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Verfasst von Dietmar Siebholz am 28.09.2007 um 10:12 Uhr

Gibt es noch weitere Kräfte, die auf den Gold- & Silbermarkt einwirken?

Gibt es neben der Unsicherheit an den Finanzmärkten noch weitere Kräfte, die es am Gold- (und Silbermarkt) zu beachten gäbe?

Derzeit werden viele Argumente herumgereicht, warum sich in den letzten Wochen der Goldpreis und mit ihm auch der Silberpreis (und zwar zeitverzögert) so dynamisch nach oben bewegt haben. Ich bin der Auffassung, hier haben viele Faktoren ihren Einfluss genommen; ich möchte sie aufzählen und erläutern, damit Sie auch Ihre eignen Gedanken an diesen von mir zusammengetragenen Argumenten messen können.

Die leichteste Erklärung wird die sein, dass jetzt auch dem unbedarftesten Leser und Marktteilnehmer klar geworden sein müsste, wie fragil unser Finanzsystem eigentlich ist. Meine erste Frage nach dem ersten Tag der Unsicherheit bei der IKB war einfach: "Warum 200 Mrd. € als Liquiditätshilfe von der EZB zur Verfügung gestellt werden, wenn das Risiko nach Aussagen aller wichtigen Funktionäre kumuliert damals nur bei ca. 50 Mrd. € lag und kein Institut ähnliche Probleme wie die IKB" hatte. Natürlich haben sie alle gelogen und das müssen Sie sich auch für die Zukunft merken: Nichts stimmt bei den Fakten, denn die Betroffenen wissen spätestens nach Northern Rock, was sie von solchen allgemeinen Besänftigungsaussagen zu halten haben. Und: Wir haben erst ein kleines Eckchen vom Leichentuch gehoben…

Es gibt eine zweite Erklärung, die mich mehr überzeugt. Das ist die charttechnische Lage. Beide Edelmetalle waren in ein Chartbild hineingewachsen, das ein Verlassen des Charts in eine fast vorbestimmte Richtung nahe legte, nämlich den Ausbruch bei Gold über 680 US$ und bei Silber über 13,00 US$ je Unze. Lange genug hatten sich die Preischarts auf diesen Ausbruch vorbereitet. Die Charts sind aber nur für die visuelle Lage verantwortlich, die Hintergründe für den Ausbruch sind damit nicht erklärt.
Dass der US-Dollar schwach ist, das wissen alle. Wer Kriege führt, ohne Werte als Kriegsbeute einzunehmen, muss diese Kriege durch Geldschöpfung finanzieren (und damit Inflation für die Bürger). Dass die Notenbanken je nach Grad der politischen Abhängigkeiten daran gehen, ihre Dollarbestände ab- und ggfl. Goldbestände aufzubauen - einige Notenbanken verkaufen ja noch Gold gegen US-Dollars (aus meiner Schulzeit kommt mir da der damals von uns geprägte Spruch "Nur die allerblödsten Kälber wählen ihre Metzger selber." in den Sinn) dürfte auch kein Geheimnis mehr sein. Es müssen also weitere Gründe vorliegen.

Es steht an zu vermuten, dass die Verkäufer - natürlich außerhalb der oben genannten Notenbanken wie Spanien, um ihre bedenkliche ökonomische Lage zu verbessern (warum eigentlich, sie können doch ihre Liquiditätsprobleme wegen der EURO-Bindung doch gelassen auf die anderen Mitgliedsstaaten abwälzen?) immer zurückhaltender werden und die (unbekannten) Käufer immer mehr ihre Zurückhaltung aufgeben. Wissen die Käufer mehr als wir? Es ist zu vermuten.

Was kann die Verkäufer (ich meine damit die Notenbanken, die ja dringend daran interessiert sein müssen, dass die Bürger in der globalisierten Welt nicht entdecken, wie dünn des Kaisers Kleider (sprich: Der Wert ihrer Papierwährungen, die die Notenbanken nach Belieben drucken, per Computer entstehen und an die großen Finanzinstitute verteilen können) - ohne eigene Leistung versteht sich - tatsächlich sind. Banken und Notenbanken sind aber davon abhängig, dass ihnen die Wirtschaftssubjekte vertrauen und keine Handlungen vollziehen, die ein Ende dieses schönen Spiels "Monopoly mit legalem Falschgeld und sichere Ausbietungsgarantie im Falle der Fehlspekulation" bedeuten würden. Die Inhaber von Gold z.B. sehen das anders; der Umfang des Goldes, das als Schrott zurückgegeben wurde, hat sich um 27% reduziert. Man behält also sein Altgold lieber, ehe man es in den schönen bunten Scheinen oder in den sicheren Staatsanleihen anlegt.

Sie wissen, dass ich mich in der GATA engagiert habe, jener Gesellschaft, die seit dem Jahre1999 versucht, Aufklärung über die den Goldmarkt beeinflussenden Fakten zu schaffen, was verständlicherweise nicht im Interesse der Betroffenen liegt. Zu Beginn ihrer Aktionen noch belächelt, gehört GATA nun zum "Establishment".

