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Fährt der Goldexpreß nach Nirgendwo?

Ein Auszug am 19.10.2005 von Goldseiten.de

Oft ist es einleuchtend und angenehmer, Zukunftsvisionen durch eine Metapher näher zu bringen, etwa die Goldentwicklung als Fahrplan im Dezennium. Ob dann tatsächlich alles so eintrifft, bleibt abzuwarten. Gerade die zukünftige Kursentwicklung der Aktien- und Edelmetalle reizt viele Auguren und Propheten zu skurrilen Spekulationen. Keiner aber von diesen weiß, was uns in einigen Jahren wirklich erwartet, auch der Autor nicht.


Start 2001 im Jammertal bei Meilenstein 252

Das vergangene, gegenwärtige und zukünftige Geschehen am Goldmarkt ist mit einem Bild vergleichbar, das sich dem Betrachter 2001 an einem fiktiven Kopfbahnhof bietet, und zwar im tiefsten Jammertal am ersten "Meilenstein" bei 252 km. Dösend stehen die Wartenden im Morgengrauen - müde, abgeschlagen, doch voller Erwartung. Ihr Reiseziel liegt irgendwo im Nirgendwo. Fast geräuschlos naht der Goldexpreß. Nur wenige aus der Menschenschar können sich ihr fernes Ziel überhaupt vorstellen. Geduldig steigen sie zu und richten sich im Ersteklasseabteil komfortabel ein. Der Zug setzt sich in Bewegung, macht einen vernehmlichen Ruck und fährt nach einer Weile forsch weiter. Eilfertig springen einige der Passagiere noch in letzter Sekunde auf. Die erregten Mitreisenden sind froh, dass sie Sitzplätze ergattern können. Im grauen Dunst verebbt das ungläubige raunende Stöhnen und Staunen der Zurückgebliebenen.


2005: Gold rückt allmählich in den Fokus der Anleger

Gemächlich, ja geradezu lustlos pendelt der Goldbummelzug im Jahre 2005 unschlüssig um Meilenstein 430 hin und her. Erst Mitte September gewinnt der Goldzug unverhofft zunehmend an Fahrt. Im November 2005 verweilt er auf offener Strecke im Olympiagelände in München. Einige der Passagiere nutzen den Aufenthalt. Sie besuchen die Rohstoff- und Edelmetallmesse am 18. und 19. November, nehmen neuen Proviant auf und informieren sich über das zu erwartende Streckenprofil und die voraussichtliche Fahrzeit. Einige Messebesucher sind baß erstaunt als sie erfahren, dass es bald Schluß mit lustig an den Börsen sein soll. Gerade jetzt, wo doch viele "smart investierte" Wanderprediger umherziehen und verkünden, der Dow würde bis 2010 auf 40.000 Punkte steigen, dies wegen der demographischen, konsumgetriebenen Marktentwicklung.

Inzwischen sind am Meilenstein 430 über 238 km vom Ausgangspunkt zurückgelegt. Kaum haben die Messeausflügler wieder in ihren Abteilen Platz genommen, hat die Zugmaschine eine Panne. Nach banger Minuten setzt sich das Stahlroß zur Erleichterung der Passagiere wieder schnaufend in Bewegung. Diesmal aber, zum Entsetzen einiger Fahrgäste, in die Gegenrichtung.

Herbe Rücksetzer gehören zum Fahrplan

Nach etwa 30 km Rückwärtsfahrt quillen die Toiletten über: Während einige die Hosen gestrichen voll haben, hält der Goldzug und entleert sich seinerseits. Ein verstecktes Hindernis der terrorisierenden Zentralbank-Bande blockiert den Weg. Den kurzen Aufenthalt nutzend, springen weitere Fahrgäste auf das Hoffnungsroß. Andere Fahrgäste steigen nervös und fahrig aus; aufgeregt diskutiert die Menschenmenge und ergeht sich in allerlei Mutmaßungen.

Die wichtigste Duftmarke bei 500 aus der Goldära wird geknackt

Hier und da sieht man altbackene Gold-Knackis mit verzückten, völlig entgleisten Gesichtszügen genüßlich träumen oder schnarchend sägen, so dass sich die Bahnschwellen biegen. Längst ließ Meilenstein 500 herzlich grüßen: die wichtigste Duftmarke aus der verflossenen Goldära, über die der Goldexpreß 1982 und 1987 immer wieder wie von einer unsichtbaren Wand abprallte. Und hier hält die Strecke unverhofft ein merkwürdiges Phänomen bereit: Für einen Augenblick scheint es nämlich, als ob der Zug über einem Luftloch schwebe und den Bodenkontakt verlöre. Eine unheimliche Erfahrung für manchen Goldfrischling. Alte Goldhasen beruhigen und erklären diese Anomalie als ein Gap; es würde auf jeden Fall später durch ein harsches Rücksetzmanöver wieder geschlossen.

