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Warten auf den Haircut

von Mr N. N.

Gestern sprach der Chef des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo), Prof. Karl Aiginger, Klartext zur Eurokrise. Aiginger zufolge sei ein teilweiser Schuldenerlass für die am stärksten in der Kreide stehenden Euro-Länder unausweichlich.

Illusionäre Annahme der Schuldentilgung
Es sei völlig illusionär, dass Griechenland und Irland ihre Schulden voll zurückzahlen könnten, so Aiginger in Wien. Langfristig gehe es nicht ohne Schuldenreduzierung für Länder mit mehr als 100 Prozent Staatsverschuldung. Es sei nicht möglich, durch reines Sparen von so hohen Schuldenbergen herunterzukommen. Die Höhe der Abschläge sei am Ende des Tages eine Frage des Zeitpunkts und der Gewichtung, wie bei jedem Ausgleich. Voraussetzung dafür seien aber glaubwürdige Sparprogramme in den überschuldeten Staaten.

Aufteilen der Zahlungsausfälle
Die entstehenden Zahlungsausfälle sollten sich die Gläubiger (Banken und sonstige Investoren) und Euro-Staaten untereinander aufteilen. Der richtige Zeitpunkt für eine solche Maßnahme wäre wohl gleichzeitig mit der Einführung einer europäischen Finanztransaktionssteuer. Aiginger zufolge werde es nicht akzeptiert werden, dass die Kosten dafür durch eine höhere Besteuerung von Unternehmen und Verbraucher in den Ländern mit Leistungsbilanzüberschüssen aufgebracht werden. Die Staaten sollten die Transfers durch die Einführung einer europaweiten Transaktionssteuer auf kurzfristige Spekulationen finanzieren.
Ja, liebe Leserin, lieber Leser, neben dem Wifo-Chef wies jüngst auch der Chef der Pacific Investment Management Company (PIMCO; Allianz-Tochtergesellschaft mit ca. einer Billion Dollar Anlagevermögen), Mohamed El-Erian, darauf hin, dass sich Investoren bei europäischen Staatsanleihen auf einen Haircut einstellen sollten.

Aufgeschobene Problemlösungen
Die alles entscheidende Frage drehe sich El-Erian zufolge momentan um die weitere Integrität der Eurozone. Sollten die enormen strukturellen Probleme weiter aufgeschoben werden, werde dies die Eurozone noch weiter schwächen. Ein tragfähiges Konzept zur ökonomischen Stabilisierung sei leider nicht erkennbar. Vielmehr beschränkten sich die politischen Verantwortlichen darauf, die Probleme aufzuschieben, anstelle diese endlich anzugehen. Je länger die Investoren sich dieser Realität verschlössen, desto größer werde das Problem am Ende ausfallen und desto ungeordneter werde sich der Prozess etwaiger Zahlungsausfälle abspielen, so El-Erian gegenüber cnbc.com.

Nur noch zwei realistische Optionen
Sehr treffend und lesenswert ist in diesem Kontext auch die Analyse von Olaf Gersemann in der Welt am Sonntag (vom 16.1.2011, Seite 11). Letztlich gebe es am Ende des Tages nur noch zwei realistische Optionen. Die erste Option sei die Etablierung einer Transferunion. Die Schulden von Griechenland, Irland und Portugal müssten mit immer neuen Transfers der Euro-Partner finanziert werden. Sprich, es müsste eine Art Länderfinanzausgleich innerhalb der Euro-Zone geschaffen werden. Eine solche Transferunion ist aber selbst innerhalb der deutschen Bundesregierung äußerst umstritten. Gestern machte bspw. FDP-Generalsekretär Lindner deutlich, dass es mit der FDP keine wie auch immer geartete Transferunion innerhalb der Euro-Zone geben werde.

Rasche Umschuldungen als kleinstes Übel
Die zweite Option sei die Umschuldung der Krisenländer. Diese wäre aber mit Verwerfungen an den Kapitalmärkten verbunden. Nicht wenige Banken würden dadurch erneut an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Und auch für die Steuerzahler der Euro-Partner käme das teuer zu stehen. Je länger damit gewartet werde, umso höher werde am Ende des Tages die Rechnung ausfallen.

Nur ein radikaler Schnitt könne die Schuldenstände wieder auf ein tragfähiges Niveau zurückführen.
Insofern seien rasche Umschuldungen unter den gegebenen Umständen das kleinste Übel. Gersemann zufolge sei aber ein Ende der Eurokrise noch in weiter Ferne, solange über das Thema Umschuldung auf europäischer Ebene noch nicht einmal ernsthaft diskutiert werde.
Ja, vielleicht wird aber schon in den diversen Hinterzimmern unter strenger Verschwiegenheitspflicht über das Thema Haircut" in der Euro-Zone gesprochen. Es ist wohl kaum realistisch zu erwarten, dass solche Diskussionen öffentlich geführt werden. Und es ist ferner auch kaum anzunehmen, dass die diversen Umschuldungspläne nicht schon entworfen sind bzw. vorbereitet werden.

Letztlich sollten Sie, werte Leserin, werter Leser, nicht wirklich unvorbereitet und überrascht sein, wenn eines nicht allzu fernen Tages die zweite realistische Option der Öffentlichkeit präsentiert werden wird...

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de