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Umschuldungsmöglichkeiten

Donnerstag, 21. April 2011, 07:19
von Miriam Kraus
Nachdem wir uns gestern mit den, sich verdichtenden, Gerüchten hinsichtlich einer nahenden Umschuldung Griechenlands und auch mit dem, aus meiner Sicht, größten Problem des Landes, den (fehlenden) Möglichkeiten seiner Wirtschaft, gesprochen haben, möchte ich heute, wie versprochen, nun noch auf die verschiedenen Möglichkeiten zu sprechen kommen, die für ein Umschuldungsszenario bestehen.
Ja, wie ich gestern schon schrieb, hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, mit sicherlich unterschiedlichen Folgen, zu bedenken.

Variante Nummer 1: der Haircut
Das Wort Haircut haben Sie in den letzten Woche sicher schon sehr oft gelesen. Es ist derzeit ein sehr beliebtes Wort, um die drohende Umschuldung Griechenlands zu umschreiben.
Doch, was impliziert so ein Haircut eigentlich?
Der Haircut bezeichnet einen Abschlag vom Wert einer Sicherheitsleistung. Im Grunde genommen, sagt das Wort Haircut also eigentlich nur aus, dass die Gläubiger in diesem Fall auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten.
Alles klar also, darum geht's ja, im konkreten Fall soll Griechenland durch eine Umschuldung seine Schuldenlast reduzieren können.

Doch, halt, wenn wir den Haircut einfach nur so stehen lassen, dann sagt der noch nichts konkretes darüber aus, was wirklich passieren wird. Oder anders, wir wissen zwar was passieren wird: Griechenland erklärt sich zahlungsunfähig und handelt mit seinen Forderungsverzicht aus. Doch, was wir nicht wissen ist, wie hoch dieser ausfällt.

Werfen wir einen Blick in die Vergangenheit: dort können wir erkennen, dass so eine Staatspleite bisweilen richtig teuer werden kann. Im Falle von Argentinien zum Beispiel mussten die Gläubiger damals auf 73% ihrer Investitionen verzichten.
Nun gut, wir wissen, dass das die deutschen Banken noch verkraften können (auch die deutschen Versicherungen dürften mit einer Abschreibung von insgesamt circa 4,8 Milliarden Euro noch davon kommen)...viel größere Probleme dürften sich wohl aber für die inländischen griechischen Banken, Versicherungen und Pensionskassen ergeben. Und wenn den Griechen dann doch noch ihre Banken und Pensionskassen zusammenbrechen...oh je, oh je...das treibt das Land dann am Ende noch tiefer in den Dreck. Was uns ja egal sein könnte, wenn es nicht gerade auch noch ein Euro-Land wäre.
Das aber ist das Problem: wenn Griechenland seine Schuldenlast mit einem Schlag massiv reduziert, dann ist das sowieso nur spärliche Vertrauen der Finanzmärkte vollends dahin. Wer würde diesem Land noch einmal einen Kredit gewähren? Dann hätten wir Griechenland auch gleich vor einem Jahr schon den Bach runter gehen lassen können. Das haben wir nicht getan, weil es eben ein Euro-Land ist und das bliebe es auch nach dem Haircut.

Mal ganz abgesehen davon, dass ein Land das sich nicht mehr refinanzieren kann, nicht die geringste Chance mehr hat, jemals seine Schulden (in diesem Falle die Restschulden) abzubezahlen, kommt noch hinzu, dass gerade bei dieser Variante die Gefahr eines Vertrauens-Flächenbrandes über Portugal und Irland, im schlimmsten Falle bis nach Spanien und Italien am größten ist. Und dann wären nicht nur diese Länder und der Euro, sondern sicher auch die Eurozone am Ende.
Obwohl das sicher trotzdem eine denkbare Lösung wäre, es gibt ja noch andere Möglichkeiten...

Variante Nummer 2: wir verlängern die Laufzeiten
Das wäre sicher eine der einfachsten Möglichkeiten um die Griechen ein wenig von dem Damoklesschwert über ihren Häuptern zu entlasten. Wir verschieben das Damoklesschwert einfach ein wenig zur Seite. Oder nicht ganz so blumig: wir, also die EU, und der IWF geben den Griechen einfach mehr Zeit um ihre Kredite abzuleisten und senken nebenbei noch deren Zinslast.
Das wäre durchaus eine positive Variante, sofern man sich eines grundlegenden Optimismus erfreut. Falls Griechenland es nämlich schaffen sollte, wichtige strukturelle Reformen durchzuführen und aus seinen Olivenhainen einen attraktiven Wirtschaftsstandort zu formen, dann dürfte das Land auf Sicht von 20-30 Jahren auch in der Lage sein, seine Schuldenlast problemlos in den Griff zu bekommen.
Na ja, eine sehr hoffnungsgeladene Variante, ich weiß...allerdings, wenn es funktionieren sollte, dann wäre diese Variante sicher nicht die schlechteste Wahl...falls...

Brady Bonds und Pariser Club

Eine weitere Umschuldungsmöglichkeit kommt aus den USA:

Die Brady Bonds
So benannt, nach dem ehemaligen US-Finanzminister Nicholas Brady, der im Jahr 1989 einen Plan entwarf, um vor allem lateinamerikanischen Entwicklungsländern, von denen ja die meisten zu Handelspartnern der USA zählten, mit ihrer extrem hohen Verschuldung zu helfen.

