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Estland, willst du wirklich?

von Miriam Kraus

Die EU-Kommission will Estland haben...als neues Mitglied des Euro-Raums! Na ja, dafür gibt es auch Gründe. Zum Beispiel erfüllt Estland die Stabilitätskriterien, hat ein sehr niedriges Defizit und die geringste Staatsverschuldung der EU-27-Staaten. So was sieht man natürlich gerne - dennoch, es gäbe auch gute Gründe für die Esten noch ein wenig zu warten.

Lieber Estland als Island

Ich verstehe ja, dass Island sich im letzten Jahr ganz plötzlich dazu entschieden hat, der EU nun doch beitreten zu wollen. Nach jahrzehntelangem Zögern - vor allem weil die isländische Fischereiwirtschaft den Wettbewerb mit den anderen EU-Ländern fürchtete - haben Banken- und (fast :-) ) Staatsbankrott die Haltung der Isländer geändert. Seit vergangenem Juli wollen sie nun doch unter den großen, weiten EU-Mantel kriechen und hoffen, dass das bereits ab 2012 der Fall sein wird. Wohlgemerkt, ich spreche vom EU-Mantel, das schicke Eurozonen-Jäckchen käme im Falle Islands glücklicherweise wohl erst in 10 Jahren. Nun ja, wie gesagt, ich verstehe, dass die Isländer nun auch Europäer werden wollen.
Ich verstehe auch, dass die EU-Kommission, ab Anfang nächsten Jahres, nun auch die Esten mit dem Euro beglücken will. Macht sich doch schließlich gar nicht so schlecht für das Gesamt-Image, so ein Staat mit einer Staatsverschuldung von nur 7,2% vom BIP (2009; Quelle: Eurostat) und einem Defizit von 1,7% vom BIP (2009; Quelle: Eurostat). Vor allem jetzt, wo alle Welt nur auf die Schulden schaut. Natürlich muss der Rat der EU-Finanzminister noch zustimmen und das Europa-Parlament noch Stellung nehmen - doch im Allgemeinen gilt der Beitritt Estlands zur Eurozone ab 2011 als gesichert.

Das Problem: die Teuerung

Eigentlich mutet es mittlerweile ja fast schon komisch an, dass sich ausgerechnet die EZB Sorgen macht, bezüglich der estnischen Inflationsrate. Die ist aktuell zwar sehr niedrig, doch wenn die Esten sich erst einmal dem Euro verschrieben haben, wird das mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so bleiben. Noch ist das Preisniveau in Estland wesentlich niedriger als in den Eurozonen-Staaten. Und natürlich auch die Wirtschaftsleistung pro Kopf. Wenn dann aber der Euro kommt und Aufholung und Anpassung beschleunigt werden, gibt es wohl nicht viel, was die estnische Notenbank tun könnte, um den Anstieg der Teuerungsrate zu verhindern.
Ich würde ja jetzt sagen: liebe Esten, überlegt euch das Ganze doch noch einmal! Allerdings werden meine Worte ungehört verhallen, denn schließlich sind die Esten schon viel zu weit im Prozess fortgeschritten, haben bereits seit 2004 ihre Währung an den Euro gekoppelt. Also, was solls: na dann, Herzlich Willkommen, Estland! (vielleicht könnten wir dafür im Gegenzug, dann doch noch die Griechen rauswerfen?! - kleiner Scherz am Rande).

Wo wir gerade von der EZB sprachen...

...haben Sie schon gehört, dass die wachsenden Inflationsängste der Europäer (vor allem der Deutschen) jetzt auch schon bis zu Jean-Claude durchgedrungen sind?! So sah er sich denn auch gezwungen uns in Sicherheit zu wiegen. Im ZDF versicherte er am Dienstagabend, dass all die Liquidität die jetzt in die Märkte eingebracht wird, auch wieder abgezogen werden wird. Na, da bin ich aber froh, Jean-Claude! Wenn ich nur das Gefühl aufbringen könnte, dass ich dir auch Glauben kann. Aber du erinnerst mich zu sehr an Ben - und dem glaub ich auch nur die Hälfte.
Aber jetzt mal Spaß beiseite! Klar, so lange die wirtschaftliche Dynamik schwach bleibt, sehen Zentralbanken im Allgemeinen wenig Gefahren, in Verbindung mit der Liquidität, die ins System gepumpt wird. Der springende Punkt ist, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, um die Liquidität wieder abzuziehen (und natürlich auch, überhaupt so viel Liquidität wieder abziehen zu können, wie man vorher reingekippt hat). Und an diesem Punkt habe ich so meine Zweifel! Wie Europäer und EZB immer wieder so schön unter Beweis stellen: Timing ist nicht gerade ihre Stärke! Wenn man in diesem Fall aber zu spät ansetzt, dann ist es schwer den losgelassenen Flaschengeist der Inflation wieder unter Kontrolle zu bringen. Setzt man zu früh an, verpufft die Wirkung, die man vielleicht erzielen wollte. Zudem stört mich die wachsende Abhängigkeit der EZB von der politischen Fuchtel. Na ja, vielleicht ändert sich das ja mal wieder. Schon wird gemunkelt, Bundesbank-Chef Axel Weber (seines Zeichens Gegner des umstrittenen Staatsanleihen-Aufkaufprogramms), gäbe einen äußerst passablen Nachfolger Jean-Claudes ab! Ich würde auch für Weber stimmen...

Der inflationäre Druck

Und dann gibt es da noch etwas, dass Jean-Claude nicht bedacht hat, wenn er uns keine Inflation verspricht. Ich denke da an den inflationären Druck von außen. Verflixt, Jean-Claude, ich würde lieber sehen, dass ihr langsam den vermaledeiten Euro stabilisiert. Das Tempo der Abwertung ist nicht schön, auch wenn der Euro im Vergleich zum US-Dollar, gemessen an der Kaufkraft, erst bei sagen wir mal unter 1,20/25 wirklich schwach wird. Schlimm ist also nicht der aktuelle Kursstand, sondern der Mangel an Stabilität, der bei dem einen oder anderen schon den Gedanken an einen EUR/USD-Kurs bei unter 1 aufkommen lässt.
Schließlich führt das dazu, dass für uns alle Rohstoffe und natürlich auch alle anderen importierten Waren teurer werden. Das sehen Sie dann spätestens an der Zapfsäule, oder beim Bananen-, Kaffee-, Elektrogeräte-, Textilien-, usw. -Kauf. Und das ist dann eben Teuerung! Natürlich können Sie jetzt sagen: aber, die großartige deutsche Exportindustrie, die profitiert doch von einem schwachen Euro. Ja, das stimmt schon - aber eben auch nicht in den Ausmaß, wie man das vielleicht gerne hätte. Im vergangenen Jahr flossen rund 62,9% aller deutschen Exporte ins EU-Ausland - der Großteil davon in die anderen Euro-Staaten. Nix mit profitieren vom schwachen Euro-Kurs...

So long liebe Leser...nun genug für heute...zumindest von meiner Seite aus...im zweiten Teil finden Sie noch einen überaus interessanten und lesenswerten Gastbeitrag meines Kollegen Andreas Lambrou zum Thema Inflation...Viel Spaß dabei!....wir lesen uns dann am Freitag wieder, denn ich verabschiede mich jetzt und wünsche Ihnen noch einen schönen Abend und morgen einen erholsamen und sonnigen Feiertag...liebe Grüße

Ihre Miriam Kraus

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de