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Kreuzfahrt ohne Ziel

Dienstag, 20. September 2011, 05:47
von Miriam Kraus
"Wenn ein Seemann nicht weiß, welches Ziel er ansteuern muss, dann ist kein Wind der Richtige", Lucius Annaeus Seneca! Ja, der alte römische Philosoph hat nichts an Aktualität verloren, denn auch das Euro-Schiff kreuzt nach wie vor ziel- und (dass muss man schon so sagen) führungslos durch die Wellen.

Euro-Pott auf Grund gelaufen?

Nun ist Chaos ja nichts Neues innerhalb der Eurozone. Mittlerweile sind wir schon so sehr daran gewöhnt, dass wir glatt vergessen könnten, wie sehr die Eurozone derzeit fest steckt. Und wenn ich mir die Entwicklungen der letzten Tage so ansehe, komme ich nicht umhin anzunehmen, dass wir bereits auf Grund gelaufen sind. Nun steckt das Heck im Sand fest, doch leider mangelt es ganz offenbar an Ideen, wie dieses wieder frei zu bekommen ist. Nun ja, ganz offensichtlich mangelt es auch an einer Führungscrew, die eine sachliche Entscheidung treffen und danach handeln könnte. Aber so ist das eben, wenn man sich von Polit-Indianern über den Ozean schippern lässt. (...nicht, dass wir auch nur eine Wahl gehabt hätten...aber lassen wir das...).

Da können Angie (Deutschen-Häuptling) und Nic (Franzosen-Häuptling) uns noch so oft versichern, es sei alles unter Kontrolle und auch der kranke Schiffsjunge Griechenland werde nicht über Bord geworfen - allein es glaubt ihnen niemand mehr so recht. Was auch daran liegen mag, dass weder Angie noch Nic und schon gar nicht beide zusammen, den tatsächlichen Captain-Status auf dem Euro-Schiff erfüllen können.

Und auch die Finanz-Crew wirkt mittlerweile nur noch vollkommen weltfremd. Realitätsfern lächelten die europäischen Finanzminister letzte Woche beim Gruppenbild in die Kamera, um...jegliche Beschlüsse einfach mal in die Zukunft zu verlagern.

Bekommt der griechische Schiffsjunge nun seine 8 Milliarden Euro teure Palliativmedizin oder nicht?! Wer weiß? Wird der EFSF jetzt ausgeweitet und die EZB entlastet? Überlegen wir uns später noch ausführlich. Wird es einen ESM geben? Bloß nicht danach fragen, mit solcherlei Entscheidungen wollen wir uns erst im nächsten Jahr befassen.

Und überhaupt, was geht das schon die Finanz-Crew an, die hatte schließlich genug damit zu tun, in die Kameras zu lächeln und den Ami in seine Schranken zu verweisen. Sicher, der Ami hat seine eigenen Probleme um die er sich kümmern soll und natürlich macht sich der Ami nicht vollkommen selbstlos Sorgen um den Euro-Pott, doch die Warnungen von US-Finanz-Häuptling Geithner sollten die Euro-Bootfahrer nicht in den Wind schlagen, schließlich ist die Lage angespannt wie eh und je und wird von Tag zu Tag, ohne Entscheidung, immer prekärer.

Wenn der Schiffsjunge vorgeschoben wird, während der Maschinenraum absäuft

Nun ist es ja noch gar nicht so lange her, seit das kleine Griechenland im Fokus der Weltöffentlichkeit stand. Schon beim letzten Mal ging alles hochchaotisch zu, bis die Griechen mit einem neuen Spapaket das Zeichen des Guten Willens gesetzt hatten. Und auch diesmal wird wieder ein solches gefordert. Diesmal versuchen es die Griechen unter anderem mit einer Immobiliensteuer, die über die Stromrechnung eingetrieben werden soll...und auch diesmal werden alle Sparpläne nichts dazu beitragen, dass es dem Land bald wieder besser gehen könnte oder das überhaupt zu erwarten sein könnte, dass es die Griechen auch ohne kräftige Umschuldung und Konjunkturprogramm irgendwo hin schaffen. Stattdessen wird die Wirtschaft noch weiter einknicken und weitere 100.000 arbeitslose Staatsbedienstete den Sozialsektor belasten.