Der harte Kern der betagten Goldis hat sich im Seniorensalon in Plüsch und Plum eingenistet. Amüsiert verfolgen Altgold-Harry und Silberfuchs-Richard das lebhafte Gespräch, das sich zwischen Goldszenen-Bruno und Zyklen-Johann entsponnen hat. Goldunverwüstling Friedrich kabelt gerade Grüße durch die Leitung und der schlitzäugig gewordene Asien-Marc fingert behend an seinem Laptop. In einer gemütlichen Ecke kredenzt Goldseiten-Frank ein Gläschen Danziger Goldwasser, derweil Chart-Artist-Uwe mit Salami-Crashman Roland und GATA-Dietmar an einem möglichen Zukunftsenario bastelt. Klunker-Jörg bringt indessen am 6.10.05 eben diese fiktiven Reiseeindrücke zum Ausdruck. Ein Neuankömmling, der schon seit Stunden durch die Abteile irrt, findet im Gepäcknetz eine Bleibe; er murmelt etwas von einer wohlgenährten US-Großfamilie Dow-Nasdaq, der man 2006 eine Frühjahrsdiät angedeihen ließe. Mehr als 30% Fett sollte sie in gut zwei Jahren abspecken.

2006: ein Riesenunglück auf grandioser Strecke

Beim Rattern des inzwischen pfeilschnell gewordenen Goldexpreß hört man sein eigenes Wort nicht mehr. Der Zug fährt ins Jahr 2006 in einen duftenden, verheißungsvollen Frühling. Blühende Landschaften schweben vorüber. Im Sommer reichen die goldgelben Kornfelder bis zum Horizont. Jemand deutet gestikulierend, dass er soeben Meilenstein 676 vorbeihuschen gesehen hätte; "das ist ein Zahlendreher", raunst ein feistbackiger Goldhamster altklug: "längst haben wir 766 km hinter uns". Während die Herzen der Goldis freudig im Dreieck springen, springt urplötzlich der Zug kreischend aus den Schienen. Durch diesen unverhofften Aufenthalt gerät das Kursbuch gehörig durcheinander. Es kommt zu tumultartigen Szenen, zu einem Riesenunglück. Auslöser soll ein inszeniertes Rangierproblem der Oligarchen sein. Jedenfalls holen sich diejenigen Goldbullen eine blutige Nase, die ihren Riechkolben zu tief in Goldpapiere gedrückt hatten.

Höhenkranke im Preishochgebirge auf über 5000 m

Einige, denen der Schock noch in Mark und Euro steckt, springen kühn auf den vorbei rauschenden Silberpfeil nach Nirgendwo. Ein reges Schwadronieren wabert jetzt in den Abteilen: Goldhasen und Silberfüchse stecken ihre feinen Goldzinken zusammen, tauschen Silberblicke und spannende Erlebnisse aus. Erstmals genießen die hinzugesellten Reisenden aus dem Goldexpreß eine grandiose Berglandschaft. Wie gebannt schauen alle aus goldgerahmten Fenstern. Man munkelt etwas von einem nahen historischen Etappenziel, das im Preis-Hochgebirge in 5000 m Höhe (50 US-$) läge. Da heißt es kräftig durchschnaufen. Jedermann ist begierig zu erfahren, wann und wo das Hochplateau erreicht wird; im Zockerabteil laufen schon die ersten Wetten auf Hochtouren. Eine euphorische Stimmung breitet sich im ganzen Zug aus - ähnlich einer süßen Pandemie. Die immer dünner werdende Höhenluft bekommt den goldigen Angsthasen nicht; sie studieren "Kotzebues Werke". Indessen bietet der Silberpfeil einen besonderen Bordservice: ab 5000 m regnet es Sauerstoffmasken für höhenkranke Erste-Klasse-Passagiere.

Die Geister scheiden sich, die Karawane der Unverwüstlichen zieht zu Fuß weiter

Neben aufkommender Euphorie macht sich allmählich auch eine panikartige Stimmung breit. Der Morgen graut: schemenhaft schält sich aus dem Dunst ein grandioses Bergpanorama. Geschmeidig putzt der Föhn die Silber-Pickelhäubchen der Gipfel blank, im Sonnenlicht erglänzt golddurchwirkter Fels. Trügerisch nagt die Fata Morgana der nahen Ferne an der Wirklichkeit. Einigen Fahrgästen kommt diese zwielichtige Idylle verdächtig vor. Sie ertrotzen einen Nothalt auf freier Strecke; das Fußvolk zieht alleine weiter und folgt dem Zickzackkurs eines steilen Bergpasses. Später, so erfahren die Bergwanderer, ereilte den Silberpfeil sein Schicksal. Er raste in eine tiefe Schlucht und wart seitdem nie mehr gesehen. Angesichts des phantastischen Panoramas hatte man den nahen, drohenden Abgrund einfach übersehen.

