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Angie

Donnerstag, 06. Oktober 2011, 05:42
von Miriam Kraus
Als Mick Jagger und Keith Richards vor knapp 40 Jahren das Lied "Angie" schrieben, konnten sie offenbar schon sehr weit in die Zukunft blicken, denn viele der Zeilen dieses Liedes stellen heute hochaktuelle und brennende Fragen dar.

Angie, when will those clouds all disappear?

Derzeit gibt es wohl kaum jemanden der nicht wissen möchte, wann sich die dunklen Wolken über Europa (und danach auch über den USA) endlich verziehen. Leider hat weder Angie, noch sonst irgend jemand auf diese Frage eine Antwort parat. Und je länger die Antworten ausbleiben, desto mehr verdunkelt sich über Europa der Himmel, was auch die anderen (vor allem die Amerikaner) immer öfter ängstlich in den Himmel blicken lässt. Doch warum hat eigentlich niemand eine Antwort auf diese Frage? Nun, das hängt vor allem mit der Antwort auf die nächste Frage zusammen:

Angie, where will it lead us from here?

Diese Frage kann uns einzig und allein zu Europas großer Crux führen: Europa ist faktisch führungslos. Im idealen Europa würden 27 Staaten rasch und effizient zusammen arbeiten und gemeinsam Probleme lösen. Klar, das ist Utopie...funktioniert ja auch bei 17 Euro-Staaten nicht. Kann auch nicht funktionieren, denn selbst die beiden größten Volkswirtschaften Europas schaffen es nicht, Gemeinsamkeit und Stärke zu demonstrieren, oder gar den 15 übrigen als leuchtendes Beispiel voran zu gehen und den gemeinsamen Weg vorzugeben. Gut, das mag vielleicht auch gar nicht so geplant sein...auf der anderen Seite mangelt es aber vor allem daran: an einem Plan.

Ohne Plan, kein Ziel!

Europa ist nicht nur führungslos, sondern auch ziellos! Anders kann ich die seltsamen Auftritte der europäischen Politik nicht länger interpretieren.

Einerseits will man den Griechen "helfen" und in der Zone sollen sie ja auch bleiben, andererseits macht man die nächste Tranche von der Troika abhängig. Einerseits will man die Griechen angeblich nicht umschulden, dann denkt man über Staatspleiten in ferner ESM-Zukunft nach und urplötzlich findet man heraus, dass man die Banken absichern muss?

Was soll das?

Dass wir uns bereits in einer Bankenkrise befinden, sollte jedem der den Interbankenmarkt beobachtet bereits seit Wochen klar sein. Dexia ist nur das erste offizielle Opfer in Kerneuropa. Aber nein...vor ein paar Wochen - als sogar schon der IWF warnte, man müsse dringend die Banken rekapitalisieren - übte sich die Politik in maßloser Arroganz und ignorierte freiweg die Realität. Was hat denn nun so plötzlich die Meinungsänderung hin zur berechtigten Sorge um die Banken ausgelöst? Vielleicht endlich die Erkenntnis, dass die Refinanzierungsmöglichkeiten der Banken schwinden, (vom Vertrauen der Banken untereinander will ich gar nicht sprechen), oder, dass die CDS-Prämien auf Finanzinstitute explodieren? Oder doch die Einsicht, dass die Griechen in einer Pleite näher sind als alles andere und (vor allem), dass zu den Anlagewerten, welche die Banken heute gefährden, nicht nur Griechen-Papiere gehören, sondern auch die Anleihen weiterer Euro-Staaten?

Man weiß es nicht, aber die panische Kehrtwende der Politik vom "unseren Banken geht's gut" hin zum "au verflixt, wir sollten uns mal um die Banken kümmern", zeigt vor allem, dass die Politik die Lage ersten missversteht, zweitens nicht im Griff hat und drittens sämtliche Risiken zu unterschätzen scheint. Was mich viertens an die ebenso ahnungslosen und naiven Ami-Politiker in 2008 erinnert!

Und jetzt? Begreift die Politik, dass das ständige Ignorieren der wahren Probleme zu nichts führt?

"Mitnichten", muss ich darauf antworten, wenn ich sehe, dass die einzige Antwort auf alle Probleme dieses ausgeweitete EFSF-Vehikel sein soll, welches bis dato immer noch nicht von allen Staaten abgenickt worden ist.

Und wenn er dann mal ausgeweitet vor uns stehen sollte, was soll er dann überhaupt tun, der EFSF?

Banken retten in den Staaten, die sich eine (weitere) Bankenrettung gar nicht mehr leisten können? Wohl eher nicht so schnell, denn dafür müssten wieder alle 17 Parlamente zustimmen.

Staaten retten?

Wohl kaum, denn mit 440 Milliarden ist er einfach zu klein für Italien und Spanien, deren Rettung, wenn notwendig, tatsächlich essentiell für die Zone wäre.

Deshalb denken unsere weisen Entscheider jetzt über Financial Engineering nach, um den Fonds zu hebeln...

...was mich ehrlich gesagt maßlos erstaunt. Hatten wir nicht gelernt, dass solche Hebelprodukte und generell Finanzderivate das abgrundtief Böse sind? Mal abgesehen davon, dass ich generell nicht davon ausgehe, dass Derivate abgrundtief böse sind, empfinde ich es dennoch als beunruhigend, wenn nun auch noch Staaten Finanzprodukte kreieren, deren Risiken das real vorhandene Kapital bei weitem übersteigen.

Denn...mal ganz ehrlich, die Staatskassen der Euro-Länder sind doch jetzt schon leer, bis arg strapaziert...und ich spreche hier nicht nur vom abgewerteten Italien, oder mit Bankenrettungen beschäftigten Frankreich, sondern auch auch von Deutschland mit seinen wachsenden Schulden.

Verstehen Sie mich nicht falsch: generell betrachte ich Finanzderivate erst einmal wertneutral...gefährlich wird's immer nur dann, wenn einer nicht damit umgehen kann. Der Unterschied zwischen den Banken und den Staaten ist dabei nur: Staaten kann man nicht "retten", die kann man nur fallen, wieder aufstehen und einen neuen Weg einschlagen lassen.

Seufz...ach Angie, with.. no money in our coats, you can't say were satisfied..

...but ain't it time we said goodbye?

Zumindest, bitte bitte, zu dieser Art von durch Naivität, mangelndes Wissen, Ignoranz, fehlenden Zusammenhalt und totales Chaos gekennzeichneten Politik, wie sie derzeit in ganz Zonen-Europa vorherrschend ist.

So long liebe Leser....eigentlich wollte ich heute endlich wieder vom Kupfermarkt berichten, aber leider habe ich es nicht fertig gebracht, meine Wut über den Umgang der europäischen Politik mit der Krise zu unterdrücken...ich hoffe Sie verzeihen mir, dass ich mich erneut hinreißen ließ...morgen, ich verspreche es, beschäftigen wir uns dann aber endlich wieder einmal mit den Rohstoffmärkten...schließlich ändert sich ja sowieso nichts in der Euro-Politzone, auch wenn ich mir die Finger wund schreibe...also was soll's...aber hey, nicht verzagen, wir haben ja noch ein Ass im Ärmel: zur Not können wir ja immer noch Jagger und Richards zu EU-Funktionären machen...;-)...vermutlich dürfte das Ergebnis sogar mit Rockmusikern an der Spitze besser ausfallen....und nun ist es Zeit, dass ich mich für heute verabschiede...liebe Grüße und bis morgen..

Ihre Miriam Kraus

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de