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US-Schneeballsystem: Goldene Konsequenzen für Anleger

Samstag, 16. April 2011, 07:52
Die USA sind überschuldet und kommen nicht mehr aus der Schuldenfalle heraus. Das ist die – kaum noch überraschende, sich schon lange aufdrängende - Erkenntnis aus der jüngsten US-Haushaltsdebatte. Bill Gross, mit der Vermögensverwaltung Pimco Herrscher über mehr als 1,1 Billionen Dollar und weltweit größter Investor in Anleihen, zog daraus bereits im Winter die Konsequenzen, indem er seinen Total Return-Fonds komplett von amerikanischen Staatsanleihen befreite. Dazu machte er Anfang März eine für seinen Staat wenig schmeichelhafte Aussage: „Das US-Finanzministerium begibt Anleihen, und die Notenbank kauft sie. Das ist so durchschaubar wie ein Schneeballsystem, wie das Madoff-System, bis es zerfällt.“
Darin steckt eine knallharte Prognose, die man durchaus so formulieren kann: Die Kurse amerikanischer Staatsanleihen tendieren in nicht allzu ferner Zukunft gegen Null. Gross ließ dazu einen Monat später das Bonmot folgen: „We're out-Greeking the Greeks“, was so viel bedeuten sollte wie: Die Schulden der USA sind viel schlimmer als die Griechenlands.
Berechtigte Frage: Warum reagieren die Märkte nicht entsprechend, indem sie Anleihen, wenn schon nicht gegen Null, so doch wenigstens stärker abwärts schicken als in den vergangenen Wochen geschehen? Antwort Nummer eins: Weil die US-Notenbank Fed weiter Anleihen kauft. Antwort Nummer zwei: Weil gut begründete Prognosen, wie im vorliegenden Fall die von Gross, fast nie von heute auf morgen eintreffen, solange Gegenkräfte am Werk sind, hier also die Fed.
Ein gutes Beispiel dafür lieferte die amerikanische Häuserblase, vor deren Platzen Pimco schon 2006 gewarnt hatte. Sie platzte schließlich zwei Jahre später und leitete damit die größte Finanzkrise der Nachkriegszeit ein. Die Gegenkräfte bestanden damals in der allzu großzügigen Kreditvergabe der Banken an zum Teil mittellose Amerikaner und in deren unerschütterlichem Glauben an den nachhaltigen Anstieg der Häuserpreise.
Die hier genannten Fälle erinnern mich an weitere Volltrefferprognosen aus den vergangenen Jahrzehnten, aber auch aus der jüngeren Vergangenheit. Beispielsweise warnte der Japan-Kenner Helmut Becker, der lange in Tokio lebte, Ende der 80er Jahre in mehreren Medien und las Referent in Kongressen vor der japanischen Aktien- und Immobilienblase. Dafür lachten ihn viele Japan-Gläubige aus Wissenschaft und Praxis sogar aus. Wie recht er schließlich bekam, wird am besten daran deutlich, dass der japanische Nikkei-Aktienindex zwischen 1990 und 2009 sage und schreibe 82 Prozent an Wert verlor. Übrigens ist Becker zwischenzeitlich zum Japan-Optimisten geworden.
Ein weiteres markantes Beispiel: Michael Keppler, der von New York aus Fonds berät und Analysen erstellt, in denen er auf die Unterbewertung von Ländern und Regionen hinweist. Vor vielen Jahren hatte er rechtzeitig die Unterbewertung österreichischer, aber auch brasilianischer Aktien erkannt. In beiden Fällen bekam er nach einiger Zeit recht. Zuletzt favorisierte er Aktien aus Russland, Ungarn, Thailand und Ägypten, unter anderem nachzulesen in der April-Ausgabe der Zeitschrift €uro. Geben Sie doch einfach mal bei google.de die Namen Helmut Becker und Michael Keppler ein, dann erfahren Sie mehr.