Jenseits von 850 - tollkühn in eine Terra incognita

Die Landschaft, die sich den Pionieren nach Überwinden einer Bergkette erschließt, ist karg, staubig, wüstenhaft. Nach Durchwaten eines tiefen Jammertals und einer zermürbenden Durststrecke, verläßt viele der Wanderer im strengen Winter 2008 der Mut. Unter Höllenqualen erreicht die versprengte Truppe den historischen Meilenstein 850. Ab hier will der größte Teil der Gipfelstürmer das unbekannte Bergland jenseits von Eden nicht mehr tiefer erkunden. Zu groß waren die Strapazen. Warum sollte man in eine Terra incognita eindringen, in ein Gebiet, das nie zuvor von einem Menschen je betreten wurde. Nur die Tollkühnsten unter den Abenteurern - das Häuflein der sieben Aufrechten - marschieren unbeirrt weiter bis über das Jahr 2008 hinaus.

Der Staat "entdeckt" das Gold der Bürger

Man schreibt das Jahr 2010. Nach einem gewaltigen Erdbeben, das weltweit alle Finanztempel in Schutt und Asche legt, bringen die Menschen ihre Habseligkeiten in Sicherheit. Goldhasen und Silberfüchse reisen die finale Strecke weiter in eine bewegte, trügerische Zukunft, dies im Explorer-Expreß Fernando - in Gedenken an die verblichene Goldautorität Ferdinand Lips. Nur einmal noch auf holpriger Piste müssen die Reisenden bange Minuten überstehen. Der Zug fährt bei Kilometer 1.200 in einen Tunnel. Pechschwarze Dunkelheit umhüllt die Reisenden. Wohlige Müdigkeit lastet wie Blei auf allen Gliedern. Plötzlich tastet grelles Scheinwerferlicht suchend die einzelnen Abteile ab. Mit einer Vollbremsung kommt der Explorerzug zum Stehen. Beamte der Goldzollfahndung durchforsten jeden Winkel nach Gold. Eigens ausgebildete Golden Retriever schnüffeln nach versteckten Goldatomen. Man munkelt, dass diese staatliche Filzkampagne von langer Hand geplant war. Ganz gewiefte Gold-Oldies werfen vorsorglich ihre Goldsäcke an Reißleinen aus dem Fenster. Jetzt bewahrheiten sich die schlimmsten Befürchtungen. Viele der ersparten Krüger Rands und Goldbarren werden erbarmungslos konfisziert. Als Luftnummer erhalten die gefilzten Goldbugs windige Quittungen für ihr eingezogenes Gold. Merkwürdig, dicke Silberknubbel bleiben von diesem Raubzug verschont.
Das Finale der heißen Goldepoche

Im Jahre 2012 findet ein Suchtrupp die ausgebleichten Skelette der Expeditionsteilnehmer am Meilenstein 5.300. Warum die Unverwüstlichen so tragisch enden mußten, bleibt der Nachwelt für immer ein Rätsel. Eine Prachtpyramide, errichtet aus 5.300 Goldbarren; eine zweite, geschaffen aus 10.000 Silberbarren, gemahnt an die heiße Rohstoffperiode des Dezenniums. In goldenen Lettern eingraviert, orakelt eine Inschrift:

In memoriam an die Dekade 1980 und 2010

Dow & Gold trafen sich bei eins zu eins
Das Geheimnis des Zyklik-Einmaleins
Silber zu Beginn ein Micker-Zwerg
Übertraf der Erden höchsten Berg
Am Gipfel lockt wohlverdient der Mühe Lohn
Gold und Silber: jetzt paßt die Relation

Fazit

Mit der Inflation als Treibsatz kann der Goldzug zur Goldrakete mutieren. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 25 beim S&P500 in der Inflationsphase bis 2010 ist ein schleichendes Gift. Längst hat die Sternstunde der Edelmetalle geschlagen. Die Aktienmärkte sind überbewertet, weil auch die Dividendenrendite über 2% liegen, also wie in Boomzeiten. In Inflationsphasen, etwa 1906 bis 1920, kam das KGV immer deutlich zurück, z.B. von 24 auf 6, ähnlich 1966 bis 1980; da rauschte das KGV sogar von 32 auf 6. Die Geschichte der Zyklik würde erstmals Lügen gestraft, wenn diesmal alles kopfstünde.

Der Inflationsvorbote Rohöl stieg von 12 auf 66 $; das sind 500%. Im gleichen Zeitraum hat sich der Goldpreis von 252 auf 460 $ bewegt - das sind magere 80%, während Buntmetalle sogar neue historische Hochs verbuchen. Gold wird im Preis nachziehen und den Ölvorlauf wettmachen. Gelingt das bis Dez./Jan., dann steigt der Goldpreis über sein Allzeithoch von 850 $. Eine gemeinsame Himmelfahrt der Edelmetalle ist nicht auszuschließen. Wer jetzt beherzt auf den Goldzug aufspringt, fährt komfortabel in seine wirtschaftlich gefestigte Zukunft. Doch aufgepaßt, ehe Gold die 1.000 $-Marke erreicht, rechne ich mit einem brutalen Höllensturz. Heuer werden wir mit Edelmetallen nie gekannten, ausgelassenen Spaß bekommen, vor allem mit Palladium.


© Hans Jörg Müllenmeister

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: goldseiten.de

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