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Italien und die magischen 7%

Donnerstag, 10. November 2011, 05:43
von Miriam Kraus
Heute ist es passiert: die Zinslast auf 10-jährige Italien-Bonds hat die magische 7%-Marke überschritten. Magische Marke deshalb, weil diese Marke in der Vergangenheit auch schon Griechenland, Irland und Portugal zu Fall brachte. Morgen, wenn Italien neue Anleihen begibt, werden wir wissen woran (und zwar wir alle) wir sind!

Schlachtfeld Italien ist eröffnet

Gestern schrieb ich noch, dass es eigentlich ziemlich egal ist, ob Berlusconi geht oder bleibt, denn auch ein Weggang garantiert nicht zwangsläufig rasche Stabilität oder erhöht schlagartig das Vertrauen. Gestern noch schien Berlusconi noch als die größte Belastung, doch heute zeigt sich, dass der Markt sich nicht nur NICHT durch den angekündigten Rücktritt des Cavaliere besänftigen lässt, sondern das Misstrauen und die Skepsis sogar noch gewachsen sind.

Oder, um es anders zu sagen: es kommt nicht mehr auf Einzelpersonen an, sondern darauf, wie die Aussichten sind.
Und die haben sich heute in Bezug auf Italien massivst abgeschwächt!
Die Zinsen auf 10-jährige italienische Staatsanleihen stiegen heute in der Spitze sogar bis auf 7,57%!
Und morgen muss Italien neue Anleihen im Volumen von 5 Milliarden Euro ausgeben! Na Prost Mahlzeit, harmlos ausgedrückt...
Tja, was soll ich sagen, es kommt, wie es kommen musste...der europäische Schuldenkrieg ist weitergezogen und die nächste Schlacht findet in Italien statt.

Italien könnte aber auch DIE entscheidende Schlacht werden

Nach Griechenland, Irland und Portugal könnten wir ja sagen: och na, ja, ist doch immer das Gleiche.
Dumm nur, dass Italien, im Gegensatz zu Griechenland, Irland und Portugal tatsächlich ein systemisches Risiko darstellt. Immerhin ist Italien nicht nur die drittgrößte Volkswirtschaft der Zone, eine der acht größten der Welt, sondern auch der weltweit drittgrößte Bond-Markt.
In somit voll verständlicher Panik, hat unser großzügiger Bundesfinanzhäuptling den Italienern offenbar (wie Bloomberg berichtet) vorsorglich also schon einmal angeboten, im Ernstfall doch Hilfe vom EFSF anzunehmen....

....und ich frag' mich nur noch: wo lebt der Schäuble eigentlich?! Im Land der Fantasie?

Im Laufe der nächsten 3 Jahre laufen italienische Bonds im Volumen von 475 Milliarden Euro aus. Allein im kommenden Jahr werden 308 Milliarden Euro fällig. Die Analysten von Capital Economics gehen davon aus, dass Italien in den kommenden 3 Jahren mindestens 650 Milliarden Euro an Unterstützung bräuchte, wolle man das Land von den Märkten abschneiden. Und bis zu 700 Milliarden, wenn man auch die italienischen Banken retten will.

Und wer bitteschön, soll das bezahlen?

Der EFSF? Darauf würde ich mich nicht verlassen! Warum?....

Zahnloses EFSF-Vehikel?

Was war er doch zuletzt in aller Munde, der EFSF! Dieses großartige Super-Duper-Hebel-Vehikel, dass mit Unsummen agieren soll und ja am Ende angeblich die Eurozone rettet.
Die Wahrheit sieht ein klein wenig anders aus...
Ich hatte Ihnen ja schon mehrmals meine Meinung kund getan und zu bedenken gegeben, weshalb dieser groß angekündigte Hebel-Effekt möglicherweise gar nicht funktionieren wird. Aber lassen wir das mal beiseite.
Gönnen wir uns zunächst doch noch einmal einen kurzen Überblick darüber, wie der EFSF überhaupt aufgebaut ist.

Wie der EFSF funktioniert!

