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Die schreckliche neue Finanzwelt

Bei meinen Streifzügen durch die Finanzwelt begegne ich immer wieder Branchenexperten, die mir Informationen zustecken, die weit über die in Pressekonferenzen und sonstigen offiziellen Veranstaltungen üblichen Statements hinausgehen. Natürlich verbunden mit der Bitte, ich möge auf keinen Fall ihren Namen nennen, woran ich mich - ebenso natürlich - halte. Ihre Beweggründe reichen von der Wut auf den Chef bis zu ethischen und moralischen Motiven. Diese Art der Informationsbeschaffung wurde jahrelang von vielen investigativen Journalisten genutzt, kommt aber heute nicht mehr ganz so oft vor. Der Grund: Je stärker die Werbeumsätze der Medien einbrechen, desto schwächer wird ihre Position gegenüber denen, die Anzeigen oder Werbespots schalten. Die Folge: Medien scheuen sich zunehmend, aktuelle und potenzielle Werbekunden zu kritisieren.
Dementsprechend weichgespült (Branchenjargon) ist vielfach ein Teil der Berichterstattung. Das Schlimme daran: Leser bzw. Zuschauer können kaum erkennen, welcher Beitrag aufgrund investigativer Recherchen entstand und welcher von der Werbung treibenden Wirtschaft oder von PR-Agenturen gekauft wurde. Wobei das Gekauftwerden inzwischen ziemlich variantenreich ist: vorherige Festlegung von Interviewfragen - Advertorials nach dem Motto: Veröffentlichst Du eine Musterrechnung, bei der wir gut abschneiden, sponsern wir Dein Sonderheft – offizielle oder inoffizielle Einflussnahme auf Verleger und Chefredakteure – negative Mundpropaganda bis zur Denenziation - Drohung mit Anzeigenentzug oder mit juristischen Schritten usw.
Diese ungute Entwicklung wird durch den Siegeszug des Internets verschärft, denn es ist für die Misere der anderen Medien mitverantwortlich: zum einen als direkter, in der Regel kostenloser Konkurrent von Presse, Rundfunk und Fernsehen, zum anderen, weil sich mit seiner Hilfe Informationen noch besser manipulieren lassen. Nun sollten Sie sich wegen dieser Entwicklung nicht den Kopf von Verlegern, Intendanten und Chefredakteuren zerbrechen. Aber Ihren eigenen. Denn Sie fragen sich zu Recht, wem Sie überhaupt noch glauben sollen. Hier zeigt sich eine auffallende Parallele zur Finanzwelt, die in weiten Teilen ebenfalls schon ihre Glaubwürdigkeit verloren hat.
Womit wir wieder am Ausgangspunkt unserer heutigen Überlegungen und damit bei der Frage wären, wie und wo Sie solche Informationen aufspüren, die Ihnen eher nützen als schaden, die also aus guten Quellen stammen. Die einzig richtige Antwort auf das Wie kann nur lauten: mit viel Fleiß, verbunden mit intensiver Lektüre, Beobachtung der wichtigsten Märkte bzw. Börsen, und mit einer regen, möglichst kritischen und hinterfragenden Kommunikation. Und auf das Wo: überall, das heißt in allen Medien, im Straßenbild, beim Einkaufen, auf Empfängen, Cocktailparties usw. Dabei werden Sie schnell feststellen, dass manche Beobachtung im Straßenbild oder beim Einkaufen Sie in puncto Geldanlage ebenso weiter bringt wie der Blick auf Kurstabellen oder die Gewinnprognose eines Analysten.
Der letzte Punkt hat hat übrigens noch anderweitig eine große Bedeutung: Bekanntlich teilt man die Analysten in die Spezies Buy Side und Sell Side ein; die einen analysieren Aktien und andere Anlagevehikel für ihre Arbeitgeber unter Ausschluss der Öffentlichkeit, während die anderen ihre Analysen zugänglich für jedermann und -frau publizieren. Die zweite Kategorie hat von ihren Arbeitgebern insgeheim die Aufgabe bekommen, Gewinnprognosen für Aktien mal rauf, mal runter zu setzen, und das so oft wie möglich. Grund: So lassen sich hohe Provisionen verdienen, die durch den Kauf und den Verkauf der Aktien zustande kommen. Diese angelsächsische Unsitte ist in Deutschland weitaus mehr verbreitet, als die meisten Anleger sich das vorstellen können.
Das Beispiel zeigt, wie trickreich die Finanzbranche auch jenseits von überhöhten Bonuszahlungen und abenteuerlichen Abfindungen, von bis zur Unkenntlichkeit konstruierten Zertifikaten und von mit viel Phantasie lancierten Nischenfonds Anlegern das Geld aus der Tasche zieht. Und das ist erst der Anfang. Denn die meisten Banken haben Probleme, die sie zwingen, ihre Provisionsmaschinen mit immer höherem Tempo arbeiten zu lassen, möglichst ohne dass die Anleger es merken. Ein großes Problem besteht beispielsweise darin, dass ihr Kreditgeschäft zum Teil blockiert ist: Falls sie mehr Kredite vergeben, was die Politik ja immer wieder von ihnen fordert, müssen sie mehr Eigenkapital einsetzen. Das können sie aber nur, wenn sie ihr Grundkapital erhöhen oder hohe Gewinne erzielen oder am besten beides zusammen – eine schwierige, zum Teil sogar unlösbare Aufgabe.
Im Übrigen quält sie noch ein Problem, das in den Medien kaum erwähnt wird: Zum einen haben sie von Kunden unfreiwillig Immobilien in den eigenen Bestand übernommen (überwiegend Gewerbeimmobilien), um Zwangsversteigerungen und damit noch stärkere Abwertungen als ohnehin schon notwendig zu vermeiden. Zum anderen bangen sie um einen erklecklichen Teil ihrer Unternehmenskredite, was noch dadurch verschlimmert wird, dass sie umso mehr Eigenkapital einsetzen müssen, je wackeliger solche Kredite zu werden drohen. Und da sage noch jemand, die Wirtschaftskrise sei überstanden. Das Gegenteil ist der Fall, der schlimmste Teil der Krise kommt erst noch, und das nicht nur wegen der demnächst stark wachsenden Zahl von Arbeitslosen, sondern gerade auch aus den hier genannten Gründen.
Es gilt also wachsam zu sein, die Welt mit offenen Augen und Ohren wahrzunehmen, das Treiben der Medien und der Banken kritisch zu verfolgen. Dabei sind Sie im Wesentlichen auf sich allein gestellt. Falls Sie heute das Thema Gold und Silber vermisst haben, kann ich Sie beruhigen: Bleiben Sie einfach in beiden Edelmetallen und in den entsprechenden Aktien engagiert, denn sie werden – ebenso wie Cash und erstklassige Staatsanleihen – die Krise unbeschadet überstehen.

Manfred Gburek, 16. Oktober 2009

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » gburek.eu