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Sparen in den USA – ein Paradoxon?

von Miriam Kraus

Es sollen ja noch Zeichen und Wunder geschehen. Ob das allerdings auch in den USA der Fall ist oder ob der alte Trendsetter nur halbherzig einem bis jetzt verschlafenen Trend hinterher laufen will...man wird sehen. Tatsache ist jedoch, man kennt jetzt auch in der amerikanischen Politik das Wort: Sparen! ;-)

Wie lange können sich die USA noch so günstig refinanzieren?
Während im letzten Jahr vor allem die europäischen Staaten immer wieder, wie man in Bayern sagt, eine Watschn abbekommen haben, hat man den weltweit größten Schuldner, die USA, bislang unbehelligt belassen. Wenn Sie schon länger Rohstoff Daily lesen, dann wissen Sie, dass ich das im besten Falle als schade empfinde, im schlimmsten Falle als äußerst naiv.
Aber, was nicht ist, kann ja noch werden...zumindest macht sich der US-Finanzminister immer öfter Gedanken darüber, wie lange die USA noch so im Glück schwelgen können, bzw. wann die Kosten der horrenden Schulden, das Land schließlich auffressen werden. Das US-Finanzministerium hat jetzt nämlich eine Präsentation vorgelegt, in der es sich ausmalt, dass der Zinsaufwand, der derzeit bei 1,3% vom BIP liegt, angesichts eines kumulierten Defizits von dann über 4 Billionen USD, bis 2016 auf 3,1% vom BIP steigen könnte. Endlich macht man sich also auch einmal von US-finanzpolitischer Seite Gedanken um die Zukunft.
Schließlich kann es nicht ewig angehen, dass ein Land sich nur immer weiter verschuldet und dabei auf die Freundlichkeit des Marktes setzt. Irgendwann müssen die Zinsen steigen und wenn sich die Refinanzierungskosten dann, wie das Weiße Haus inzwischen glaubt, verdreifachen, dann haben die USA ein Problem. Ein Problem, aus dem ihnen langfristig auch China und Japan nicht heraus helfen werden - nicht umsonst stellt China schon mit dem neuen 5-Jahres-Plan die Weichen für eine wesentliche Stärkung des Binnenmarktes. Ich schätze, wenn es ginge, würden sich China und Japan lieber früher als später von den USA verabschieden - aber im Glück für die USA, ganz so schnell geht's nicht...und dennoch, passieren wird es schließlich.
Na ja, wie auch immer...so viel mal zu den Sorgen des US-Finanzministeriums. Kommen wir lieber zur echten politischen Showbühne....

Obamas Sparprogramm
Mal abgesehen davon, dass sich die USA wirklich langsam Sorgen um sich selbst machen müssten, ist Sparen derzeit wirklich "in". Nicht nur weil die europäischen Staaten halbflott voran marschiert sind, sondern weil das Thema mittlerweile zu einem politischen Trend geworden ist. Weil Obama sich während der Krise das "Ausgeben" auf die Fahnen geschrieben hatte, konnten die Republikaner mit ein bisschen Sparrhetorik (schließlich fordert man immer das Gegenteil von dem, was der politische Gegner gerade tut) bei den Kongresswahlen Punkte gut machen.
Folglich ein weiterer Punkt für Obama um jetzt einen Sparkurs zu fordern.
Und der sieht folgendermaßen aus:Obama will über die kommenden 5 Jahre die öffentlichen Ausgaben einfrieren, u.a. die Beamtengehälter.
Beim Militär sollen 78 Milliarden USD eingespart werden
Ein paar Steuererhöhungen für die ganz Reichen
2/3 der Einsparungen sollen aber über andere Kürzungen erreicht werden. Zum einen will man bei den Heizkostenzuschüssen für Bedürftige sparen, zum anderen bei Umweltschutzprojekten.Damit will Obama das Haushaltsdefizit bis 2012 um 500 Milliarden auf 1,1 Billionen reduzieren und am liebsten über die kommenden 10 Jahre um weitere 1,1 Billionen USD.

Was ich davon halte?

Na ja, Beamtengehälter einzufrieren ist an sich ja keine schlechte Idee, allerdings muss man sich in den USA schon fragen, welche Auswirkungen das auf den Arbeitsmarkt und schließlich den Konsum haben wird, wenn immerhin kein geringer Anteil der Amerikaner beim Staat im Dienst steht. Steuererhöhungen gehören ja nun ganz klassisch zu einem Sparprogramm dazu und lustigerweise gäbe es bei den Amerikanern durchaus Luft nach oben (schließlich liegt der Höchststeuersatz dort noch immer um die 30%), wenn...ja, wenn die US-Wirtschaft nicht so auf Biegen und Brechen nur auf den Konsum ausgerichtet wäre. Lächerlich ist dagegen die Summe die man beim Militär einsparen will, eine unabhängige Expertenkommission hatte schon im Dezember eine wesentlich höhere Summe vorgeschlagen. Tja, und zu Punkt 4: ein Zugeständnis an die Republikaner im Kongress, welches dafür sorgen wird, dass sich der bereits tiefe gesellschaftliche Graben zwischen Arm und Reich in den USA noch weiter vertiefen wird, während die Umwelt den Bach runter geht.
Aber Obama will ja nicht nur sparen, sondern auch investieren. Und zwar in Infrastruktur und Bildung. Zum Beispiel will er mit Hochgeschwindigkeitszügen einen US-Sputnik-Schock (also diesmal von der anderen Seite her) auslösen. Und auch wenn ich mir im letzten Satz den Sarkasmus schon wieder nicht verkneifen konnte, diese Pläne sind eigentlich gut. Mal schauen ob sie auch finanzierbar sind...