Was sind Brady Bonds?

Im Groben:
bei den originalen Brady Bonds ging es darum, die Schulden dieser Länder in handelbare Schuldverschreibungen (Brady Bonds) umzuwandeln. Diese wurden dann durch US-Staatsanleihen (Null-Kupon-Anleihen) besichert. Um diese Null-Kupon-Anleihen zu kaufen, bekamen die Schuldnerländer teilweise Mittel aus dem IWF und der Weltbank.

Vorteil für die Schuldner: bei der Verbriefung der Kredite gab es Abschläge auf die originalen Schulden. Die Schuldenlast der Schuldner konnte also, zumindest teilweise, gesenkt werden.
Vorteil für die Gläubiger: mit den Brady Bonds hielten sie nun deutlich sicherere Anlagen (durch die Besicherung mit US-Anleihen) in ihrem Portfolio. Tatsächlich waren die Brady Bonds dann sogar mal richtig beliebt und werthaltiger als die Originalschulden.
Vorteil für die USA: sie wurden ihre eigenen Treasurys los..;-)... und hielten die Handelspartner relativ stabil.

Erfolg und Misserfolg der Brady Bonds: viele Länder nahmen schließlich an den Brady-Bond-Emissionen teil. Der größte Erfolg der Brady-Bonds ist mit Sicherheit Mexiko, welches 2003 das erste Land war, das seine Brady-Bond-Schulden vollständig tilgen konnte. Aber, wie immer, nicht ist eingemauert: Ecuador dagegen war 1999 das erste Land, das schließlich auch seine Brady-Bonds nicht mehr bedienen konnte.

Brady Bonds für Griechenland?

Wie würde so eine Brady Bond-Konstellation nun im Falle Griechenlands aussehen?
Nun, die Griechen-Brady-Bonds müssten durch die EU garantiert werden, also zum Beispiel durch EFSF oder sonst irgend einen Schirm-Fonds. Dann können die Gläubiger ihre griechischen Anleihen in die neuen, von der EU besicherten, Griechen-Brady-Bonds tauschen und hätten damit wesentlich sicherere Papiere im Depot. Hinzu kommt, dass bei bei der Umwandlung der Griechen-Schulden in die Griechen-Brady-Bonds ein Abschlag berücksichtigt werden kann. Griechenland könnte also damit seine Schuldenlast gleichzeitig ein wenig senken. Und wer weiß, vielleicht würden die Griechen-Brady-Bonds ja sogar zu einer beliebten Anlage werden?
Zumindest mal ein cleverer Plan, den ich durchaus sofort favorisieren würde, ginge es um ein Land, in dessen Wirtschaftskraft und wirtschaftlichen Reformwillen ich ein uneingeschränktes Vertrauen hätte.

Pariser Club

Und dann gibt es ja noch den altehrwürdigen Pariser Club. Der wurde 1956 als Zusammenschluss der wichtigsten Gläubigerländer der Welt gegründet und regelt Umschuldungsabkommen zwischen Gläubiger- und Schuldnerländern. Zuletzt hatte der Pariser Club in einem spektakulären Entscheid eine fast gänzliche Entschuldung des Irak möglich gemacht.
Tja, der Anteil der öffentlichen Gläubiger Griechenlands dürfte, nach Schätzung der Analysten von UniCredit (bedenken Sie zudem den Aufkauf von Griechen-Bonds durch die EZB) auf rund 40% steigen.
Ob sich Griechenland allerdings wirklich "auf den Weg nach Paris" machen wird und dann um einen Schuldenerlass bittet...keine Ahnung...aber vorstellbar wäre es. Übrigens: wussten Sie, dass EZB-Häuptling Trichet von 1985 bis 1993 auch Vorsitzender des Pariser Clubs war?

So long liebe Leser...nun wollte ich heute eigentlich endlich wieder von den Rohstoffmärkten berichten...allein, manchmal reicht der Wille nicht...vor allem, wenn dich eine spannende Thematik gefangen hält...auch bei den Griechen wird der Wille allein im Übrigen nicht genug sein...das zeigt sich schließlich jetzt schon....so bestrebt die griechische Regierung auch ist, alle Forderungen der EU- und IWF-Gläubiger umzusetzen, so sehr gleitet das Land immer weiter in die Misere...eigentlich schade...aber was hilft's?!....nur mit Sparporgrammen, welche die Binnenwirtschaft lähmen (was aber abzusehen war, Sie erinnern sich, ich hatte schon vor einem Jahr zu bedenken gegeben, dass Lösungen die für ein Land funktionieren, nicht auch für jedes andere Land gelten), mit steigender Inflation und gleichzeitig stagnierenden Löhnen, aufgrund hoher Arbeitslosigkeit und mit mickrigen Exporten, wird sich das Land niemals aus seiner Problemfalle befreien, geschweige denn jemals seine Schulden zurück bezahlen können...ich sage es noch einmal: Griechen, wenn ihr etwas ändern wollt, dann ändert etwas und baut euch endlich eine funktionierende Wirtschaft auf...sonst können euch auch alle möglichen Umschuldungsszenarien nicht weiter helfen....hoffen wir das Beste...bis morgen, liebe Leser und liebe Grüße...

Ihre Miriam Kraus

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de