Auf Schrumpfkurs
Freitag, 21. Oktober 2011, 12:19
von Mr N. N.
Der gestrige Donnerstag war wieder einer dieser rabenschwarzen Tage im Krisenjahr 2011. Einmal mehr war die Leidensfähigkeit der Aktionäre der europäischen Banken gefragt. In Mailand brach der Kurs der Unicredit um mehr als zwölf Prozent ein. In Paris schmierten Societe Generale-Aktien um 7,63 Prozent ab.
Deutsche Bankaktien auf Talfahrt
Dagegen kamen in Frankfurt Deutsche Bank-Aktien mit einem Abschlag von rund 5,5 Prozent noch relativ glimpflich davon. Die ohnehin schon ausgebombten Papiere der Commerzbank verloren abermals knapp drei Prozent. Der Schlusskurs lag bei 1,59 Euro, nur noch 12 Cent über dem Allzeittief. Zur Erinnerung, im Mai 2007 kostete die Commerzbank-Aktie in der Spitze 37,7 Euro. Bezogen auf den gestrigen Schlusskurs beträgt der Kursverlust fast 96 Prozent. Wahrlich, ein historisch einmaliger Zusammenbruch. Die Welt, die wir bisher kannten, existiert nicht mehr.
Drastische Veränderungen
Und in der neuen Welt wird es für die in Schockstarre ausharrenden Bankaktionäre noch knüppeldicker kommen. In der gestrigen Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) war zu lesen, dass Europas Banken einer JP Morgan Studie zufolge sage und schreibe 240 Milliarden Euro neues Eigenkapital benötigen, um bis zum Ende des ersten Quartals 2012 eine Kernkapitalquote von neun Prozent zu erreichen. Der Credit Suisse zufolge würde die Deutsche Bank 14 Milliarden Euro an neuem Kapital benötigen; die Commerzbank elf Milliarden. Zum gestrigen Schlusskurs lag die Marktkapitalisierung der Commerzbank bei gut acht Milliarden Euro.
Schrumpfen als Lösung
Aufgrund der zusammengebrochenen Aktienkurse wird es aber äußerst schwierig werden, diese Vorgabe mittels Kapitalerhöhungen zu stemmen. Mittlerweile liegen die Marktkapitalisierungen fast aller börsennotierten Banken deutlich unter dem Buchwert. Insofern werden wohl viele Geldhäuser versuchen, auf die neuen Anforderungen bei der Kernkapitalquote nicht mit zusätzlichen Kapitalinjektionen zu kommen. Folglich wird wohl versucht werden, mit einem drastischen Schrumpfkurs die neuen Vorgaben zu erfüllen.
Warnung vor einer Kreditklemme
Bloomberg zufolge haben französische, britische, irische und deutsche Banken angekündigt, ihre Geschäftsvolumina um insgesamt 775 Milliarden Euro zu reduzieren. Wohl gemerkt, bis jetzt. Es verwundert daher absolut nicht, wenn der Chef des größten Bankhauses Spaniens, der Banco Santander, Emilio Botin, vor einer Kreditklemme warnt. Mit ein Kernproblem der europäischen Banken ist, dass das Verhältnis von Krediten zu Einlagen bei 115,5 Prozent liegt. Konkret heißt das, dass die Kundeneinlagen nicht zur Refinanzierung der Kredite ausreichen. Wenig verwunderlich war daher auch der Untergang der Dexia; hier lag das Verhältnis von Krediten zu Einlagen bei unglaublich hohen 250 Prozent!
Massive Reduzierung des Kreditgeschäfts
Der FAZ vom vergangenen Samstag zufolge hat der Hedgefondsmanager und Ökonom Stephen Jen errechnet, dass die europäischen Banken ihre Kreditvolumina um sieben Billionen US-Dollar abbauen müssen, um auf ein ähnlich tiefes Verhältnis von Krediten zu Einlagen wie bei den chinesischen oder US-Banken zu kommen.
Am Ende des Tages wird es wohl oder übel zu einer massiven Schrumpfung der Kreditvolumina kommen. Mit ernsten deflationären Folgen für die Realwirtschaft.
Sehr gut vorstellbar, dass die neue Welt" zunächst eine deflationär-depressive werden wird...
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Quelle: » http://www.investor-verlag.de