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Jahrhunderte im Sinne des Zeitgeistes

von Bill Bonner
Man kann die Jahrhunderte im wahrsten Sinne des Wortes messen, anhand der Seiten im Gregorianischen Kalender. Wenn das der Maßstab ist, dann hat das 20. Jahrhundert am letzten Tag im Dezember des Jahres 2000 geendet. Dennoch hat jeder das Ende des Jahrhunderts am letzten Tag des Jahres 1999 gefeiert. Und im Dezember 2000 war das neue Jahrtausend schon so etwas wie ein alter Hut.
Man kann die Jahrhunderte aber auch im Sinne des Zeitgeists erfassen. In diesem Sinne hat das 19. Jahrhundert erst 1914 Jahren geendet. Der Erzherzog Ferdinand aus Österreich war zu einem imperialen Besuch in Sarajevo und wurde dort von einem serbischen Nationalisten erschossen. Das hat zu einer Reihe von Ereignissen und Fehlentscheidungen geführt, die den Fin de Siecle"-Geist des Edwardianischen Zeitalters beendeten. Niemand hatte die Absicht, den Krieg anzufangen, so wie er dann anfing. Auch konnte sich niemand die Schrecken vorstellen, die er auslösen würde. Aber schreckliche Dinge passieren ohne dass irgendwer, egal ob gut oder schlecht, sie wirklich beabsichtigt hätte.
Die Leute waren am Ende des 19. Jahrhunderts sehr zuversichtlich. Abgesehen von kurzen Paniken" an der Wall Street, die einige Leute betrafen, wuchs die Wirtschaft seit dem Ende des Staatenkrieges schnell. Es gab nur zwei direkt aufeinander folgende Rezessionsjahre seit 1869. Und, die Leute erkannten die unglaubliche Kraft und den Lohn die die industrielle Ära mit sich brachte. Die Drucktechnik war so günstig geworden, dass sogar die Unterschichten das Lesen gelernt hatten und jetzt Zeitungen lasen. Züge und Telegraphen verbanden die Ost- und die Westküste. U-Bahnen wurden gebaut. Der Eiffelturm in Paris stand für die nahezu unbegrenzten Möglichkeiten der Ingenieurskunst und der Maschinen. Es sah so aus, als sollte es für immer aufwärts gehen.
Diese Fin de Siecle"-Haltung dauerte über viele Jahre an... Während der ganzen Neunziger Jahre und bis ins nächste Jahrhundert hinein...Bis zu jenem August 1914. Da war dann alles vorbei. Der Fortschrittsglaube, dass alles machbar sei, der auf dem Glauben an bürgerliche Ideale und das Maschinenzeitalter fußte, war für immer verschwunden.

Als ich im französischen Le Dorat war, entdeckte ich ein bisschen von der Geschichte des Ortes. Während des langen Krieges zwischen England und Frankreich, der diesen Teil Aquitaniens im Mittelalter beherrschte, verlief die Frontlinie oft durch Le Dorat. In einem Fall wurde man von einem englischen Sympathisanten betrogen, der die Tore öffnete, so dass der Feind eindringen konnte. Später wurde der Verräter gevierteilt, jeweils eines der vier Teile wurde an den vier Eingängen der Stadt aufgespießt. Ob man das als Warnung oder aus Rache getan hat, weiß ich nicht.
Zum Glück", sagte meine Mutter kommen solche Dinge heute nicht mehr vor." Auch das muss ein Merkmal des Denkens sein, dass während der Fin de Bubble" Ära vorherrscht, bei der aus den historischen Erinnerungen, wie bei denen meiner Mutter an ihre eigene Zeit, alle unerfreulichen Ereignissen ausgelöscht werden.
Meine Mutter hat während des Zweiten Weltkriegs bei der Armee gedient. Während sie sich um deutsche Kriegsgefangene in Texas kümmerte, wurden andere deutsche Gefangene in Arbeitslager nach Russland gebracht, wo sie fast ausnahmslos an Hunger und Schwerstarbeit starben.
Von den 700.000 deutschen Soldaten, die in Stalingrad gefangen genommen wurden, haben nur einige wenige überlebt und konnten wieder in ihre Heimat zurückkehren. Während meine Mutter und ihre jüdischen Freunde beim Woman's Army Corps" den GIs, die auf dem Weg nach Europa waren, Propagandafilme zeigten - Kill or Be Killed" (Töte oder werde getötet) war ein sehr beliebter Film - verfolgten die Nazis, wohin sie auch kamen, die Juden. Die jüdische Bevölkerung in Osteuropa wurde fast vollständig ausgelöscht, sie wurde ein Opfer der Effizienz der Maschinen-Ära.
Das Denken in der Fin de Bubble"-Ära ignoriert unerfreuliche geschichtliche Ereignisse. Genauso wie man meint, die Barbarei sei eine Sache, die der Vergangenheit angehört, so denkt man auch, dass wirtschaftliche Zyklen, Paniken, Inflationen, heiße Kriege mit echten Toten, Rezessionen, Gold und die Arbeitslosigkeit, der Vergangenheit angehörten. Das Fin de Bubble" ist eine Zeit, in der die Schrecken des Marktes und des Lebens selbst ausgeblendet werden. Wir sehen nur die guten Seiten...und nicht die wahrscheinlichere Realität.
Diese Fin de Bubble"-Welt ist eine Welt, in der alle Vermögenswerte, die auf dem Papier stehen, perfekte Preise haben. Das Problem ist nur, dass wir in einer nicht-perfekten Welt leben.
Bald werden wir wissen, was passiert, wenn die Kanonen des August oder die Elektronen des Septembers dem Fin de Bubble"-Denken endlich ein Ende bereiten.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de