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Unruhige Zeiten, brisante Themen

Es liegt nahe, dass zurzeit viele Menschen auch im Hinblick auf die Geldanlage über die möglichen Auswirkungen des ägyptischen Bürgerkriegs diskutieren. Doch die meisten dieser Diskussionen enden ohne Ergebnis, weil sich auf Anhieb kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der völlig aus dem Ruder gelaufenen Politik Ägyptens und den internationalen Geldströmen herstellen lässt. Es sei denn, im ganzen Nahen Osten bricht ein Flächenbrand aus. Es sei denn, der Suezkanal wird gesperrt und der Ölpreis schießt danach derart in die Höhe, dass die weltweit latent vorhandene Inflationsmentalität offen zutage tritt. Es sei denn, es sei denn – über weitere Auswirkungen kann man nur spekulieren.
Der Inflationsaspekt ist nicht zu verachten, und zwar auch unabhängig vom Suezkanal. Wahrscheinlich haben Sie verfolgt, wie die Preise der Agrarrohstoffe in letzter Zeit gestiegen sind. Sie werden sich erst zeitversetzt bei den Preisen in den Supermärkten bemerkbar machen. Ein Dauerthema sind die steigenden Sprit- und Heizölpreise einschließlich des Wahnsinns namens Biosprit, der dafür sorgt, dass riesige Ackerflächen zugunsten der Autofahrer vergeudet werden.
Dagegen achten die wenigsten Menschen auf die Preise der Industrierohstoffe, deren Anstieg sich ebenfalls zeitversetzt bemerkbar machen wird, dann bei Häusern und Gebrauchsgütern wie Autos, Küchen, Telefonanlagen und allem, was verkabelt werden muss. Während in den vergangenen Tagen die halbe Anlagewelt den Preissprung des Erdöls der Sorte Brent über 100 Dollar je Barrel (Fass = 159 Liter) verfolgt hat, ist es um die Industriemetalle still geworden. Dabei hat der Bleipreis in Euro seit seinem Tief im Juni 2010 mit + 48 Prozent ebenso stark zugelegt wie der Brent-Öl-Preis seit seinem Mai-Tief. Und der Kupferpreis in Euro ist mit dem Anstieg um 63 Prozent seit dem Juni-Tief allen davongelaufen.
Während im Vorfeld der Inflation an den Märkten also viel los ist, liest sich der aktuelle Kommentar der Europäischen Zentralbank (EZB) zum Thema Inflation wie ein steriler sperriger Text ohne Inhalt. Kostprobe: „Unsere monetäre Analyse deutet darauf hin, dass der Inflationsdruck mittel- bis langfristig begrenzt bleiben dürfte. Die Inflationserwartungen sind nach wie vor fest auf einem Niveau verankert, das mit unserem Ziel im Einklang steht, die Preissteigerung mittelfristig unter, aber nahe 2 Prozent zu halten. Die nach wie vor feste Verankerung der Inflationserwartungen ist von zentraler Bedeutung.“ Irgendwie erinnert mich diese Passage an eine Rede vom Parteitag in der früheren DDR.
Die Ausdrucksweise der EZB zeugt von der abwartenden Haltung, die man im Frankfurter Euro-Tower seit Monaten einnimmt. Machen wir uns nichts vor, die EZB ist zum Spagat zwischen ihrer eigenen Stabilitätspolitik und der Rücksichtnahme auf die Belange der US-Notenbank Fed gezwungen. Wenn man die jüngsten Äußerungen von Fed-Chef Ben Bernanke in Betracht zieht, entsteht der Eindruck, dass ihm die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in den USA viel wichtiger ist als die Wahrung der Geldwertstabilität – klar, denn die Fed ist im Gegensatz zur EZB nicht allein der Stabilitätspolitik verpflichtet.
Die US-Arbeitslosenquote bewegt sich offiziell um 9,5 Prozent (die echte ist viel höher, aber kaum zu quantifizieren). Um sie zu senken, wird die Fed bis zum Sommer 600 Milliarden Dollar an frischem Geld bereitstellen. Dieses Geld soll die Konjunktur beleben; aber die Gefahr, dass es in erster Linie die weitere Spekulation mit Aktien und Rohstoffen anregen wird, ist riesengroß. Um die Arbeitslosigkeit effektiv zu bekämpfen, müssten in den USA jeden Monat etwa 400.000 Arbeitsplätze neu geschaffen werden. Nach den vorliegenden Zahlen zu urteilen, ist man drüben weit davon entfernt.