Vielleicht deuten einige Hinweise darauf, dass GATA mit einigen Vermutungen recht hatte; wenn diese stimmen sollten - dann dürfte ein Dammbruch bei der Versorgung der Edelmetallmärkte mit Material dann bevorstehen, wenn die Investitionen in die Edelmetalle weiterhin stärker zunehmen. Kurz gesagt, es deutet sich eine Situation an, dass den Notenbanken die Munition ausgeht, also ein Ende der Interventionen (GATA nennt dies "Manipulation") bevorsteht.


Starker Tobak? Dann suchen Sie bitte nach Antworten auf folgende Fragen:

Prof. Sutton, der bei der letzten Art Inventur der US-Goldbestände Anfangs der 70-er Jahre teilnahm, schrieb in seinem Buch "War on Gold" auf den Seiten 104 bis 111, dass von den US-Goldunzen aus Staatsbesitz lediglich ein Anteil von 20% an handelbarem Gold festgestellt wurde. Der Rest waren Goldbarren, die aus dem Umschmelzen von Münzen aus der Zeit der Konfiskation in den Jahren 1933 ff. entstanden waren. Dieses Gold hat aber nur eine Feinheit von 915/1000, nicht den für den Handel erforderlichen Gehalt von 995/1000 und höher. Warum verkaufen die USA nicht Gold, um ihren Dollar zu stützen? Wahrscheinlich, weil dieses Gold offenbar nicht handelbar ist. Die USA wird schon ihren Einfluss dahingehend geltend machen, dass die anderen Notenbanken, die handelbares Gold besitzen, den Goldmarkt unter Kontrolle halten, so lange es geht. So wurde schon in den 60-er Jahren im Londoner Gold-Pool und dann auch kurz vor Schließung des Goldfensters durch Nixon im Jahre 1971 gehandelt. Es wird auch diese Mal so sein.

Der segensreiche Gordon Brown, früher einmal Schatzkanzler aus Großbritannien und Verantwortlicher des größten Goldhandelsflops - nämlich dem Verkauf von mehr als 300 to englischen Goldes zu Tiefstpreisen und Anlage des Erlöses in US-Dollars und Euros, ist heute Prime Minister und schlägt den Verkauf von IWF-Gold vor. Warum verkauft er kein englisches Gold, wo er doch dies als PM könnte? Ein Bericht aus dem Metalbulletin vom 19.09.2007 könnte die Antworten geben. Ihr Gold ist nach Auffassung der London Bullion Market Association LBMA nicht marktfähig. Es wird wohl die gleichen Mängel wie das US-Gold haben, die falsche Reinheit oder es wurde schon schlicht - wie GATA vermutet - schon über den Gold Carry Trade verdisponiert d.h. verfügt. Der Bericht von Metalbulletin sagt deutlich, dass kaum einer von den für die englische Regierung gehaltenen Barren eine Gutachterbestätigung ausweisen kann, kein Nachweis über den Gehalt hat und sogar "Ingots" d.h. andere am Markt nicht als handelbar bekannte Formen aufweist, ja sogar Goldmünzen hierunter eingerechnet wurden, zu gut Deutsch, nicht am Goldmarkt handelbar d.h. verkäuflich sind.

Die gleichen Phänomene stellt man derzeit auch in Spanien fest; auch dort hat man durch den Ausverkauf des spanischen Goldes einen Zustand erreicht, an dem bezweifelt werden darf, ob die in der Buchhaltung ausgewiesenen Restbestände noch kurzfristig auf den Markt kommen können, wenn die Nachfrage nach Gold (und Silber) weiter steigen sollte...
Das Ganze erinnert sehr an die Analyse eines Heizöltanks, wenn der Ölfluss trotz vorhandenen Restbestands aufhört, weil der Bodensatz nur noch eingeschränkt verwen-det werden kann. Es ist zwar noch Öl im Tank, aber man müsste es von den Füll- und Sinkstoffen befreien, um es nutzen zu können. Im Gegenteil zum Öltank kann man den Goldbestand jedoch nicht messen, weil keine große Notenbank seit mehr als 30 Jahren eine reale Inventur vorgenommen hat.

Jetzt wird sich - vorausgesetzt, die Unsicherheit der Finanzmärkte bleibt bestehen (ich zweifele nicht daran), die Inflation feiert einen fröhlichen Einstand (wer zweifelt nach der jüngsten FED-Entscheidung und der "Produktion von Milliarden Euros und US-Dollars zur Rettung der insolventen Finanzinstitute noch daran) und die Investitionen in Edelmetalle zur Absicherung gegen alle diese Gefahren werden nicht untersagt - zeigen, ob die Notenbanken noch genug (Gold-)Munition haben, um die gestiegene Nachfrage der Investoren, nicht der Schmuckindustrie, denn diese ist preissensitiv und hält sich derzeit noch zurück, bedienen zu können.

Für mich zeigt der Staudamm der Notenbank-Interventionen schon bedenkliche Risse.