Das alles scheint die Kreuzfahrt-Crew des Euro-Potts nicht zu beeindrucken - unbeirrt halten sie scheinbar daran fest, dass es außer Griechenland keine Probleme gäbe und dieses Problem mit Hilfe eines weiteren Sparpakets in den Griff zu kriegen sei.

Weltfremd? Realitätsfern? Mit Sicherheit! Wenig vertrauenerweckend, nachdem die letzten "Alles wird gut"-Versicherungen vom Juli(!) schon nicht gehalten haben? Unbedingt! Völlige Hilflosigkeit und der offenkundige Wunsch, die dringenden Entscheidungen mögen eventuell von den Nachfolgern getroffen werden? Realistische Interpretation der Innenwelten unserer Volksvertreter!

Doch viel schwerer als das Geplänkel um den griechischen Schiffsjungen wiegt ja das völlige Ignorieren des absaufenden Maschinenraums, oder anders gesagt, des Finanzsystems. Das Vertrauen der Banken untereinander ist schwer erschüttert. Schon seit Wochen werden vor allem französische Banken zunehmend gemieden (auch wenn man öffentlich nicht drüber sprechen mag). Die Summen, welche bei der EZB geparkt werden steigen, ebenso wie die europäischen Ted-Spreads. Ähnliches durften wir schon 2008 in Amiland beobachten und auch damals war dem Zögern der Politik der Lehman-Kollaps zu verdanken.

Da kann die Kanzlerin versichern was sie will, wenn der griechische Schiffsjunge doch über Bord geht und bis dahin keine Schotten dicht gemacht worden sind, dann steht der Maschinenraum am Ende komplett unter Wasser.

Nicht treiben, sondern steuern, bitte!

Kurzzeitig mögen sich die Märkte als Teilnehmer der Kreuzfahrt letzte Woche noch von Angie und Nic, sowie der koordinierten Aktion der Zentralbanken, haben einlullen lassen. Doch, wie ich schon am Freitag zu bedenken gab: es hat nun schließlich doch nicht lange gedauert, bis das Realitätsbewusstsein wieder eingesetzt hat. Denn schließlich und schlussendlich, zeigte die Aktion der Notenbanken nichts anderes als einen gestörten Interbankenmarkt und die Aussagen unserer Polit-Indianer, sind immer öfter zu bezweifeln. Dies lässt sich nur dann ändern, wenn die Politik endlich einmal ihren Mut zusammen nimmt und eine Entscheidung trifft - wobei mir mittlerweile schon herzlich egal ist, wie diese ausfällt.

Also, liebe Polit-Indianer, entscheidet euch endlich, welches Ziel ihr ansteuern wollt...bitte!

Varianten Für oder Gegen die Eurozone

von Miriam Kraus

Bevor ich Ihnen noch einmal meine 4 Varianten für oder gegen die Eurozone vorstelle, möchte ich noch kurz auf den Ami-Pott eingehen, der ein paar Meter weiter auf Grund aufgelaufen ist. Da hat der US-Häuptling sich ja jetzt zum Sparen an allen Enden bekannt...was allerdings den ewigen Polit-Streit in Übersee mal wieder heftig anfeuern dürfte...nur kurz:bis 2021 will Obama das Defizit um 3,6 Billionen USD zusätzlich verringern

dies zum einen durch das Auslaufen von Steuererleichterungen

zudem soll es Steueranhebungen für Besserverdienende geben

beim Militär soll gespart werden durch den Truppenabzug aus Afghanistan und das Ende der Kampfmission im Irak

zudem soll es Kürzungen im Sozialbereich (Medicare und Medicaid) geben

430 Milliarden USD sollen durch geringere Zinsausgaben gespart werden (na dann..)

außerdem soll es ein Konjunkturprogramm in Höhe von 447 Milliarden USD gebenTja, klingt so weit ganz einleuchtend: Ausgabenkürzungen in den teuersten Sektoren, mehr Einnahmen und zugleich ein Konjunkturprogramm - mal schauen ob's durchkommt oder zu neuen Querelen führt und ob es dann auch halten könnte, was es verspricht.