Also bis zur letzten großen Aufstockung, der dann auch noch die Slowakei auf dem letzten Zahnfleisch zugestimmt hatte, lag die Kapitalbasis des EFSF bei 440 Milliarden Euro. Seit der Aufstockung liegt sie nun bei 780 Milliarden Euro (211 Milliarden kommen aus Deutschland).
Doch, WICHTIG: diese 780 Milliarden Euro von allen Zonenländern (oder zuvor die 440 Milliarden Euro) sollen ja nicht angetastet werden. Sie bilden lediglich die Garantiesumme.
Anhand dieser Garantiesumme, kann der EFSF Kredite im Markt aufnehmen. Das macht er, indem er Anleihen begibt. Diese aufgenommenen Kredite nutzt er dann, um seine Hilfsleistungen zu überweisen.
Weil der EFSF aber ein Triple-A-Rating hat, kann er auch nur Kredite aufnehmen, die den Garantien der einzahlenden Triple-A-Staaten entsprechen (also D, F, NL, LU, FI, Ö,).

Im Klartext heißt das: der EFSF kann nun ein Volumen von 440 Milliarden Euro aufnehmen (vor der Aufstockung: 260 Milliarden).
Die Hebel-Geschichte sollte dann so funktionieren, dass der EFSF 20% der (noch auszugebenden) Anleihen eines Wackelstaates absichert, so dass alle Investoren freudestrahlend und sich voll sicher fühlend, sofort auf diese Anleihen stürzen. Na ja, nett gedacht, aber psychologische Kriegsführung kann auch nach hinten los gehen, vor allem wenn jeder andere cleverer ist (und na ja, ich sag's mal so, unsere Häuptlingskaste hat sicher ihre Qualitäten, aber Cleverness im Umgang mit den Finanzmärkten gehört wohl eher nicht dazu....aber lassen wir das...).

Kraftloser EFSF

Zurück zu unserem Unsummen-Super-Duper-Hebelchen-Vehikel! (oder EFSF, ganz wie sie wollen)

Das Problem unseres Vehikels: mittlerweile werden die Anleihen, die unser Vehikelchen begibt, immer unbeliebter.

Als der EFSF im Januar seine erste Anleihe begab, war die Auktion noch zigfach überzeichnet. Als der EFSF sich am Montag zum letzten Mal an die Märkte traute, kratzte er gerade einmal noch mit höchster Mühe und ganz knapp seine 3 Milliarden zusammen.
Längst sind die Japaner, die bei der ersten Anleihenauktion noch 20% der ausgegebenen Anleihen ergatterten, nicht mehr wirklich interessiert. Generell lässt die Nachfrage der Asiaten deutlich nach (von 36% der ausgegebenen Anleihen während der ersten Auktion im Januar, auf 25% am Montag).
Und, jetzt wird's ganz lustig, der EFSF hat in diesem ganzen Jahr gerade einmal 16 Milliarden Euro eingenommen! (nix 440 Milliarden, das ist nur Theorie)
;-) Klar, das reicht schon, um den Iren und Portugiesen so stückchenweise ihre Häppchen rüber zu schieben...aber wenn die Italiener morgen dringend 5 Milliarden bräuchten (nur hypothetisch), dann dürfte es der EFSF aber auch immer schwerer haben diese aufzutreiben.

Schließlich muss er jetzt mittlerweile auch schon 3,6% Zinsen auf seine Anleihen bezahlen! Das ist doppelt so viel, wie wir Deutschen bezahlen.

Manchmal ist es schon lustig, wenn man von einer Riesenzahl wie 1 Billion Euro an EFSF-Schlagkraft zur tatsächlichen Realität von 16 Milliarden Euro mit zuletzt auf 3,6% gestiegener Zinslast zurück kehrt. ;-)

So long liebe Leser....mit 16 Milliarden Euro, die der EFSF bislang so eingenommen und weiterverschoben hat, wird klar, weshalb die EZB auch weiterhin den großen und einzigen blitzschnellen Retter in akuter Not spielen kann und muss...ich hoffe nur, die Häuptlinge verstehen bald, dass ihre "mit-dem-EFSF-Rettungspläne" vielleicht noch einmal an die Realität angepasst werden müssen...ich hoffe allerdings nur, dass ihnen dabei nicht in den Sinn kommt, die Garantiesummen zu verwenden...ansonsten bleibt alles beim alten...haben Sie sich schon ihre Antwort auf die Gretchenfrage nach dem unbedingten Für oder Gegen die Zone überlegt?...schlafen Sie gut und bis morgen...liebe Grüße

Ihre Miriam Kraus

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de