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Verfasst von Bill Bonner am 13.02.2008 um 8:26 Uhr

Was zahlt sich aus?

Zuerst die grundlegenden Tatsachen: Ende vergangener Woche ist der Dow wieder ein wenig gestiegen. Der Dollar ist auch nach oben gegangen. Dir Rohstoffe haben einen neuen historischen Höchstwert erreicht, der CRB lag bei 508 und Weizen bei mehr als zehn Dollar pro Scheffel. Die amerikanischen Erträge für Frühjahrsweizen werden auf 25% unter dem Vorjahr prognostiziert. Gold stieg um 10 Dollar - auf 910 Dollar, und ist dann noch drei weitere Dollar nach oben geklettert nachdem der Markt geschlossen hatte.

Aus einer inflationären Sichtweise sind das positive Zeichen. Die Verantwortlichen haben eine verzweifelte Angst, dass die Preise fallen könnten. Sie tun alles, damit die Party weiter laufen kann.

Es ist entweder "Inflation... oder der Friede der Friedhöfe” wie ein argentinischer Volksvertreter einst feststellte. Inflation oder der Tod! Ein Boom... oder eine Krise! Nun, hmm... ja.

Und dennoch scheinen die Partygäste ihre Jacken anzuziehen, einer nach dem anderen, und sich auf den Weg zur Tür zu machen.

Wenn der Friede auf den Friedhöfen wirklich an uns hinauf kriecht, dann sollten wir erleben, dass die Verbraucher ihre Ausgaben einschränken. Und die großen Einzelhändler sollten das bestätigen. Und tatsächlich Wal-Mart - der amerikanische Outlet-Store der Chinesen - "führt die Parade der verpassten Verkaufszahlen an", heißt es in einem Bericht auf CNNMoney.

"Ich gehe davon aus, dass diese Ergebnisse zeigen, dass der Kern der einkommensschwachen Einkäufer und heute auch die Haushalte der Mittelschicht, die dort einkaufen, sich einschränken müssen."

"Der Einzelhandel kämpft, nachdem die Amerikaner kürzer treten", meint der International Herald Tribune. "Sie haben es hier die fortgesetzte Entfaltung eines Rückgangs der Verbraucherausgaben zu tun", sagt ein anderer Experte für die Verkaufszahlen des Einzelhandels.

Das ist die nächste große Geschichte, liebe Leser - kürzer treten, auskommen, sich einschränken.

Heute noch kaum auf dem Radarschirm, rückt die Sparsamkeit immer stärker in den Fokus. Bislang ist es den Leuten noch ein bisschen peinlich... sie schämen sich, dass sie sich einschränken müssen. Aber schon bald wird es weiter verbreitet sein... modisch... und irgendwann auch obligatorisch.

Der Kapitalismus ist ein Moralsystem, kein Wirtschaftssystem. Er belohnt Tugend und bestraft Fehlverhalten und nach der Strafe... kommt die Buße... und dann eine neue Wertschätzung der Tugend.

"Die Tugend ist das, was sich einst auszahlte", sagte ein Ökonom mit einem gerissenen Blick und einem Namen, den man leicht vergisst. Und wenn dieser Wirtschaftler, dessen Namen mir nicht einfällt, das nicht gesagt haben sollte, dann habe ich es gesagt.

Geld sparen, Selbstdisziplin, Duldsamkeit - all das sind Tugenden, weil sie sich in der Vergangenheit ausgezahlt haben. Nicht in jedem einzelnen Jahr... nicht bei jedem Trend... aber ganz allgemein, langfristig, haben sie sich ausgezahlt. Sie werden wieder Tugenden werden, denn sie werden sich wieder auszahlen.

Geldverschwendung, gedankenlose Ausgaben und Verschuldung werden bald als soziale Entgleisungen angesehen werden... als Fehlverhalten... und als schlechter Geschmack.

Die Volksvertreter werden natürlich alles in ihrer Macht stehende tun, um das Sparen zu verhindern. Geringere Zinssätze und steigende Verbraucherpreise raten vom Sparen ab. Aber der Kampf zwischen Mr. Market und den Marktmanipulatoren ist so alt wie der Kampf zwischen Tugend und Laster.

Manchmal gewinnt die eine Seite, manchmal die andere. Aber am Ende wird das, was passieren muss, früher oder später auch passieren. Wenn die Verbraucher sich einschränken müssen, dann schränken sie sich ein.

Die Leute tun das, was sich auszahlt. Doch was zahlt sich heute aus?

Es zahlt sich aus, Geld zu sparen. Aber nicht in Dollar oder in irgendeiner anderen Papierwährung. Die Marktmanipulatoren sind für alle verantwortlich und sie sind entschlossen, sie fallen zu sehen.

"Die Europäische Zentralbank bleibt fest, signalisiert aber eine neue Denkrichtung", lautet eine Schlagzeile im heutigen International Herald Tribune. Zuletzt ist der Dollar gegenüber dem Euro gestiegen. Die Spekulanten dachten, die EZB würde ihre Drohung, die Zinssätze anzuheben, um der Inflation zu begegnen, nicht wahr machen.

