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Sparen oder verschulden?

von Miriam Kraus

Man hat es nicht leicht heutzutage - doch wen das überrascht, der hat wohl bislang die Struktur unseres Finanzsystems ignoriert.

Sparen oder verschulden - oder ist es letztlich egal?

Klingt ein wenig ketzerisch, der zweite Satzteil dieser Überschrift - ich weiß! Betrachtet man allerdings das nach wie vor existente Misstrauen in die Eurozonen-Länder, dann muss man sich diese Frage tatsächlich stellen.
Sie wissen sicher, dass die Rating-Heinis von Fitch letzten Freitag Spaß daran hatten, den Spaniern einen auf den Deckel zu geben. Fitch hat die Kreditwürdigkeit Spaniens von AAA auf AA+ gesenkt. Also der zweite (nach S&P, die Spanien ja schon zuvor abgestuft hatten) im Bunde der großen drei, hält Spanien nun nicht mehr für einen ganz so braven Schuldner. Fehlt nur noch Moody's, aber die sind im Allgemeinen ja etwas netter.
Wir alle wissen ja, dass auch Spanien, wie viele andere Länder rund um den Erdball, mehr oder minder hoch verschuldet ist. Die Staatsverschuldung des Landes ist dabei nicht das allergrößte Problem, denn die liegt, sowohl im europäischen, als auch internationalen Vergleich noch irgendwo im Mittelfeld (Stand 2009: 53,2% vom BIP; Quelle: Eurostat). Dagegen ist das Haushaltsdefizit mit 11,2% vom BIP (Stand: 2009) recht aufgebläht.
Natürlich weist Spanien zusätzliche spezifische Probleme auf: die Nachwirkungen der geplatzten Immobilienblase und eine hohe Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenquote liegt bei rund 20%.
Also, sprach S&P, dann stufen wir mal ab! Das jetzt auch noch Fitch dazu gekommen ist, hat aber einen anderen Grund: die Spanier wollen nämlich sparen! Ab diesem Monat werden die Gehälter der Beamten um durchschnittlich 5% gesenkt und ab dem kommenden Jahr eingefroren. Außerdem gibt es ab dem nächsten Jahr erstmal keine Rentenerhöhung mehr und die staatlichen Investitionen werden um 6 Milliarden Euro reduziert. Und (mein persönlicher Sparfavorit): die Gehälter von Ministern, Abgeordneten und Bürgermeistern werden gekürzt.

Schulden machen führt zur Abstufung, Sparen allemal

Fitch stufte also ab, weil Spanien sparen will. Klingt auf den ersten Blick ziemlich lustig, auf den zweiten absurd, erhält aber eine gewisse Berechtigung auf den dritten Blick (mit dem wir uns morgen noch ausführlicher beschäftigen werden). Verstehen Sie mich nicht falsch...als treuer Daily-Leser, wissen Sie was ich von den Rating-Agenturen halte: nichts! Aber es bestehen eben auch Gründe, die Anlass zur Sorge bieten, wenn tatsächlich die halbe Welt dem Sparschwein verfällt. Wie gesagt, damit befassen wir uns morgen noch ganz ausführlich, aber grob umrissen: wer spart, dem rutscht im allgemeinen die Konjunktur ab, was nur dann nicht wirklich schlimm ist, wenn über den Export ein Ausgleich geschaffen werden kann. So weit mal dazu...
Nun aber zurück zu den Rating-Heinis! Oder besser gesagt zur Widersinnigkeit der Vorstellungen der Rating-Heinis. Zuerst stufen die Rating-Agenturen die europäischen Länder ab, weil sie zu hohe Defizite fahren und fordern, dass sich etwas ändert. Dann stufen sie das gleiche Land ab, weil es etwas ändern will. Wie man es also dreht und wendet, man kann es den Heinis nicht recht machen. Offenbar ganz normale Rating-Logik...
Nun gibt es natürlich Stimmen, die sagen, die Rating-Agenturen handelten richtig und hätten vereinzelte Länder schon zuvor abstufen müssen. Ich möchte dem nicht völlig widersprechen, was mich allerdings nach wie vor stört, ist, dass die Rating-Agenturen offenbar noch immer mit zweierlei Maß messen. Schließlich laufen da noch ganz andere hochverschuldete Kaliber mit der Bestnote durch die Gegend! Andererseits: wenn wirklich einmal die ganz großen Kaliber abgestuft würden, dann hätte das mit Sicherheit verheerende Auswirkungen.

Die Auswirkungen einer Abstufung

Überhaupt die Auswirkungen...nun ist es für unsereins ja leicht zu sagen: Rating-Agenturen interessieren mich nicht und deren Abstufungsspielchen schon dreimal nicht. Ganz so einfach ist es leider für die Finanzbranche nicht.
Wenn Versicherungen und Pensionskassen, Banken und was sonst noch immer, Staatsanleihen in ihren Portfolios halten, dann müssen diese eine gewisse Bewertung aufweisen. Drücken die Rating-Heinis diese Bewertung aber in den Keller, dann haben die Finanzunternehmen die Pflicht sich von diesen Papieren zu trennen (unabhängig davon, was die einzelnen Verwalter auch immer persönlich davon halten mögen).
Und so entsteht dann der Verkaufsdruck (und bei der EZB mittlerweile der Kaufdruck ;-) )!
Angesichts der Macht die sich in diesem Zusammenhang also auf ein paar US-amerikanische Finanzheini-Institute konzentriert, kann ich mich nur den Forderungen nach einer Änderung dieser Konstellation anschließen. Allein, ob ein europäischer Gegenspieler, der dann ausschließlich europäische Interessen vertritt, wirklich die Patentlösung sein kann, vermag ich nicht zu sagen. Ich vermute aber, dass dem nicht so ist, obwohl an sich nichts dagegen spricht ein wenig mehr Wettbewerb in die ganze Heini-Branche zu bringen. Vielmehr wäre es aber grundsätzlich wünschenswert, wenn die Urteile der Rating-Agenturen zumindest nicht zwangsweise zu unmittelbaren Konsequenzen in der Finanzbranche führen würden.
Na ja, bislang jedenfalls, profitieren (mit Ausnahme der französischen Banken, die ihre Griechen-Anleihen an die EZB verhökern und mit Ausnahme der Amis, die in Europa lieber ein steigendes Wachstum und weniger eine Sparflamme sehen würden, denn schließlich hat man ja im fernen Westen auch die Hoffnung, sich über die Exportmärkte ein wenig gesünder zu stoßen) nur die wenigsten von den Entscheidungen der Rating-Heinis.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de