber die Amerikaner blieben außen vor. Sie fingen an, ihr Vermögen auszugeben und anstatt mehr davon aufzubauen.

Und heute, 26 Jahre nachdem der Boom begann, stellen die Amerikaner fest, dass sie mehr Menschen an mehr Orten mehr Geld schulden, als je in ein anderes Volk. Schlimmer noch... während die Löhne bei unseren Kontrahenten - Russland und China - nach oben gingen, verdient ein Durchschnittsverdiener heute in den USA ungefähr genauso viel wie zur Zeit Carters.

Und um es noch schlimmer zu machen, blicken wir heute einer Konjunkturabschwächung entgegen. Vergleiche mit den Dreißigern kommen immer wieder auf. Der letzte landesweite Rückgang am Immobilienmarkt ereignete sich in den Dreißigern. Schon seit den Dreißigern hat es im Finanzsektor keine solche Krise mehr gegeben.

Und das letzte Mal, dass es einen solchen Lärm gab, die Wall Street zu drängen, sich zu reformieren, war - Sie haben es schon fast erraten - in den Dreißigern.

Und doch, trotz all dieser Reden über die Depression, frage ich mich - wo ist sie? Sie ist nirgends.

Bislang war die Krise genauso trügerisch wie der Boom, der ihr voranging. In der wahren Weltwirtschaftskrise der Dreißiger sind tausende amerikanischer Banken gescheitert. Wie viele sind in der jüngsten Zeit gescheitert? Einer von vier Arbeitnehmern (damals normalerweise Männer) hatte während dieser Krise keine Stelle. Heute beträgt die offizielle Arbeitslosenquote einer von zwanzig.

Während der Weltwirtschaftskrise war das Wirtschaftswachstum negativ. Aber soweit ich weiß, ist das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts immer noch positiv. Der Internationale Währungsfonds, der der Zeit immer ein bisschen hinterher ist, sagt, dass die USA für das Jahr 2008 einen 0,5%iges Wachstum verbuchen werden.

Und wie sieht es am Aktienmarkt aus? Der Dow hat seinen Gipfel am 3. September 1929 erreicht, mit 381 Punkten... dann brach er ein... kam zurück... und sank wieder. Als es dann vorbei war, war der Dow auf 41 gesunken. Diesmal ist der Dow bislang um 7% zurückgegangen.

Und am Dienstag ist er um mehr als den Gesamtwert des Dows im Jahr 1929 zurückgekommen. Amerikanische Aktien werden immer noch mit einem KGV von 18 gehandelt - vergleichen mit dem KGV von kaum 8 am Tiefstpunkt in den Dreißigern.

Die offensichtliche Frage lautet: Wo ist die Depression? Die offensichtliche Antwort: Es gibt keine… zumindest noch nicht.

Die offensichtliche nächste Frage: Was verursacht dann all die Probleme?


© Bill Bonner
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Kapitalschutz Akte" / goldseiten.de