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Verfasst von Bill Bonner am 30.01.2008 um 9:46 Uhr

Gegen die Götter

Ein Notfalltreffen des "Börsensturz-Schutz-Teams" des Präsidenten muss Montagnacht einberufen worden sein. Jede andere Gruppe von Direktoren, die sich unerlaubt einigt, die Preise zu manipulieren, hätte, sagen wir, fünf bis zehn Jahre bekommen, mit Ausgang bei Wohlverhalten. Doch es war abgemachte Sache.

Die Zentralbank hat einen neuen Preis für die Kredite verkündet und abgewartet, wie die Massen reagieren würden. In diesem Falle waren die Reaktionen gespalten. Die Aktien in Asien prallten zurück. Der Dow beendete den Tag weiter unten. Und dann sah es am folgenden Tag so aus, als hätten diejenigen, die an den Schaltern sitzen, alle Karten neu gemischt; Gerüchte über einen Vertrag, mit dem die Wall Street vor weiteren Verlusten geschützt werden soll, haben den Dow um mehr als 300 Punkte nach oben gejagt.

Und damit dauert das schon lange gespielte Spektakel auch weiterhin an. Heute werde ich den Plot verdeutlichen, zum Nutzen derer, die zuletzt nicht aufgepasst haben.

Es gibt zahlreiche Hauptakteure. Doch sie lassen sich in zwei Lager aufteilen. In dem einen sind all die Protagonisten, die Prometheus gleichen - prominente Wirtschaftler und Politiker, beginnend mit Alan Burns, dem Vorsitzenden der Zentralbank, gefolgt vom sagenhaften Helden Alan Greenspan.

Gegenwärtig wird die Hauptrolle von Ben Bernanke mit Unterstützung von George W. Bush im Weißen Haus gespielt sowie von seinem Kollegen Mervyn King in England und Jean-Claude Trichet bei der EZB. Das andere Lager bilden, nun ja, die Götter.

Es ist eine altertümliche Geschichte, aber die aktuelle Handlung setzt im Jahr 1971 ein, als Richard Milhouse Nixon sich hereingeschlichen hat und das goldene Feuer der Götter stahl. Es ist nicht überraschend, dass die Götter darüber erbost waren. Sie hatten selbst das Metall in den Boden gesteckt.

Und die Leistungen von Gold, wenn es darum ging, stabile Preise zu gewährleisten, wurden von nichts übertroffen. Mit einer Unze Gold erhielt man 1950 genauso viel wie 1800 oder 1700, als Isaac Newton noch der Herr über die Prägeanstalt war. Aber die modernen politischen Wirtschaftler haben der Nummer 79 des Periodensystems den Rücken zugewandt.

Sie wollten Preisstabilität einer anderen Art… ein System, das sich vollständig von Gold abwenden konnte. Sie würden den Wert des Geldes selbst bestimmen. Sie brauchten nicht länger Gold, um sich abzusichern.

Hinsichtlich dieses Vorschlags sprach sich David Ricardo für die Götter aus: "Die Erfahrung zeigt, dass weder ein Staat noch eine Bank jemals die uneingeschränkte Macht hatte, Geld in Umlauf zu bringen, ohne diese Macht auszunutzen: In allen Staaten sollte daher die Emission von Papiergeld einer Kontrolle unterliegen und nichts scheint für diesen Zweck geeigneter zu sei, als die Ausstellung von Papiergeld an die Verpflichtung zu knüpfen, die eigenen Scheine entweder mit Goldmünzen oder -bullen zu bezahlen."

Und so wurde die Grenze gezogen. Wer würde siegen? Die Götter oder die Menschen? Für die Menschen war es neu, doch stellte sich die Frage, ob sich der Mensch, in den 190 Jahren seit Ricardo schrieb, in ein perfekteres Wesen verwandelt hat? Wird ein Land der Engel in der Lage sein, unter Berücksichtigung dieser einmaligen Gelegenheit, die ausländischen Kreditgeber kalt zu machen, indem man beliebig Dollar druckt, zu widerstehen?

Sie können die Antwort darauf gewiss raten, liebe Leser. Aber an dieser Erzählung ist besonders erstaunlich, dass es so lange dauert, sie zu erzählen. Und dann sind die Leute, wenn es unvermeidlich in die Richtung geht, in die es immer geht, wieder ganz erstaunt.

