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Geschwätz v. gestern, heiße Luft v. heute, Durcheinander von morgen

Samstag, 15. Oktober 2011, 07:40
Große Worte, nichts dahinter: Erst plädiert Bundeskanzlerin Angela Merkel für „ein Gesamtpaket“ zur Regulierung der Staatsschulden im Euro-Raum, leider mit noch unbekanntem Inhalt. Dann kündigt EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, dasselbe Ziel im Visier, „eine umfassende Antwort“ an, über deren Inhalt ebenso gerätselt werden darf. Und schließlich schießt der scheidende EZB-Chef Jean-Claude Trichet aus vollem Rohr, indem er der Schuldenkrise „systemische Dimensionen“ beimisst. Schon einen Tag später ist das Ganze fast vergessen, weil auf einmal wieder die Rekapitalisierung der Banken in den Vordergrund rückt und damit die Frage, ob sie rechtens ist, wenn der Staat sie erzwingt.

Ja sind denn alle verrückt geworden? Es sieht so aus. Begriffe wie EFSF, Troika, Basel III und Stresstest schwirren durch die Gegend, als wüsste jeder, der sie verwendet, was sie überhaupt bedeuten. Die Begriffe werden zu angeblichen Problemlösungen zusammengefasst, die sich kurz darauf als heiße Luft erweisen. Derweil lösen amerikanische Ratingagenturen vorsichtshalber schon mal die nächste Herabstufungswelle gegen europäische Banken aus, woraufhin deren Kurse zum x-ten Mal in den Keller rauschen, sodass die viel diskutierte Rekapitalisierung der Banken ein frommer Wunsch bleibt.
Lassen wir noch einen der Häme unverdächtigen Zeugen zu Wort kommen, Claus Döring, Chefredakteur der nicht nur in Bankkreisen hoch angesehenen Börsen-Zeitung. Er wandelte schon am 30. September ein altes Bonmot von Konrad Adenauer wie folgt in Bezug auf Angela Merkel ab: „Es wäre ja nicht das erste Mal, dass auch die amtierende Bundeskanzlerin ihr Geschwätz von gestern nicht mehr interessiert. Angela Merkel mag viel von Stabilitätskultur reden, ihr Wackelkurs in Sachen Rettungsfondserweiterung seit Jahresbeginn und ihr Handeln schüren Zweifel.“
Zwischenfazit: Das Hickhack um die Bewältigung der Schuldenkrise erinnert eher an die Völkerschlacht bei Leipzig aus dem Jahr 1813 als an eine abgestimmte Strategie zur Entschuldung anno 2011. Machen Sie sich deshalb auf noch mehr Durcheinander an den Finanzmärkten gefasst und betrachten Sie die jetzt auch in Europa zunehmenden Straßenproteste gegen das Bankenwesen als Vorboten einer neuen Eskalation dieses Durcheinanders.
Wie kann man sich das konkret vorstellen? Zunächst bildlich als ein starkes Hin und Her der Aktien- und Anleihenkurse, Edelmetall- und Rohstoffpreise, Währungen und Derivate. Dieses Hin und Her lässt sich kaum begründen, denn es entsteht oft aus einer Tageslaune heraus: Verspricht die Rettung der Banken in greifbarer Nähe zu sein, steigen die Bankaktienkurse. Stänkert daraufhin die Ratingagentur Fitch gegen die Deutsche Bank, fällt deren Kurs und reißt die Kurse anderer Banken mit nach unten.
Das bildlich erkennbare Durcheinander wird von den eingangs erwähnten Sprüchen überlagert, die ja durchaus die Märkte bewegen können, weil sie sozusagen von ganz oben kommen. Worum geht es hier? Im Kern um zwei von der Absicht der Euro-Rettung vorgegebene und darüber hinaus um zwei weitere, eher dem beschriebenen Hickhack zuzuordnende Alternativen:
