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Ben bemerkt die Inflation

23.03.2008 | 8:36 Uhr | Miriam Kraus (Rohstoff Daily)
Eigentlich könnte ich ja sagen: ich habs gewusst! Hab ich es nicht die ganze Zeit gesagt?! Eindrücklich habe ich in den letzten Wochen meiner Meinung Ausdruck verliehen, dass uns bald eine Korrektur in den Rohstoffmärkten bevorsteht. Ich ging auch davon aus, dass sich irgendwann ein Quentchen wiedererwecktes Vertrauen in die Aktienmärkte einstellen dürfte. Wenn dies geschieht, werden natürlich die Safe-haven-Positionen in den Rohstoffen liquidiert um Kapital umzuschichten. So weit dazu! Habe ich’s gewusst?! Ich bleibe vorsichtig dabei diese Aussage zu treffen.

Warum? Nun, obgleich die US-Aktienmärkte wieder zugelegt haben und die Rohstoffpreise die von mir erwartete Korrekturbewegung angetreten haben, wäre ich trotzdem vorsichtig dabei bereits heute die Entwarnung zu geben und den Höhepunkt der Krise als überstanden anzusehen. Obgleich ich vor allem die Korrektur der konjunkturabhängigen Rohöl- und Basismetallpreise nur begrüßen kann, denn das bedeutet, dass sich schließlich erstens die Spekulanten endlich aus dem Markt verziehen und ihre Blase mitnehmen und zweitens endlich wieder fundamentale Bewertungen über der Hysterie angesiedelt werden. Vernunft ist mir nach wie vor lieber als Emotion!


Hat Ben den Stein ins Rollen gebracht?

Als eifriger Daily-Leser wissen Sie sicher, dass ich so etwas wie den Stein des Anstoßes schon seit einiger Zeit erwarte. Möglicherweise hat FED-Chef Ben Bernanke diesen tatsächlich ins Rollen zu bringen vermocht. Denn Ben hat inzwischen die Inflation bemerkt! Nachdem die FED ihren Leitzinssatz "nur" um 75 Basispunkte auf inzwischen 2,25% gesenkt hat, ließen es sich die Offiziellen nicht nehmen noch darauf hinzuweisen, das "Zeichen für Inflationserwartungen stark gestiegen sind". Hört, hört! Zwei der Verantwortlichen hatten sogar gegen einen so massiven Zinssenkungsschritt votiert.

Der Markt reagierte- vielleicht wie geplant?! Der US-Dollar legte wieder zu auf 1,5418 USD gegenüber dem Euro heute Mittag, die Rohstoffpreise purzeln (Gold notiert inzwischen schon bei 920 USD pro Unze) und mit ihnen die Rohstoffwährungen, die Währungen Rohstoffproduzierender Länder. AUD, CAD, Rand und der chilenische Peso, alle gaben sie ab gegenüber dem US-Dollar.

Warum? Weil die FED den Leitzins senkte, wieder einmal und damit eigentlich die Inflation eben nicht bekämpft. Aber nun gut, es hat offenkundig funktioniert. Wenn es hilft soll es mir ja auch Recht sein. Denn schließlich geht es um den Konsens des Glaubens der Marktteilnehmer. Das heißt wenn der Markt an etwas glaubt, dann handelt er danach. Nach ihm die Sintflut! (Verzeihen Sie, ich bin offenkundig bereits auf Ostern eingestellt. ;-) Zurück zum Markt.)

Nun, erklärtes Ziel des Ben Bernanke ist es die Wirtschaft zu retten. Dafür muss er Vertrauen aufbauen. Wenn ihm dies gelingt, erleben wir gerade die letzten Ausläufer des Höllentals der Krise.


Was mir aber dennoch zu denken gibt!

Der Markt wird nun schon seit einiger Zeit von den Emotionen der Marktteilnehmer getrieben. Dazu gehören die massiven Kapitalumschichtungen in die Rohstoffmärkte ebenso wie der Absturz der Aktienmärkte. Vertrauen, egal in wen, hat eben auch sehr viel mit Emotionen zu tun. Und die Turbulenzen, welche wir in dieser Woche gesehen haben, sind ebenfalls nichts anderes als ein Ausdruck stark emotionalen Verhaltens. Vielleicht hilft und hält es, aber irgendwann dringen sie ins Bewusstsein zurück die Fundamentals.

Wenn ich die ganze Sache also von einem fundamentaleren Standpunkt aus betrachte, dann geben mir doch noch so einige Dinge Grund zur Besorgnis: Da wären als erstes die Banken, die erstens offenkundig noch immer nicht alle in trockenen Tüchern sind und denen möglicherweise noch weitere Abschreibungen bevorstehen. Sogar um die größte Schweizer Bank UBS wird noch immer gebangt. Schade, dass nur sehr wenige einen Einblick in die wahren Verhältnisse der Großbanken haben. Zweitens machen mir die US-Kreditkarten Sorgen. Die US-Wirtschaft beruht zu 70% auf dem privaten Konsum und der wird eben auf Pump finanziert. Inzwischen sollen wohl schon mehr als 915 Milliarden USD an Kreditkartenschulden aufgehäuft worden sein.

Schlimm sind vor allem die horrenden Zinsen, nicht nur bei Überziehung des Kreditrahmens, sondern auch wenn die Schuld in Kleinbeträgen abgestottert wird. Zwar haben inzwischen einige Kreditgeber reagiert indem sie den Kreditrahmen gesenkt haben, wer aber schon knietief drinsteckt, dem hilft das auch nichts mehr. Und wenn er am Ende zahlungsunfähig ist, dann ist wirklich keinem mehr geholfen. Drittens glaube ich nicht, dass für den US-Dollar jetzt schon der wahre Wendepunkt gekommen sein kann. Denn die Inflation ist nach wie vor ein bestehendes Problem, welches den US-Dollar über kurz oder lang wieder unter Druck setzten könnte. Wirklich positiv ist nur viertens: fundamental betrachtet erhalten nach wie vor und vor allem die Rohstoffe Unterstützung.

Was das heißt?!

Vor allem erst einmal abwarten. Die nächsten Wochen dürften sich als weiterhin und möglicherweise zunehmend turbulent erweisen. Vor allem wenn noch weitere Probleme aus dem Bankensektor laut werden. Nach dem Sturm könnten wir aber dann zunächst die Tiefs in den Aktienmärkten gesehen haben. Für die Rohstoffe gilt es ebenso abzuwarten, da hier die Korrekturbewegung erst begonnen hat. Gold und Öl könnten im Laufe der nächsten Wochen durchaus noch weiter abgeben, aufgrund der Kapitalumschichtungen. Dann allerdings ergibt sich eine wahrhaft günstige Einstiegsmöglichkeit bevor neue Hochs angestrebt werden.


© Miriam Kraus
Quelle: Auszug aus dem Newsletters Rohstoff-Daily