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Verfasst von Bill Bonner am 03.04.2008 um 8:31 Uhr

Flickwerk?

Das Wochenende gab den Leuten Gelegenheit, nachzudenken. Zu schade. Gedanken haben zu Handlungen geführt, und das wiederum zu Schwierigkeiten. Worüber die Kommentatoren, die Experten und die Politiker nachdenken ist, wie man die Probleme an den Kapitalmärkten "flicken" könnte. Die meisten von ihnen könnten natürlich noch nicht einmal einen platten Reifen flicken. Aber das hält sie nicht auf.

Sie stellen sich vor, sie könnten das Loch im weltweiten Finanzsystem finden und es dann mit einem Flicken reparieren.

"Die USA bereiten sich auf eine Instandsetzung der Finanzregulierung vor", heißt es in einer großen Schlagzeile der europäischen Ausgabe des Wall Street Journals. Der Artikel fährt fort, indem er beschreibt, dass eine ganze Reihe von Veränderungen in unsere Richtung unterwegs ist.

Soweit ich sagen kann, bedeuten diese Veränderungen nichts - sie sind einfach eine Umsortierung auf den Schreibtischen der Bürokraten. Das ist der Plan, der von Hank Paulson verfolgt wird, einstiger Vorstandsvorsitzender von Goldman und heute der oberste Mann im Finanzministerium.

Kritiker klagen, dass es nicht weit genug reicht dass es in Wahrheit eine Erweiterung des "Deregulierungstrends" sei, der uns überhaupt erst in die Schwierigkeiten gebracht hätte. Ein gesamter Chor der Heulsusen verlangt heute nach einer Wieder-Regulierung der Finanzinstitutionen - mit starker Betonung der Hypothekenkredite.

"Das Freie-Markt-Denken muss aufgrund der amerikanischen Wirtschaftskrise Schläge einstecken", heißt es in einem Bericht von AFP, "Finanzspritze für Hypotheken durch Bush ist in Arbeit", fügt die New York Post hinzu.

Ach je, "Verbesserungen" scheinen unumgänglich.

Laut Martin Wolf von der Financial Times war der 14. März 2008 der "Tag, an dem der Traum starb". Der Traum war der Traum eines "globalen, freien Kapitalismus", heißt es in dem Bericht. Der Weckruf der Welt kam, so fährt er fort, als die Zentralbank sich dazu entschlossen hat, Bear Stearns eine Finanzspritze zukommen zu lassen."

Der Traum war eher so etwas wie eine Halluzination, meiner Meinung nach. Ich kann mir vorstellen, dass wir in einer Welt des freien Marktes leben. Aber die Zentralbanken der Welt haben die Preise der Kredite festgelegt, sie haben die Inflationszahlen nach oben getrieben und währenddessen immer Geld gedruckt.

Heute, wo die Krise greifbar ist - ausgeschmückt und überzogen durch die Zentralbankplanung - sind die langen Messer für die "freie Marktwirtschaft" gewetzt. Das “Angelsächsische Modell - so sehr es auch voller Illusionen, Betrügereien und Absurditäten sein mag - ist immer noch das beste Modell, denn es erlaubt es dem Dummkopf, sich schnell von seinem Geld zu trennen.

Jedes andere Modell verlangsamt den Prozess lediglich… und schmiert die Gänge mit besonderen Privilegien, Schutzmechanismen und Diebstahl, der durch die Regierung ermöglicht wird. Das wahre Problem an den heutigen Kapitalmärkten ist nicht so sehr, dass die Maschinerie des Kapitalismus nicht funktioniert, sondern viel mehr, dass sie funktioniert.

Und das wollen die Reformer aufhalten.

Sie wollen den Markt "richten"... so wie man eine herumstreunende Katze "richtet" - so dass sie keine Jungen mehr bekommen kann. In Wahrheit wollen sie den Markt kastrieren... so dass er ein süßes Schmusetier bleibt, aber keine Probleme macht.

Bislang haben die amerikanischen Hausbesitzer vermutlich ungefähr 12% des Vermögens verloren, von dem sie dachten, dass es in ihren Häusern stecken würde. Der gesamte Kapitalwert des Marktes der Wohnimmobilien liegt bei ungefähr 20 Billionen Dollar. Also entspricht ein Verlust von 12 Prozent ungefähr 2,4 Billionen Dollar.

Einige wenige ausländische Immobilienmärkte sind noch härter getroffen: Irland, Spanien und Island beispielsweise. Die Wertpapiermärkte sind von ähnlichen Verlusten getroffen worden. Wertpapierfonds haben allein zusehen müssen, wie 100 Milliarden Dollar von nervösen Investoren herausgezogen wurden.

Aber hier kommt etwas Erstaunliches: "In einer widrigen, weltweiten Krise, haben die amerikanischen Märkte nicht so schlecht abgeschnitten", heißt es in einer weiteren Schlagzeile des Wall Street Journals.

