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Die EZB, der große Herausforderer?

Dienstag, 05. April 2011, 00:09
von Miriam Kraus

Die Aussichten für diese Woche: Zinsanhebung in Europa. Die Auswirkungen auf die Märkte: eher gering...noch...denn, vieles hängt davon ab, wohin die Reise noch gehen wird.

Die EZB, der große Herausforderer?
Wir alle wissen, dass EZB-Häuptling Trichet schon seit einiger Zeit eine Zinserhöhung signalisiert. Warum auch nicht?! In Europa steigen die Inflationsraten (zuletzt auf 2,6%; in Deutschland verharrte die Inflationsrate im März bei 2,1%, in Italien stieg die Jahresteuerungsrate im März auf 2,5% und die spanische Inflationsrate tingelt schon bei 3,6% herum) und die EZB hat schließlich eine Hauptaufgabe: für Preisstabilität sorgen. Am Donnerstag findet die nächste Ratssitzung der EZB statt und die Erwartungen einer Zinsanhebung um 25 Basispunkte sind hoch.

So weit, so gut und längst auch schon in den Märkten eingepreist...immerhin ist eine Zinsanhebung um 0,25 Prozentpunkte schließlich auch kein Beinbruch. Die Frage ist auch viel eher, was danach kommen wird. Viele erwarten schon am Donnerstag den Beginn einer ganzen Reihe an Zinsanhebungen. Doch gerade das wäre nicht unproblematisch und könnte eine ganze Reihe an Euro-Peripherie-Staaten mehr als ein gebrochenes Bein kosten.

Eigentlich weiß Trichet das nur zu gut...was ihm aber vermutlich wirklich auf die Nerven geht, ist der Umstand, dass ausgerechnet er und seine Zentralbank in der Zwickmühle der Entscheidung zwischen ihrer eigentlich Aufgabe, der Garantie stabiler Preise und der Aufgabe, die eigentlich in die Hände der Politik gehört (und welche Trichet lieber früher als später auch in deren Hände abgeben würde), die Garantie der Überlebensfähigkeit einiger europäischer Volkswirtschaften, steckt. Kein Wunder, dass Trichet schon von einer europäischen Schicksalsgemeinschaft spricht und noch einmal gezielt an die Politik appelliert endlich den "Sprung...in Richtung einer politischen Föderation" zu wagen.

Na ja, mit einem hat Trichet jedenfalls Recht: das derzeitige europäische Gemauschel wird nicht dazu beitragen die akuten Probleme nachhaltig zu lösen. Andererseits muss man sich schon fragen, wie ein Politik- und Wirtschaftsraum, durch den jetzt schon ein breiter Graben verläuft, die Quadratur des Kreises überhaupt schaffen soll.

Allerdings...sollte die EZB am kommenden Donnerstag nicht nur mal eben eine Zinserhöhung beschließen um irgendwelchen Zweitrundeneffekten entgegen zu wirken, sondern tatsächlich den Beginn einer ganzen Reihe an deutlichen Zinsanhebungen in diesem Jahr setzen, dann dürfte das zu einer enormen Herausforderung für Europa werden...ob die europäische Politik allerdings gewillt ist, diese Herausforderung anzunehmen...wer weiß?!

Der große Graben
Beschäftigen wir uns doch einmal mit den Herausforderungen, die auf Europa zukommen könnten. Wie wir alle wissen, wären davon vor allem unsere peripheren Freunde betroffen, die unter einem schwachen Wachstum, hohen Schulden und ihren Sparprogrammen leiden.

Wie zum Beispiel Griechenland. Nun haben wir unseren griechischen Freunde ja eine Menge Geld geliehen und erwarten, dass sie dafür wenigstens ihre Finanzen in Ordnung bringen. Doch das ist ganz uns gar nicht einfach. Lohnkürzungen und Steuererhöhungen haben bereits dazu geführt, dass Konsum und Nachfrage eingebrochen sind und die Arbeitslosigkeit mittlerweile auf 15% gestiegen ist. Der arme Papakonstantinou, seines Zeichen Finanz-Häuptling der Griechen, wird beim nächsten Sparplan in diesem Monat seine liebe Not haben, aus den Griechen noch mehr raus zu holen. Vermutlich werden die Griechen staatliche Immobilien verkaufen, noch weitere Kürzungen im öffentlichen Bereich vornehmen und noch irgendwelche Steuern (da findet sich bestimmt noch was) anheben müssen. Das dürfte dem griechischen Wahlbürger gar nicht gefallen...hoffentlich steht Griechenland nicht auch noch eine politische Krise nach dem Vorbild Portugals bevor.