Entweder die Euro-Länder sorgen autonom doch noch für die Einhaltung der Maastricht-Kriterien. Das würde eine stetige Koordination der Länder untereinander, viele Jahre Zeit und große Opfer der Bevölkerung erfordern. Aber immerhin bliebe auf diese Weise die Fiskalpolitik im Land und den reichen Euro-Ländern wie Deutschland und den Niederlanden die Transferunion erspart.
Oder die Fiskalpolitik wird in einem langjährigen Verfahren auf ein für alle Euro-Länder zuständiges Finanzministerium übertragen. In diesem Fall könnte sich während einer Übergangsphase der Länderfinanzausgleich etwa nach dem Muster der deutschen Bundesländer als nützlich erweisen. Auch diese Alternative würde der Bevölkerung Opfer abverlangen und vor allem in Deutschland auf Widerstand stoßen.
Ohne Frage sind beide Alternativen unpopulär. Deshalb drücken sich ja die Politiker – quasi als Alternative Nummer 3 - um eine Entscheidung herum und schieben die bekannten Probleme vor sich her. Das wird an den Märkten, von den Aktien- bis zu den Derivatebörsen, weiter für erhebliche Unruhe sorgen. Insbesondere dann, wenn das Zögern der Politiker unter den Marktteilnehmern den Verdacht nährt, die ganze Euro-Zone könnte auseinanderfallen. Bezeichnen wir diese Möglichkeit als Alternative Nummer 4.
Den Nummern 1 bis 4 Wahrscheinlichkeiten anzuheften, wäre unseriös, weil es sich um dynamische Prozesse handelt, sodass etwa 1 in 2 und 3 in 4 münden könnte, aber auch 3 und 4 in 1 oder 2. Das alles ist im Übrigen eine Frage der Zeit, die sich die Politiker angeblich gekauft, die sie in Wahrheit aber verloren haben, wie bereits früher an dieser Stelle ausgeführt. Wenden wir uns also den Konsequenzen für Anleger zu:
In diesem Fall würde die immer noch latente in eine sicht- und spürbare Deflation, schlimmstenfalls sogar in eine Depression übergehen. Gold wäre dann die ultima ratio, Tages- oder Festgeld bei systemrelevanten Banken und Anleihen höchster Bonität immerhin noch akzeptabel.
Diese Alternative riecht nach Transferunion und damit letzten Endes Inflation. Konsequenz: Wer Gold und andere Edelmetalle besitzt, vor allem Silber, und darüber hinaus in Immobilien an lukrativen Standorten investiert, dürfte am Schluss zu den Gewinnern gehören.
Ein Paradies für Trader, die heute Aktien oder irgendwelche Hebelpapiere kaufen und morgen schon wieder verkaufen. Dasselbe wird sich mit Edelmetallen und Rohstoffen machen lassen, wobei Gold und Silber irgendwann noch vor den gängigen Aktien nach oben ausbrechen dürften.
Die Steigerung von Nummer 3: noch stärkeres Auf und Ab, damit höhere Chancen, aber auch Risiken für Trader. Gold und Silber brechen nicht erst irgendwann, sondern schon in absehbarer Zukunft nach oben aus.

Epilog zu den Währungen: Die Euro-Stärke im Vergleich zum Dollar während der vergangenen Tage ist in Anbetracht der riesigen Probleme der USA (schwache Konjunktur, sehr hohe Schulden, zerstrittene Politiker, gegen die Finanzwelt protestierende Bevölkerung) berechtigt und kann in Anbetracht der Attacken bestimmter angelsächsischer Kreise gegen den Euro nicht hoch genug eingeschätzt werden. Demgegenüber wäre es illusorisch, anzunehmen, der Euro könnte gegenüber dem Schweizer Franken Land gewinnen, solange die hier beschriebenen Probleme der Gemeinschaftswährung nicht vollständig gelöst sind.

Manfred Gburek, 14. Oktober 2011

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » gburek.eu