Alles in Allem sind die amerikanischen und die kanadischen Märkte um nur 15% gefallen - und das bedeutet, dass die Wertpapiere der Welt Verluste von 4,5 Billionen Dollar unter ortsspezifischen Währungsbedingungen verloren haben... oder ungefähr 3 Billionen, wenn man den amerikanischen Dollar veranschlagt. (Der Dollar ist in dieser Zeit gefallen, so dass die Investoren, die in Dollar investieren, weniger an den internationalen Märkten verloren haben, als die ortsansässigen Investoren.)

Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass diese gewaltigen Reduktionen beim veranschlagten Wohlstand der Investoren schwer auf der Deflationsseite der Waage lasten. Das Geld, von dem die Leute glaubten, dass sie es haben, verschwindet.

Für einen Investor in Hedgefonds bedeutet das verlorene Geld vielleicht nicht mehr, als der Verlust einer Ziffer in seinem Portfoliobericht. Aber die Verluste können einen einfachen Hausbesitzer zwingen, dass er seinen Lebensstandard ändert - und seine Ausgaben zurückfährt, um den Haushalt der Familie ausgleichen zu können.

Denn er hat nicht nur weniger Geld, die Kosten steigen gleichzeitig. Alle drei Monate kauft das amerikanische Landwirtschaftsministerium eine typische Tüte mit Lebensmitteln.

In diesem Quartal war der Preis gegenüber dem Vorjahr um 8,9% gestiegen.

Und Benzin? Es ist in den vergangenen 12 Monaten um 64 Cent pro Gallone gestiegen. "Der wirtschaftliche Abwärtstrend verschlimmerte sich im März", schreibt Money Week. Ein guter Teil der Weltwirtschaft scheint in Richtung eines Konjunkturrückgangs abzudriften - trotz der Bemühungen der Verantwortlichen, das Geld weiter fließen zu lassen.

"Eine Kapitalverknappung droht, trotz der jüngsten Schritte der Zentralbank" berichtet das Wall Street Journal. Die Banken richten ihre Bilanzbögen wieder her; sie nehmen keine weiteren riskanten Kredite mehr auf sich. Analysten werden aus den bisherigen Leistungen der amerikanischen Märkte in diesem Jahr Hilfe und Wohlbefinden ziehen, sie werden es als ein Zeichen der Stärke ansehen, dass die amerikanischen Wertpapiere weniger zurückgegangen sind als andere.

Aber in Wahrheit ist es ein Zeichen der Schwäche.

Während die ausländischen Märkte in den vergangenen zehn Jahren in den Himmel geschossen sind, haben sich die amerikanischen Märkte überhaupt nicht gerührt. Nachdem sie nicht nach oben gegangen sind, gehen sie jetzt nicht nach unten. Und während sie sich überhaupt nicht bewegen, fällt der Wert des Dollars auch weiterhin... und löscht effektiv das Vermögen der Investoren aus.

Gemessen an dem, was sie an den Weltmärkten kaufen können, haben die amerikanischen Aktieninvestoren im letzten Jahrzehnt 25% bis 30% ihrer Kaufkraft eingebüßt. Sie werden vermutlich im Laufe des folgenden Jahrzehnts weitere 30% verlieren.

Und so wende ich meine müden Augen nach Japan. Die Sonne ist im Land der aufgehenden Sonne vor 18 Jahren untergegangen - als die japanische Blase an Luft verlor und der Nikkei einbrach. Japanische Behörenden haben seither stetig gepumpt - aber die Luft geht so schnell raus, wie sie reingeht. Allein in diesem Jahr hat der Nikkei 16% seines Wertes verloren und er ist damit auf ein Niveau gefallen, das weniger als ein Drittel seines Gipfels von 1989 ausmacht.

Ich gehe davon aus, dass das der Ort ist, an dem auch die amerikanischen Aktien enden werden - vielleicht in fünf Jahren... vielleicht in zehn Jahren.

Aber - nicht ohne Kampf. "Japans "verlorenes Jahrzehnt" liefert der Zentralbank düstere Aussichten", heißt es in einer Schlagzeile der Financial Times. "Die Aussicht ist, dass die Zentralbank schnell und aggressiv handeln sollte, um die Banken und die Hausbesitzer freizukaufen. Laut einer Legende, haben die japanischen Verantwortlichen gezögert. Sie sind gescheitert, als es darum ging schnell genug zu reagieren, so dass sie, als sie wirklich in Gang kamen, viel zu spät dran waren und der deflationäre Konjunktureinbruch war bereits auf dem Wege und ließ sich nicht mehr umkehren."

Ben Bernanke ist vor Jahren nach Japan hinübergegangen um Rat zu geben, wie man aus der deflationären Falle herauskommen könnte. Heute hat er die Gelegenheit, der Welt zu zeigten, wie man so etwas macht.

Wird er dabei Erfolg haben? Ich bezweifele es.


© Bill Bonner
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Kapitalschutz Akte"