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Griechenland: Koste es, was es wolle...

von Frank Meyer
Hektische Telefonate zwischen den USA, Deutschland und London. Das Griechenland-Thema brannte so heiß wie das olympische Feuer in Vancouver. Während Vancouver Geschichte ist, braucht der Euro noch eine gewisse Zeit, um zu erlöschen...

Für kurze Zeit war am Freitag Rettung in Sicht, als Gerüchte die Runde machten, wonach die KfW für fünf Milliarden Euro griechische Bonds kaufen wird. Finanzminister Schäuble soll schon einen Extraposten im Haushalt vorgesehen haben. Dementis und weitere Spekulationen dominierten den Blätterwald am Wochenende...
Das „Wall Street Journal“ berichtet, dass Deutschland und Frankreich einen 30 Milliarden Euro schweren Rettungsplan ausloten und beruft sich dabei auf eine Quelle, die mit der ganzen Angelegenheit zu tun haben soll.
Wieso interessiert sich ausgerechnet die USA für die Rettung der Griechen? Es muss wohl mehr dahinter stecken als pure Nächstenliebe. Von Griechenland aus droht ein finanzieller Tsunami, der über Europa hinweg auch die US-amerikanischen Rocky Mountains wegspülen könnte. Gemeint sind hier nicht die Berge im Westen des Landes, sondern die US-Banken an sich. Doch Moment! Was ist das? Thorsten Polleit sagte in einem Interview mit „Die Presse.com“ nicht nur, dass wir auf eine gewaltige Währungsreform zusteuern, sondern nannte auch noch folgende Zahl...

Mir macht der Euroraum die größeren Sorgen, weil hier der Bankensektor in Relation zum Volkseinkommen zu groß geworden ist. Im Euroraum macht die kumulierte Bankenbilanzsumme 360 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. In den USA sind es 90 Prozent. (Quelle)

Holla! Es steht also nicht nur schlimm um die griechischen Finanzen sondern um das Bankgebilde in Europa an sich. Griechenland hat 300 Milliarden Euro Schulden aufgetürmt. Ein Sechstel davon muss in diesem Jahr umfinanziert werden. In den nächsten Tagen steht der Verkauf einer zehnjährigen Anleihe in Milliardenhöhe an, im Verlauf des Frühjahrs sollen weitere Schuldscheine in Höhe von 15 Milliarden Euro an wen auch immer losgeschlagen werden. Um überhaupt noch neues Geld geliehen zu bekommen, müssen die Griechen jetzt weit höhere Zinsen bezahlen als noch vor einem Jahr, als das Problem noch sicher unterm Teppich schlummerte.
Zinssatz 10-jähriger Ouzo-Bonds

Quelle: Bloomberg

Die Sorge, dass es zu einem Zahlungsausfall kommen könnte, ließ die Zinssätze auf bis zu sieben Prozent ansteigen, vier Prozentpunkte über den Zinsen für neue Schulden hierzulande.
Selbst deutsche Banken sollen inzwischen diese Griechen-Bonds meiden, schreiben Zeitungen. Sie haben davon rund 30 Milliarden Euro in den Büchern, was bislang ein recht nettes Geschäft war. Griechen-Bonds bringen hohe Zinsen. Sie können (noch) als Sicherheit bei der EZB gegen Kredite von ihr hinterlegt werden. Sinkt das Rating der Griechen, das die meist US-amerikanischen Agenturen wie Moody`s und Standard & Poor`s festlegen, akzeptiert die EZB diese „Ouzo-Bonds“ nicht mehr als eine Sicherheit. Den Banken drohen Verluste und Abschreibungen.

Domino-Day
Was passiert aber, wenn gar keiner mehr den Hellenen Geld borgen will? Dann geht Griechenland pleite und könnte andere Euroländer wie Spanien, Irland, Italien und Portugal zum Kippen bringen. Sie sind wesentlich größer als das kleine Griechenland und haben noch viel mehr Schulden. Allein deutsche Banken halten 522 Milliarden Euro von deren Schulden. Und der Euro? Der ist dann Klopapier. Doch welche Hilfe könnte Griechenland bekommen?