Und jetzt noch einmal zu den Varianten für oder gegen die Zone:

Einer für alle....
In dieser Variante bleiben alle Zonengebiete zusammen - koste es was es wolle. Die Griechen werden entweder weiter am Tropf gehalten, was aber langfristig nichts bringt, oder schlussendlich vernünftig umgeschuldet und (falls man wirklich vorhaben sollte aus den Griechen noch was zu machen) mit einem Konjunkturprogramm versehen. Am Ende und ganz besonders dann, wenn eine Umschuldung durchgeführt wird, steht aber die volle Transferunion, mit Eurobonds, dem schlussendlichen Verlust der Souveränitätsrechte und allem was dazu gehört. (wobei im Falle der Umschuldung wohl auch die Ankündigung, mit Zeitplan, für die totale Zone ausreichen würde)

Fast alle...Variante 2 wäre eine solche, die mit dem Austritt eines Eurolands, aktuell Griechenland, beginnen könnte. Verlassen uns die Griechen, müsste die Rest-Eurozone sofort gegensteuern und den Gang in die Transferunion (auch hier natürlich mit allem was dazu gehört) beschließen, wenn sie entweder ein rasches Übergreifen des Brandes oder den langsamen Zusammenbruch verhindern will.

In beiden Fällen ist neben den langfristigen Konsequenzen, natürlich eine möglicherweise folgende, aber möglicherweise auch regional begrenzte Bankenkrise zu bedenken.

Varianten Gegen die Eurozone

Geplänkel wie bisher
Die Politik der kleinen Schritte mag für Willy Brandt funktioniert haben, aber hier und heute ist Handeln angesagt. Geht es weiter wie bisher mit unausgegorenen Plänen, der Nichtumsetzung derselbigen, ewiger Uneinigkeit, ständigen Meinungsänderungen, wenig Stabilität und noch viel weniger Vertrauen, Transfergeldern, die keine sein sollen und noch viel weniger bewirken, dem ständigen Transfer der Verantwortung auf die Zentralbank und überhaupt einem nicht vorhandenen Entscheidungswillen, dann läuft die Zone von ganz alleine auf ein zähes Ende zu. Das realisieren die Häuptlinge aber vermutlich erst, wenn sich die Peripherie verabschiedet und die nächste Wirtschaftskrise da ist. Na ja, vielleicht springen sie dann doch noch zur Für-Variante 2.

Auflösung
Und natürlich bestünde auch die Möglichkeit der Auflösung der Zone. Vermutlich wird es darüber aber auch keinen gemeinsamen Entscheid geben, sondern erst deutlich werden, wenn sich die Hälfte bereits verabschiedet hat. Banken- und Weltwirtschaftskrise dürften Ablenkung bieten. Die Rezession ereilt auch Deutschland, da die Exportmärkte einknicken. Doch nach einer Phase der Stagnation, dürften sich die wettbewerbsfähigen Volkswirtschaften wieder absetzen, mit der Erschließung neuer Absatzmärkte und dem etwas stärkeren Binnenwachstum, nach der Stagnationsphase. Wie lange diese Phasen dann allerdings dauern werden...wer weiß? Auf jeden Fall haben die Emerging Markets (die hätten wirklich langsam einen anderen Namen verdient), dann genug Zeit um sich früher an die Spitze der Weltwirtschaft zu schieben. Leider büßt Europa damit aber auch an politischem Gewicht ein...andererseits, wenn ich so Europas Politiker betrachte (oder Amilands nebenbei, für die gilt das Gleiche), dann ist das vielleicht auch gar nicht schlimm.

So long liebe Leser...damit verabschiede ich mich für heute, nicht aber ohne die Hoffnung darauf, dass wir endlich mal klare Antworten von der Euro-Crew bekommen und diese sich dann auch endlich zum beherzten Handeln durchringen kann...wenn Sie übrigens noch weitere Möglichkeiten für den künftigen Kurs des Euro-Potts in Erwägung ziehen, freue ich mich, wenn Sie mir und allen übrigen Lesern diese mitteilen möchten...bis morgen und liebe Grüße...

Ihre Miriam Kraus

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de