Es sah so aus, als würde diese Frage schneller geregelt, als die Preise in den Siebzigern aus dem Ruder gingen. Die Inflation im Juli 1971 war fast genauso wie die heutige – sie lag bei ungefähr 4,4%. Doch damals hielt Richard Nixon diese Inflationsrate für eine so große Bedrohung für den Staat, dass er Preiskontrollen eingeführt hat.

Und dennoch sind die Preise, ohne das Gold den Dollar stützte, gestiegen. Zehn Jahre später lag der Verbraucherpreisindex bei über 10%... und Gold war auf über 800 Dollar hochgeschossen. Die Götter hatten ihren Spaß. Doch dann betrat ein Koloss von einem Mann die Zentralbank "Tall Paul" Volcker handelte schnell, um das Papiergeld der Menschen zu retten.

Er straffte die Kreditbedingungen und drückte die Erträge auf die Schatzanleihen über zehn Jahre auf über 15%. Der Dollar legte wieder zu und die Götter gaben sich geschlagen. Die Menschen waren wieder stolz. Das Drama schien vorbei zu sein. Diejenigen, die mit ihren Füßen den Erdboden berührten, hatten triumphiert.

In den folgenden 20 Jahren sind die Krisen gekommen und gegangen. Und auf alle hat man reagiert, indem man das Geld der Menschen mit einem Mehr an Krediten und Bargeld aufgeweicht hat. Die Verbraucherpreisinflation hielt sich gering und Gold fiel im Preis.

Und nach 1999 waren Goldmünzen so ungefähr das einzige, was man in Baltimore noch offen auf einem Autositz liegen lassen konnte, ohne dass sich irgendwer die Mühe gemacht hätte, sie zu stehlen. Und noch im vergangenen November sprach William Poole, Präsident der Zentralbank von St. Louis, für das gesamte Menschengeschlecht und er klang wie Scipio nach der Zerstörung von Karthago. Er erklärte:

"Die heutigen Makroökonomen glauben nicht daran, dass eine Politik, die das Preisniveau stabilisiert und wirtschaftliche Aktivität steigert, zu einer Katastrophe führen muss... Investoren und Unternehmen haben so viel Anreize wie eh und je, ihre Risiken in angemessener Weise zu behandeln. Das, worum sie sich nicht kümmern müssen, sind makroökonomische Risiken von einem großen Ausmaß, wie so häufig in der Vergangenheit."

Doch in dieser Woche schienen die makroökonomischen Risiken so groß wie nie zuvor. Was ist schief gelaufen? Die Götter hatten eine Falle gestellt. Zwischen Nixon und der zweiten Regierungszeit Bushs hat das geringe Maß der Verbraucherpreisinflation dazu geführt, dass sich unsere Helden vertan haben.

Nachdem die Qualität des Geldes keiner offensichtlichen Gefahr ausgesetzt war, erlaubten sie sich selbst immer mehr davon zu drucken. Geld stand für jeden zur Verfügung, der darum bat. 25 Jahre lang ist der Preis von Krediten gesunken und das führte dazu, dass die Amerikaner immer mehr Geld geliehen und ausgegeben haben... bis sie irgendwann zu viel Geld geliehen und ausgegeben haben...

Und nach der bescheidenen Rezession der Jahre 2001/2002, ist die Menge des Geldes sogar noch schneller nach oben geschossen - drei bis viermal so schnell wuchs die Geldmenge gegenüber dem Bruttoinlandsprodukt. Schicke neue Instrumente - ARMs, SIVs, CDOs, Swaps und MBSs - haben den Leuten sogar noch freieren Umgang mit dem Geld erlaubt. Doch dann haben die Götter sich vor Lachen gekugelt.

Gold ist gegenüber dem Preis von 1999 um das Dreifache gestiegen. Öl hat 100 Dollar pro Barrel bereits erreicht. Der Immobilienmarkt steht auf wackeligen Füßen... die Kreditmärkte sind eingebrochen... und dann sind die Aktien gefallen.

Und jetzt ist Mr. Bernanke in Panik ausgebrochen. Er bietet einer Welt, die schon zu viel Geld und Kredit hat, sogar noch mehr an.

Natürlich weiß ich nicht, wie dieser Wettkampf ausgehen wird. Aber ich setze auf die Götter.


© Bill Bonner
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Kapitalschutz Akte"