Wenn Griechenland, dessen Staatsschulden bis 2014 wohl auf mindestens 156% vom BIP steigen werden, aber auch noch mit steigenden Zinsen konfrontiert wird, dann werden sich die Refinanzierungskosten noch weiter erhöhen. Und das wo jetzt schon Zweifel bestehen, ob das Land seine Schulden jemals in den Griff bekommen kann.

Die Banken
Mit Steuererhöhungen, Sparprogrammen, hoher Arbeitslosigkeit und somit real weniger Geld in den Taschen von Menschen und Unternehmen, wächst bei steigenden Zinsraten, aber auch die Gefahr von Insolvenzen und nicht mehr bedienbaren Krediten, was wiederum negativ auf die Banken zurückfällt. Diese Gefahr besteht vor allem für die griechischen und irischen Banken (für die sich der irische Staat ja bereits ins Messer gestürzt hat). Doch auch die spanischen und portugiesischen Banken sind nicht vor Problemen gefeit, vor allem wenn es dann auch noch an die Hypotheken geht.

In Portugal haben fast 100% der Hypothekennehmer eine variable Finanzierung gewählt, in Spanien und Irland sind es rund 85%. Zum Vergleich: in Deutschland stehen die variablen Finanzierungen nur für 15% der vergebenen Hypotheken.

Und nun bedenken Sie folgendes: als die EZB, beginnend im Dezember 2005, den Leitzinssatz schließlich um 150 Basispunkte angehoben hatte, verteuerten sich damals die Hypotheken-Kosten für die Spanier, Iren und Portugiesen schon um 100 Basispunkte. In Deutschland stiegen die Kosten nur um 50 Basispunkte.

Und nun stellen Sie sich die arbeitslosen, höher besteuerten Spanier, Iren und Portugiesen dabei vor, wie sie ihre Hypotheken nicht mehr begleichen können. Oder, nein, stellen Sie es sich lieber nicht vor, denn die Auswirkungen wären doch zu unschön. (Behalten Sie aber trotzdem die Erfahrungen aus 2008 im Hinterkopf).

Na ja, ich möchte hier den sprichwörtlichen Teufel wirklich nicht an die Wand malen, immerhin wird eine Zinsanhebung um 25 Basispunkte am kommenden Donnerstag noch keine Schreckensszenarien hervorrufen. Ich finde es nur mal wieder ganz lustig, dass die EZB, wenn sie Lust dazu hätte und selbstmörderisch genug wäre, Europa durchaus in die Knie zwingen könnte...

So long liebe Leser....eigentlich muss ich es ja nicht erneut wiederholen, denn wir alle kennen das eigentliche Problem, das in Europa zu Hause ist...aber weil es so ein schönes Wort ist: Heterogenität...absolute und sich verschärfende Heterogenität...vor allem dieser Verschärfungsfaktor, der eine der drastischen Auswirkungen der ganzen Krisen- und Nachkrisen- und neue Krisen-Problematik und ihrer Folgen ist, macht mir auf lange Sicht doch ein bisschen zu schaffen...und dabei ist es nicht nur Europa, durch welches sich ein Graben zieht, der durch jede Zinsanhebung ein bisschen tiefer zu werden droht (wobei es die Sache auch nicht besser macht, wenn wir versuchen den Graben mit Geld aus Mittel- und Nordeuropa voll zu schütten), auch die USA haben so einen inneren Graben, der immer stärker deren Mittelschicht verschlingt...na ja, was soll's, ich kann's nicht ändern, aber ich hab wenigstens mein Gold...liebe Grüße und bis morgen, wenn wir uns dann bei einem aktuellen Beitrag zu den Rohstoffmärkten wiederlesen...

Ihre Miriam Kraus

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de