Sie hatten Recht. Stattdessen blieben sie auf der Stelle stehen - und gaben zu bedenken, dass eine wirtschaftliche Abschwächung in den USA die Nachfrage reduzieren könne und damit den Inflationsdruck auf Europa entspannen."

Die Bank of England hat jedoch ihren Leitzinssatz um einen Viertelprozentpunkt gesenkt. Und die EZB sagt, sie würde eventuell das Gleiche tun. Sowohl das britische Pfund als auch der Euro sind gegenüber dem Dollar gefallen.

Zweckmäßig oder richtig

Im ersten Kapitel habe ich darauf hingewiesen, dass der Kapitalismus ein Moralsystem ist. Langfristig zahlt es sich aus, Geld zu sparen... sorgfältig zu investieren... hart zu arbeiten und unnötige Ausgaben zu vermeiden. Der Kapitalismus wird Sie dann belohnen.

Es ist ein System, das Tugend belohnt und Fehleinschätzungen bestraft. Aber es gibt Zeiten, in denen sich Fehleinschätzungen auszahlen scheinen. Wenn die Preise steigen - so wie während der Immobilienblase in den Jahren zwischen 1997 und 2007 - dann kann es so wirken, als wäre man ein Dummkopf, wenn man dabei nicht mitmacht.

Es ist so, als würde am anderen Ende der Straße eine große Party stattfinden und man fühlt sich außen vor, wenn man nicht hingeht. Die Leute, die den besten Abend haben, sind die, die sich aufgemacht haben. Sie trinken viel, sie tanzen auf den Tischen. Sie kaufen Häuser, die sie sich nicht leisten können und verdienen Geld solange die Preise steigen. Sie kaufen die minderwertigen Kredite und erhalten höhere Rendite als bei solideren Krediten. Sie spekulieren mit chinesischen Aktien und wirken wie Genies.

"Ach kommt schon... macht mit", sagen sie. "springt auf, solange die Sache läuft... kauft ein neues Haus; behauptet einfach, dass ihr mehr verdient... und keine Sorge, der Gutachter wird schon mitspielen... und dann könnt ihr so viel leihen wie ihr wollt. Und anschließend schöpft ihr Eigenkapital ab, genauso wie alle anderen auch."

Derjenige, der sich an seine Prinzipien hält, fühlt sich wie ein hoffnungsloser Tattergreis... ein Verlierer und Dummkopf. Er spart und seine Ersparnisse verlieren ihren Wert an die Inflation. Er sucht nach Werten am Aktienmarkt - und kann nichts finden. Er fährt ein altes Auto… und hält sich an sein altes Haus, während seine Nachbarn sich immer weiter vergrößern.

Doch dann kommt die Korrektur... und der Nachbar sieht nicht mehr wie ein so großer Held aus. Immer und überall kann man tun, was zweckdienlich erscheint... oder man tut, was richtig erscheint. Manchmal ist der Unterschied schwer zu erkennen, oft nicht.

Als die Japaner im Zweiten Weltkrieg in China einmarschiert sind, verwendeten sie die Methode, ihre Gefangenen unter Wasser zu tauchen - sie tauchten sie in schmutziges, seifiges Wasser, bis sie gezwungen waren, das Wasser in ihre Lungen einzuatmen. Und dann zogen sie sie raus und prügelten das Wasser aus ihnen heraus und lachten über die Opfer, die auf dem Boden um Luft rangen.

Ich weiß nicht, welche nützlichen Informationen sie von ihren Opfern bekamen, aber ich habe keinen Zweifel, dass sie ihre Foltermethoden mit einer bekannten Entschuldigung rechtfertigten: Es war zweckdienlich.

In der gleichen unrühmlichen Epoche sind sowohl die Deutschen als auch die Sowjets in Polen einmarschiert. Die armen Polen waren dem Untergang geweiht. Die Bolschewiken umkreisten die polnischen Offiziere und ermordeten sie systematisch... und versuchten dann, es den Nazis anzuhängen. Es war nicht nett, aber es wäre sehr wenig zweckdienlich gewesen, wenn man diese Offiziere am Leben gelassen hätte, weil sie dann womöglich später eine Gefahr für die sowjetische Kontrolle dargestellt hätten.

Genauso bearbeiteten die Deutschen auf ihre Seite der Grenze die Polen und später in ganz Polen. Sie kreisten die Kommunisten... die Gewerkschafter... die Religionsführer... die Juden... und die, die Schwierigkeiten machten ein. Auch sie haben sich bei der Folter nicht zurückgehalten - nicht, wenn man damit das Leben der deutschen Soldaten retten konnte! Und dann zogen sie weiter, um Millionen zu ermorden.

Erlaubt man sich erstmal, das zu tun, was zweckdienlich ist... anstatt das zu tun, was richtig ist... dann ist man schon bald auf dem Weg in die Hölle.


© Bill Bonner
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Kapitalschutz Akte"