Die Edelmetalle werden natürlich auch von dem vielen Geld profitieren. Vor zwei Wochen schrieb ich Ihnen nach dem vorübergehenden Rückgang des Goldpreises, „spätestens bei 1300 Dollar“ werde er sich wieder fangen. Tatsächlich lag sein vorübergehendes Tief dann etwas darüber. Mit welcher Formation er im Lauf der kommenden Monate nach oben ausbrechen wird, ist nicht vorhersehbar und im Grunde zweitrangig. Wahrscheinlich werden wir noch einige Preiseskapaden wie am Donnerstag und Freitag erleben, bevor er in neue Höhen steigt. Und die relative Stärke von Silber im Vergleich zum Gold wird anhalten.
Vor einer Woche riet ich Ihnen, Ihr Geld sukzessive statt auf einmal in Edelmetallen bzw. ihren Aktien anzulegen und Ihr Vermögen zur weiteren Risikostreuung möglichst auf verschiedene Anlageklassen zu verteilen. Dazu ist noch ein wichtiger psychologischer Aspekt zu beachten: Falls Sie Ihr Geld auf einmal investieren und Ihre Investition auf nur eine Anlageklasse konzentrieren, sind Sie zwangsläufig vom Tag des Kaufs an ganz nervös, weil jeder Preisausschlag nach oben Sie euphorisch und jeder nach unten Sie depressiv macht.
Falls Sie dagegen Ihre Käufe zeitlich strecken, nehmen Sie jeden Preisanstieg als Bestätigung für Ihre bisherigen Anlagen und jeden Preisrückgang als Gelegenheit für weitere Käufe wahr. Ich bin sicher, dass Sie dann viel entspannter sind als nach dem einmaligen Kauf. Das gilt analog auch für den Fall, dass Sie in nicht nur einer Anlageklasse aktiv werden. Dann ärgern Sie sich weniger, wenn der Gold- oder Silberpreis an manchen Tagen fällt, denn Sie verfügen ja noch über andere Anlagen.
Nur, über welche jetzt? Das in der vorigen Woche beschriebene Beispiel mit der selbst genutzten Immobilie war zwar extrem, aber lebensnah. Eine weitere Alternative besteht in liquiden Mitteln, sei es auf dem laufenden Konto, sei es als Tages- oder kurzfristiges Festgeld. Eine vernünftige Risikostreuung im Zeitalter drohender Inflation sollte indes auch Aktien einbeziehen, und zwar international und ohne den Umweg über Aktienfonds. Wobei sich wieder die Frage stellt: Welche, zumal bei dem derzeit hohen Kursniveau?
Gut, man kann warten, bis der nächste Crash kommt, und erst dann zugreifen. Viel sinnvoller erscheint indes die folgende Methode: Nach der Vorauswahl von Ländern, Branchen und einzelnen Aktien deren Kurse ins Visier nehmen und an schwachen Tagen kaufen – sukzessive, versteht sich. Dafür eignen sich unter den Dax-Aktien zum Beispiel Beiersdorf, RWE und weitere, die ich in meiner letzten „Geld-Geklimper“-Kolumne bei www.wiwo.de genannt habe. Deutsche Immobilienaktien wie IVG, Deutsche Wohnen, TAG, conwert und andere dürften trotz der zum Teil bisher schon beachtlichen Performance interessant bleiben.
Die Aktien der Ölmultis, wie Exxon Mobil, Royal Dutch und Chevron, befinden sich trotz mancher Rückschläge im langfristigen Aufwärtstrend. Und weil die japanische Regierung bei der Krisenbekämpfung endlich Ernst macht, können Sie in aller Ruhe ein Japan-Depot zusammenstellen. Ob Sie dann eher zu Blue Chips wie NTT Docomo, Canon und Toyota greifen oder Mitsubishi UFJ Financial, Nomura und Softbank bevorzugen, hängt davon ab, ob Sie schwache oder starke Nerven haben. Das alles nur als kleine Anregung für die Suche nach passenden Aktien außerhalb des Edelmetallsektors.

Manfred Gburek, 4. Februar 2011

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » gburek.eu