Zum Schluss noch zwei Kommentare zum Goldmarkt und zur Globalisierung, die erwähnenswert sind. Nur schade, dass sie nicht auf meinem Mist gewachsen sind. Einer kommt von dem bekannten kanadischen Edelmetall-Beratungsunternehmen SPROTT (und John Embry). Sprott versandte kürzlich eine Mail mit folgendem Inhalt "Wichtige Analyse." mit nur zwei Worten "Buy Gold = kaufe Gold!"

Mein langjähriger Geschäftsfreund Michael Ott (ich beziehe seinen Börsenkommentar AKTIENTREND schon mehr als 25 Jahre) kreierte eine neue Definition für seine Ansicht zur Globalisierung wie folgt: "Globalisierung ist SOS (Schiff ohne Schotten)". Gratulation, Herr Ott. Wir alle werden wissen, was dieses Bonmot und seine zynische Erläuterung bedeuten wird, wenn es soweit ist.

Erwarten Sie in spätestens sechs Monaten das Schreckgespenst Inflation oder Stagflation, die hässliche Schwester der Inflation oder - um den Bürgern weiterhin den klaren Blick auf die Fakten vorzuenthalten - neue Regeln zur Ermittlung des Lebenshaltungskosten-Index in den USA und bei uns. Schon heute wird der Core-Index (also der Kernindex in den USA) ohne Lebensmittel und ohne Energie ermittelt. Hat schon einmal jemand darüber nachgedacht, dass ich auf ein neues Auto, eine neue Hose oder einen neuen Kühlschrank, nie aber auf Lebensmittel, Wasser und Energie verzichten kann? Spöttische persönliche Anmerkung: Vielleicht wird der CPI (US-Lebenshaltungskosten-Index) künftig auf der Basis der Preisentwicklung für Hundefutter ermittelt, das bietet sich für die Inflationsstatistik nahezu an, denn Hundefutter ist schon seit Jahren recht preisstabil…

Die "neue" Liquidität, die die Notenbanken für die Rettung der Finanzinstitutionen ohne Leistung geschaffen haben und die Überzeugung, dass die Notenbanken dies auch künftig zur Rettung der Finanzspekulationen tun wird, gibt uns die Garantie, dass es richtig sein wird, auf das Erscheinen zweistelliger Inflationsraten zu setzen (oder wie bei der Geldmengenstatistik M3 in den USA, mit einer vernünftig anmutenden Erklärung dann auf die Veröffentlichung solcher Zahlen künftig einfach zu verzichten, um die Bürger durch harte Fakten und zahlen nicht noch weiter zu verunsichern).

Bitte seien Sie wachsam und denken Sie an den Ratschlag des Beratungsunternehmens Sprott…


© Dr. Dietmar Siebholz


Nachtrag I: Über eine Anregung eines meiner Leser, eines Commodity-Spezialisten bei einem großen deutschen Bankinstitut möchte ich abschließend berichten. Dieser Kollege sprach mich auf die US-Flow-of-Funds-Statistik an, die ich monatlich verfolge, um die kurz- und mittelfristigen Kapitalflüsse in die und aus den USA zu verfolgen. Denn ich meine, hier kann man sehr frühzeitig Spannungen nämlich bei einer eventuellen Unterversorgung der dringend in den USA benötigten Liquidität erkennen.

Der Kollege weist darauf hin, dass ein Tausch von US-Dollars in Gold - also im Prinzip ein der Dollarstabilität schädlicher Asset-Tausch -sich positiv in den Flow-of-Funds-Daten niederschlagen könnte; wenn z.B. große Privatanleger oder Regierungsinstitutionen ihre Dollarbestände in Gold- (oder Silber-) ETF´s tauschen würden.

In der monatlichen Flow-of-Funds-Statistik würden diese Tauschaktionen sogar positive Spuren hinterlassen, obwohl der Tausch von US-Papier-Dollars in Gold sicherlich kein so positives Licht auf den Dollar werfen würde. Die Anschaffungen von ETF´s fließen in dieser Statistik nämlich als Aktienkäufe von Ausländern ein (Positionen 08 und 13 der Statistik). Gekauft werden jedoch keine Aktien, sondern Gold in Form von Aktien. Nach diesem so wertvollen Hinweis prüfte ich die monatlichen Statistiken noch detaillierter und siehe da: In den letzten Monaten haben sich die offiziellen Salden von Aktienkäufen und -Verkäufen von ausländischen Institutionen von MINUS 0,7 Mrd. US$ im April 2007 auf PLUS 1,7 Mrd. $ im Juni 2007 erhöht. Könnte das nur ein Zufall sein?


Nachtrag II: Die Turbulenzen im Euro-Raum sind noch lange nicht vorbei. Meine GATA-Kollegen senden mir gerade einen Bericht, nach dem die EZB gestern anders als erwartet, nicht nur 157 € Mrd. an zusätzlicher Liquidität bereitstellen mussten, sondern das Angebot an kurzfristigen Mitteln auf über 350 € Mrd. erhöhen mussten. Nachdem uns die Amis ihren "Finanzschrott" begleitet von unrealistischen Bewertungen durch die US-Institutionen Moody´s und Standard & Poor verkauft haben, dürfen wir jetzt ihre Probleme voll auskosten. God bless America…