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England in der Stagflation - Zinsen werden tief bleiben

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stiegen die Importpreise in der Bundesrepublik im Dezember um 12% zum Vorjahr an. Dies war der stärkste offiziell ausgewiesene Anstieg seit dem Jahr 1981. Damit stehen steigende Konsumentenpreise in diesem Jahr unmittelbar vor der Türe. Im Januar stiegen die Konsumentenpreise mittlerweile mit 1,9 Prozent zum Vorjahr. Die Ursache dieser Preissteigerungen ist natürlich in der lockeren Geldpolitik und in den mannigfaltigen staatlichen Rettungsmaßnahmen zu finden und nicht in den teilweise um 50 % gestiegenen Rohstoffpreisen. Diese Anstiege sind nur eines der ersten Symptome, die zwangsläufig nach Geldmengenausweitungen auftreten müssen, weshalb wir seither im Marktkommentar ein besonderes Augenmerk auf die Entwicklungen der internationalen Geldmengen legen.

Während die meisten Beobachter damit rechnen, dass die Leitzinsen der EZB und der FED angehoben werden, sobald sich die neu geschaffene Geldmenge in den Konsumentenpreisen zeigen wird, gehen wir davon aus, dass die Zentralbanken diesen Schritt noch viel länger hinauszögern werden. Ihre Existenz hängt von einem Erhalt des ökonomischen Status Quo ab, weshalb diese weiter zu Niedrigzinsen und zunehmenden quantitativen Maßnahmen gezwungen werden. Somit lässt sich die Weltwirtschaftskrise noch um etwas verschieben, doch nicht aufhalten.
Während Indien im Kampf gegen die Inflation die Zinsen in dieser Woche um 0,25 Prozent anhob, macht die britische Notenbank genau das Gegenteil. Indien und England (Europa) sind zwei unterschiedliche Volkswirtschaften, die man nicht so einfach in einen Topf werfen kann. Der Gouverneur der britischen Notenbank (BOE), Mervyn King, verteidigte den Entschluss die Leitzinsen trotz des wachsenden Preisdrucks nicht zu erhöhen. Mit einem Verweis auf höhere Import- und Ölpreise ignoriert er den offenkundigen Zusammenhang seiner Geldpolitik mit diesen Entwicklungen. Die offiziell ohnehin besser ausgewiesenen Konjunkturzahlen belegten zudem, dass die angelsächsische Wirtschaft bereits seit Oktober um 0,5 % schrumpfte. Damit hat Engeland, Dank der dortigen Geldpolitik, nun mit einer Stagflation, also einem Zweifrontenkampf gegen Preissteigerungen und Rezession, zu kämpfen.

Die Bank of England rechnet in diesem Jahr bereits mit Preissteigerungsraten von offiziell 5 Prozent und will dennoch nicht die Leitzinsen anheben. Wir gehen davon aus, dass die EZB und die FED ebenso wie die BOE eine Anhebung der Leitzinsen, bei ebenso stark gestiegenen Konsumentenpreisen, weit hinauszögern wird. Diese These wird durch die Aussage des EZB-Ratsmitglieds Nowotny unterstützt, der in dieser Woche bekannt gab, dass er „in der ersten Jahreshälfte nicht mit einer Entscheidung zu Zinserhöhungen rechne„.

EFSF praktisch wie Eurobonds
Wie wichtig Niedrigzinsen für die derzeitigen Regierungen sind, sieht man deutlich an dem Konstrukt der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF), das in dieser Woche für Irland bei 9-facher Überzeichnung fünf Milliarden Euro zu Zinsen, die etwas über den bundesdeutschen oder französischen Schuldtiteln lagen, aufnahm. Asiatische Käufer erwarben bei dieser Versteigerung einen Großteil der emittierten Anleihen. Dies ist verständlich, da diese Papiere durch die Garantie der produktiven kerneuropäischen Länder, nahezu die gleiche Sicherheit wie deren eigenen Staatsanleihen haben und gleichzeitig höheren Zinsen bieten. Der EFSF wird bereits als Test und Vorläufer eines gemeinschaftlichen Eurobonds am Markt gesehen.

Obama will die USA in den Aufschwung planen
Der US-Präsident kündigte in einer Rede vor dem Kongress an, die US-Wirtschaft noch planerischer gestalten zu wollen. Er will „Amerika zum besten Ort der Erde machen, um Geschäfte zu betreiben„. So soll das Ausgabenniveau der Regierung für die kommenden fünf Jahre festgeschrieben werden, wobei natürlich Programme zur Altersvorsorge und Krankenversicherung ausgeschlossen seien. Nebst einer verstärkten ökologischen Ausrichtung will er das Internet, Infrastrukturprojekte wie Hochgeschwindigkeitszüge und den Bildungsbereich stärker ausbauen. Diese Pläne drängen den Vergleich mit sozialistischen Regierungen auf, die nicht mehr weiter wissen und in vermeintlich zukunftsträchtige Bereiche umverteilen. Die Frage der Finanzierung dieser Pläne, bei einem historisch hohen Haushaltsdefizit, das mehr als doppelt so groß ist wie das gesamte bundesdeutsche Steueraufkommen, ließ er offen. Die USA haben seit dem Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise kaum etwas unternommen, was die Wirtschaft nachhaltig auf den Wachstumspfad zurückführen könnte, weshalb die Aussichten langfristig weiterhin düster bleiben.

Wichtige Ereignisse im Überblick

Die Bank of Russia will die Goldreserven des Landes aufstocken, indem sie jährlich 100 Tonnen Gold von den russischen Inlandsbanken kaufen wird.

Der Bedarf an chinesischem Zentralbankgeld, zur Fixierung des Wechselkurses, ist derart hoch, dass die Kapazitäten der dortigen Druckereien ausgeschöpft sind. Der Staat beschäftigt mittlerweile 30.000 Menschen in der Notendruckerei, um den jährlichen Nachfrageanstieg von 20% bewältigen zu können. Da der Staat die neue Geldmenge direkt in Unternehmen injiziert, wirkt die Wechselkursmanipulation massiv inflationär, was die chinesische Wirtschaft immer weiter vom natürlichen Kurs abdriften lässt.

Die US-Notenbank Federal Reserve behielt den Leitzins, wie allgemein vom Markt erwartet, auf dem historischen Tief von praktisch null Prozent. Die Absicht, dieses Zinsniveau noch für geraume Zeit niedrig zu halten, sowie die Staatsanleihenkäufe fortzusetzen, wurde nochmals erneuert.

Die Ratingagentur S&P stufte die Kreditwürdigkeit Japans auf AA-, also drei Stufen unter der Bestnote, herab. Japan ist mit über 200 Prozent des Bruttoinlandsproduktes hoffnungslos verschuldet, da die dortige Regierung vor 20 Jahren die Bereinigung von Fehlallokationen mittels staatlicher Eingriffe verhinderte und seither weiter aufschiebt.

AUTOR:
Markus Blaschzok, Dipl.-Betriebswirt (FH), CFTe, ist Chef-Analyst bei pro aurum. Er untersucht die mittel- bis langfristige Entwicklung der Finanz-, Rohstoff- und insbesondere der Edelmetallmärkte und ist Autor des wöchentlich erscheinenden pro aurum Marktkommentars sowie verschiedener Fachpublikationen. Als Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie verfolgt er einen ganzheitlichen Analyseansatz. Er hält Vorträge zu Themen der Österreichischen Schule, wie beispielsweise den monetär bedingten Konjunkturzyklen als Ursache von Wirtschaftskrisen und der Vermögenssicherung mit Edelmetallen und Rohstoffen.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Pro Aurum