Help!
In den EU-Statuten steht geschrieben, dass andere Länder nicht für ein Mitgliedsland in Schwierigkeiten aufkommen dürfen, außer es handelt sich um ein außergewöhnliches Ereignis wie eine Naturkatastrophe. Nun, die griechische Finanznot könnte als so was interpretiert werden.
Da die Griechen nicht mehr ihr eigenes Geld drucken können, sind sie auf die EZB angewiesen. Doch die EZB darf keine Staatsanleihen aufkaufen, im Gegensatz zur Bank of England oder der amerikanischen Notenbank FED.
Schnelle und einfache Hilfe könnte das Eingreifen des Internationalen Währungsfonds bringen. Ob in der „Tequila-Krise“ in Mexico, oder der Samba-Krise in Brasilien, der IWF gilt als erfahren im Umgang mit Schuldenländern. Er könnte den Griechen Kredite geben, ihnen im Gegenzug drastische Sparmaßnahmen aufdrücken und deren Umsetzung überwachen, bis die Finanzen wieder ins Lot gekommen sind. Eine andere Lösung bestünde in Garantieren, ähnlich der Schutzschirme, die die deutsche Politik über das Dach der Hypo Real Estate und verbal über die Spareinlagen aller deutschen Sparer gespannt hat.

Taschenspielertricks
Auf europäischer Ebene könnte man zu einigen Tricks greifen, beispielsweise die Hilfe über schon funktionierende Kanäle fließen zu lassen, über die Griechenland schon seit Jahren mit Geld eingeschwemmt wird. Die europäische Investitionsbank (EIB), könnte ihre Förderprogramme für strukturschwache Regionen oder Unternehmen mehr in Richtung Griechenland lenken. Darüber hinaus gibt es in der EU einen 50 Milliarden schweren Topf für Nicht-EU-Länder, zu denen beispielsweise Polen und Tschechien gehören. Um auch Geld nach Griechenland leiten zu können, müsste das EU-Parlament das aber beschließen.
Wie in Deutschland der Länderfinanzausgleich, gibt es in der EU einen Strukturfonds. Bis 2013 bekäme Griechenland aus diesem sowieso 18 Milliarden Euro ausgezahlt. Wieso nicht heute alles überweisen? Ganz einfach, weil sie dann schon morgen wieder neues Geld brauchen.
In letzter Zeit ist auch von „Euro-Anleihen“ die Rede gewesen, einer gemeinsame Anleihe aller Euroländer zusammen. Dieses hätte für Deutschland den klitzekleinen Nachteil, dass diese Anleihen höhere Zinsen bieten muss, denn sie wären ja auch enger an die griechische Krankheit gebunden.
Wie sieht es aus mit „bilaterale Krediten? Super! Das bedeutete, dass die EU-Länder griechische Anleihen aufkauften. Das Gerücht über den Aufkauf von GR-Bonds über die KfW vom Freitag wäre so eine Variante. Man müsste diese Käufe nur als „Investition“ deklarieren, eine ähnliche Lüge wie die Statistiken der Griechen.
Wie man es dreht und wendet, Griechenland stehen harte Einschnitte bevor. Als Wiege der Demokratie stellt sich die Frage, ob diese dann auf den Straßen von den Leuten niedergetrampelt oder niedergeknüppelt wird, wenn der Gürtel eng genug gezogen wird. Ein Austritt aus dem Euro und die Wiedereinführung der Drachme wäre der einfachste Schritt. Oh! So einfach ist das dann doch nicht. Die „neue Drachme“ würde massiv abwerten. Dann aber müssen alle Gläubiger ihre in Euro notierten Anleihen abschreiben. Sie fielen aus. Es wäre nicht der erste griechische Staatsbankrott, wohl aber der Folgenreichste. Griechischer Wein in den Bilanzen der Banken würde zu griechischem Essig. Nicht nur Banken sitzen auf diesen Fässern, deren Inhalt eher mit Dynamit statt mit Essig gefüllt wäre. Mehr noch... Dieses „Zeugs“ schlummert in den Anlageprodukten von Otto Normal und Lieschen Müller, ohne dass sie davon Kenntnis haben.
Es bleibt zu vermuten, dass es in erster Linie nicht um die Griechen an sich, sondern wieder mal um Banken und deren Engagement geht. Wie zynisch es doch ist, dass die gerade von Staaten und Notenbanken geretteten Institute gegen Griechenland spekulieren und damit die europäischen Regierungen schon wieder in die Bredouille bringen.
Tun sie nichts, besteht die Gefahr, dass das griechische Feuer diesmal kein olympisches Feuer ist, das durch die andere Länder wie die PIGSI-5 getragen werden könnte, sondern ein Flächenbrand. Brennt es auch bei den Nachbarn, ist der Euro futsch. Der Euro war bei seiner Einführung vorwiegend politisch motiviert. Und genauso wird auch seine Rettung ausfallen. Koste es, was es wolle.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Frank-Meyer.eu