Was Gold betrifft, sticht ein Autorenteam – damals noch bei der BW-Bank - positiv hervor: Markus Mezger, Markus Stahl, Rudolf Reichert, Gerhard Single und Michaels Krauß. Es veröffentlichte zu einem nahezu optimalen Zeitpunkt, im Dezember 2000, die Studie „Gold – ein neuer Megatrend?“ und ließ in der darauf folgenden umfangreicheren Studie „Megatrend Gold: Neue Entwicklungen“ vom Januar 2003 das Fragezeichen weg. Der seitherige Trend des Goldpreises mit einem schon wieder neuen Höchststand in Dollar spricht Bände – und er spricht für das Team.
Markus Stahl ist inzwischen vom Goldbullen zum Goldbären geworden: Mit auffallender medialer Begleitung hat er zuletzt einen Goldpreis von nur noch 500 Dollar vorhergesagt. Bei allem Respekt vor dieser antizyklischen Aussage: Kommt sie in Anbetracht des eingangs zitierten Schneeballsystems, und das immerhin mit Anleihen der größten Wirtschaftsnation der Welt, nicht zu früh? Ich meine ja, und zwar aus dem folgenden Grund: Es dauerte etwa ein Jahrzehnt, bis die Schuldenprobleme von Griechenland, Irland und Portugal (demnächst wahrscheinlich die aller Euro-Länder) sich plötzlich an den Märkten entladen haben. Und zwar mit einer solchen Gewalt, dass es darüber zu einer Krise des ganzen Euro-Systems gekommen ist. So etwas steht den USA noch bevor, wenngleich unter etwas anderen Voraussetzungen: Was den Europäern ihr Euro-Rettungsschirm und am Ende das Aufkommen Deutschlands für die Schulden anderer Euro-Länder, ist den Amerikanern ihr Schneeballsystem mit dem US-Finanzministerium und der Notenbank Fed als Hauptakteuren.
Wenn dadurch also die beiden wichtigsten Währungen der Welt in Mitleidenschaft gezogen und beschädigt werden, orientieren Anleger sich folglich weiterhin an dem, was sie für vergleichsweise sicher halten. Das sind bis auf Weiteres Edelmetalle, ausgewählte Aktien, einige Rohstoffe und zum Teil Immobilien. Wie lange diese Phase anhalten wird, ist schwer abzuschätzen. Tatsache ist jedenfalls, dass sie anhält. Und das heißt, dass den drei Funktionen des Geldes (Wertaufbewahrung, Tauschmittel, Messlatte), bezogen auf die beiden Währungen Dollar und Euro und damit auf die in diesen Währungen emittierten Anleihen, die erste Funktion bereits verloren gegangen ist – sonst stünden die Edelmetallpreise und Aktienkurse nicht da, wo sie jetzt sind, nämlich zum einen auf Spitzenniveau, zum anderen unter Schwankungen eventuell auf dem Weg dorthin.
Dennoch möchte ich an alle Anleger, die vor allem in Edelmetallaktien übermäßig engagiert sind, nochmals den Appell richten, sich im Zuge des nächsten Kurssprungs von einem Teil zu trennen. Zwar ist es ärgerlich, wenn die Kurse nach dem Verkauf weiter steigen, aber noch viel ärgerlicher ist es, nach der ersten größeren Abwärtskorrektur weiter in der Hoffnung zu verharren, dass die Höchstkurse bald wieder erreicht werden, ohne dass es in absehbarer Zeit dazu kommt. Im Übrigen ist ein gewisser Anteil an Liquidität auf dem Tagesgeldkonto, auch wenn die Verzinsung zurzeit mies ist, nicht zu verachten. Denn damit eröffnen Sie sich die Chance, Schnäppchen aus anderen Aktiensektoren zu ergattern. Außerdem sind Sie dann viel entspannter, als wenn Sie nur – in der Regel stark schwankende - Edelmetallaktien besitzen. Edelmetallbarren und -münzen sollten Sie allerdings behalten.

Manfred Gburek, 15. April 2011

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » gburek.eu