Republikaner Sparprogramm
Auch wenn ich schon an Obamas Sparprogramm nur wenig Gutes finden kann, muss ich sagen, das Sparprogramm, welches dagegen die Republikaner ausgeheckt haben, ist noch wesentlich gefährlicher. Die wollen nämlich:die öffentlichen Ausgaben um weitere 61 Milliarden USD kürzen. Und zwar nicht etwa indem sie leer stehende Staatsgebäude verkaufen wollen, sondern indem sie dem Bildungssektor 5 Milliarden USD klauen, Tausende Polizisten entlassen und die Überwachung der Atomsprengköpfe runter schrauben wollen.
Keine Steuererhöhungen
Keine Investitionen in HochgeschwindigkeitszügeWollen Sie wirklich wissen, was ich davon halte?
Dazu fällt mir nur ein Satz ein: Armes Amerika!

Die USA - ein paar unschöne Fakten
Angesichts der politischen Turnerei in den USA, frage ich mich schon, ob die jenseits des Ozeans überhaupt wissen, wie man ein richtiges Sparprogramm aufzieht (nicht, dass ich anderen Politikern, in anderen Ländern viel mehr zutrauen würde...). Andererseits, so abgewirtschaftet wie das Land, angesichts einiger wirklich unschöner Fakten wirkt, frage ich mich auch, welche Möglichkeiten, die da überhaupt noch haben (und ich frage mich zum gefühlten hundertsten Mal, wann die Strafe des Marktes folgen wird...aber das ist ein anderes Thema).

Schauen wir uns mal ein paar dieser Fakten an:Laut Fortune-Magazin leben 40% der Amerikaner von Niedriglohn-Jobs. Sie besitzen weniger als 1% des nationalen Reichtums.Mehr als 40 Millionen Amerikaner beziehen Essensmarken. In diesem Jahr soll die Zahl auf 43 Millionen steigen.
Dagegen ist das Verhältnis der Gehälter von Managern gegenüber den durchschnittlichen Gehältern der Arbeiter von 30:1 auf 500:1 explodiert.
Mehr als 1 Million Amerikaner sind Mitglieder krimineller Banden.
Derzeit sind rund 32 US-Bundesstaaten nicht mehr in der Lage ihrer Verpflichtung nachzukommen, Arbeitslosengelder auszubezahlen. Bislang springt die US-Regierung ein und vergrößert damit die gesamte Staatsschuld.
Der US-Bundesstaat Kalifornien ist schon längst pleite. Hier weisen bereits 8 Bezirke eine Arbeitslosenrate von über 20% auf. Der Pensionskasse des US-Bundesstaates New Jersey fehlen rund 54 Milliarden USD....
Gemessen am Nettowert besitzen US-Banken mehr Wohnimmobilien als alle Bürger zusammen.
Kein Land auf dieser Welt hat höhere Schulden als die USA. Allein im letzten Jahr hat die Regierung fast so viele Schulden angehäuft, wie alle anderen Regierungen weltweit zusammen.
Der Tax Foundation zufolge, müssten die US-Steuersätze, allein um den Schuldenberg des vergangenen Jahres abzutragen, um das 2,4-fache angehoben werden. Der niedrigste Steuersatz würde dann auf 24% steigen, der Spitzensteuersatz müsste auf 85% steigen.
Warum die USA noch immer ein Triple-A-Rating aufweisen frage ich mich nicht mehr, denn das wäre verschenkte Lebenszeit...

So long liebe Leser...ach ja, ich muss schon sagen, nachdem ich mich in den letzten Wochen fast ausschließlich auf die politische Operette in Europa konzentriert hatte, hat mir der Ausflug zur US-politischen Comedy heute richtig Spaß gemacht....verstehen Sie mich aber nicht falsch: ich hab' nichts gegen die USA (ich hab' ja auch nichts gegen Europa), aber ich glaube langsam, ich hab' wirklich was gegen die Politik...dabei glaube ich immer mehr, dass es der Bürger an sich besser machen könnte (zumindest kann er es nicht schlechter machen) und würde mich jederzeit auf ein plebiszitäres Experiment einlassen...liebe Grüße und bis morgen

Ihre Miriam Kraus

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de