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Psychologie der Edelmetallanlage

Die Bewegungen der Edelmetallpreise während der vergangenen Wochen haben mich immer wieder inspiriert, darüber nachzudenken, wie es wohl den Anlegern geht, die Gold, Silber, Platin & Co. sowie die zugehörigen Aktien oder Fonds besitzen – und denen, die verzweifelt auf einen preiswerten Einstieg warten. Am Freitag, als die enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten sich leicht positiv auf die Edelmetallpreise ausgewirkt haben, bin ich dann endlich zum Entschluss gekommen, den längst geplanten Beitrag über die Psychologie des Geldanlegens in Bezug auf Edelmetalle zu schreiben, und zwar aus der Perspektive der beiden genannten Anlegergruppen.
Beginnen wir mit denen, die sich schon vor längerer Zeit engagiert haben. Sind sie vor mindestens über einem Jahr in Edelmetalle (Münzen oder Barren) eingestiegen, könnten sie ihre Gewinne steuerfrei kassieren. Doch warum sollten sie das tun? Etwa nur deshalb, weil sie im Gewinn sind? Das wäre – unter der Voraussetzung, dass die Preise, wie zu erwarten, per Saldo weiter steigen – eine schlimme Fehlentscheidung. Denn der Ärger über zukünftige entgangene Gewinne würde diese Anleger nervlich fertigmachen, zumal dann, wenn ihr ursprüngliches Kaufmotiv nicht in der erwarteten Wertsteigerung nach einem Jahr bestand, sondern beispielsweise in der Risikostreuung oder in der Suche nach einem sicheren Hafen.
Ein solcher Ärger wiegt erfahrungsgemäß schwerer als der, der sich einstellt, wenn man den rechtzeitigen Ausstieg auf dem Gipfel oder auf einem Zwischenhoch verpasst. Warum? Weil im zweiten Fall die Hoffnung auf den Wiederanstieg den Ärger über die verpasste Chance zur Gewinnmitnahme kompensiert. Allerdings nur für eine begrenzte Zeit. Wer dagegen nach dem Prinzip Hoffnung schon einmal Verluste über viele Monate oder sogar Jahre durchgezogen hat, wird den Tag verfluchen, an dem er die Chance zur Gewinnmitnahme verpasst hat. Doch wie wäre es mit dem Realisieren eines Verlustes? An sich eine gute Idee, wenn man wüsste, dass es weiter bergab geht. Die Edelmetallfreunde, die ihre Positionen nach 1980 durchgezogen haben, wissen davon ein Lied zu singen – mindestens zwei Jahrzehnte lang ein Lied in Moll.
Das gilt erst recht für die Besitzer von Edelmetallaktien, deren Hoffnung auf bessere Zeiten in größerem Umfang zuletzt 1981 aufkeimte, danach erlosch und sich in späteren Jahren nur noch als Fünkchen Hoffnung zurückmeldete, bis 2001 die – jetzt weiterhin voll in Gang befindliche – Hausse begann. Ein ähnliches Schicksal erlebten, beginnend im März 2000, die Besitzer von Aktien des Neuen Marktes, der später sang- und klanglos eingestellt wurde. Vergleichbare Beispiele finden sich in der Börsengeschichte zuhauf, im 20. Jahrhundert etwa mit den schlimmen Jahren nach dem Börsenkrach von 1929 oder Ende der 60er Jahre, als die Pleiten von US-Technologiefirmen deren Aktien wertlos machten, was im Grunde dasselbe war wie das Desaster am Neuen Markt gut drei Jahrzehnte später.
Spannende Frage heute: Wie wird es in den kommenden Monaten und Jahren den Edelmetallaktien und den auf ihnen basierenden Fonds ergehen? Und eine für Sie sicher noch spannendere Frage dazu: Wie strapazierfähig wird Ihr Nervenkostüm sein, wenn ihre Kurse eines Tages abwärts reagieren? Bei der zweiten Frage sollten Sie sich noch ein Mal vergegenwärtigen, wie Ihre Gemütslage im Herbst 2008 war, als die Kurse dieser Aktien zusammenkrachten. Waren Sie damals rechtzeitig ausgestiegen? Hatten Sie den Mut zum Kaufen oder Nachkaufen im November 2008? Oder begingen Sie einen Doppelfehler, nämlich Kauf im Sommer und Verkauf im Winter? Falls Ihnen nur ein Fehler unterlief (stures Durchhalten bis heute), dürften Sie halbwegs fit für die kommende Spekulation sein. Beim Doppelfehler sollten Sie, wenn Sie es nicht lassen können, mit kleinen Einsätzen weiter üben. Waren Sie dagegen so gut, im Sommer 2008 Gewinne mitzunehmen und im Winter noch vor Einführung der Abgeltungsteuer wieder einzusteigen, können Sie auf meine weiteren Ratschläge verzichten, weil Sie offenbar schon ein Meister der Spekulation mit Edelmetallaktien sind.
Die idiotische Abgeltungsteuer schränkt jetzt natürlich den Spielraum für weitere Spekulationen ein, falls Sie Ihre Aktien oder sonstigen Wertpapiere bis Ende 2008 gekauft haben (falls danach, müssen Sie die Steuer zahlen). Denn angenommen, Sie realisieren Ihre Kursgewinne nach dem nächsten Zwischenspurt von Agnico Eagle, Eldorado Gold, Hecla Mining, Silver Wheaton und all den anderen Edelmetallaktien, die ich Ihnen Mitte November 2008 dringend zum Kauf empfahl. Dann können Sie von Glück reden, wenn Sie von vornherein vorhatten, das frei werdende Geld ohnehin anderweitig einzusetzen, zum Beispiel für die Rückzahlung eines Baudarlehens oder für größere Anschaffungen Ihrer Kinder und Enkel. Doch wehe, wenn Sie mit dem Geld weiter spekulieren wollen: Fallen die Kurse Ihrer Edelmetallaktien nach dem Verkauf, dürften Sie sich nur so lange freuen, bis sie wieder zu steigen beginnen. Steigen sie dagegen weiter, werden Sie sich bestimmt furchtbar ärgern. Dann hilft nur der Trost mit dem Spruch: Von Gewinnmitnahmen ist noch niemand arm geworden.
Sollten bis dahin Edelmetallbarren und -münzen von der Abgeltungsteuer verschont bleiben, können Sie sich auch damit trösten, sie bei Bedarf – und wenn die Preise vorübergehend Dellen bilden – zu kaufen oder Ihren schon vorhandenen Bestand aufzustocken. Das dürfte übrigens der Königsweg für den Fall sein, dass die Edelmetallpreise – und wahrscheinlich noch vor ihnen die Kurse der Edelmetallaktien – in späterer Zeit den Gipfel des 2001 begonnenen Aufwärtszyklus erreichen. Den genauen Gipfel-Zeitpunkt vorherzusagen, ist natürlich ebenso unmöglich, wie die späteren Höchstpreise der Edelmetalle schon heute zu bestimmen. Doch eines ist absehbar: Es wird bis dahin wohl Jahre statt nur Monate dauern, und bei den Preisen sind Überraschungen eher nach oben als nach unten zu erwarten.

Manfred Gburek, 8. Januar 2010

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » gburek.eu