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Die Schlacht im weltweiten Finanzsystem geht weiter

von Bill Bonner
Liebe Leserin, lieber Leser,
Die Rally kann jetzt täglich enden. Aber am Dienstag endete sie nicht. Die Aktien sind um 127 Punkte gestiegen, sofern sie auf dem Dow verzeichnet werden. Öl schloss bei 66 Dollar und Gold stieg um 2,50 Dollar.
Ich habe am Anfang der Woche gesagt, dass ich gründlich über einiges nachgedacht habe. Vielleicht liegt es ja an der Jahreszeit, aber meine Gedanken werden immer grauer. Weniger schwarz und weniger weiß. Weniger hart und weniger weich.
Vor wenigen Jahren hatte ich das Gefühl, das weltweite Finanzsystem sei in den Krieg gezogen. Ich habe fröhlich auf die Siegesparaden gewartet. Ich bin davon ausgegangen, dass Mr. Market die Regierungsvertreter gründlich und fest verhauen würde. Bislang ist das noch nicht passiert.

Die fetten und die mageren Jahre
Auf der einen Seite stehen die Kräfte der natürlichen Marktkorrektur... nach einer langen, langen Phase der Expansion. Je lockerer die Geldpolitik wird, desto mehr Menschen neigen dazu, das Geld falsch auszugeben und zu investieren. Und dann müssen die Fehler unzweifelhaft korrigiert werden. Dafür sind die Bärenmarkte und die Rezessionen gut.
Aber die Regierungsvertreter mögen die Bärenmärkte und die Rezessionen nicht. Zumindest nicht, seit Keynes seine allgemeine Theorie im frühen zwanzigsten Jahrhundert verkündet hat. Seitdem glauben sie, dass sie sich ihnen nicht mehr stellen müssen. Keynes hat sich eine Scheibe vom Alten Testament abgeschnitten. Die Regierungen sollten sich so verhalten, wie der weise ägyptische Pharao. Das hat er zwar nicht gesagt, aber das hätte er sagen sollen. Die Regierungen hätten während der fetten Jahre Überschüsse ansammeln sollen und Defizite in den mageren Jahren... und so das Muster aus Boom und Krise verflachen sollen.
Der Pharao war kein Dummkopf. Er hat das Getreide sieben Jahre lang gelagert, als die Ernten reich waren. Und als dann die sieben mageren Jahre kamen, hat er den Menschen das Getreide gegeben. Die Probleme waren gelöst.
Keynes ging davon aus, dass die moderne Regierung das gleiche tun sollte. Aber der Pharao hat keine Demokratie regiert. Er hatte keine Wähler, denen er Rede und Antwort stehen musste. Wenn er also in den reichen Jahren das Getreide lagern wollte, dann konnte er das tun.
In der Theorie könnte die amerikanische Regierung das Gleiche tun. Es ist aber so, dass sie nie signifikante Überschüsse hervorbringt. Es gibt zu viele Menschen, die zu viel Brot und zu viele Spiele wollen. Und man gewinnt keine Stimmen, wenn man den Wählern das versagt, was sie wollen. In der Praxis lassen die Regierungsvertreter also auch in den fetten Jahren Defizite anlaufen.
Nun wollen wir uns einmal vorstellen, wie das bei einem schlechten Pharao aussehen würde. Er würde das Getreide in den fetten Jahren verteilen. Das würde die Bauern dazu ermuntern, weniger zu produzieren. Und wenn dann die mageren Jahre kommen, dann hätte der Pharao kein Getreide mehr, das er verteilen könnte... und die Farmer hätten auch selbst weniger Getreide gelagert, weil sie während der Boomjahre weniger gewachsen sind. Die Hungersnot wäre noch schlimmer als je zuvor.
Wenn wir uns dann noch vorstellen, dass Ägypten zu dieser Zeit Handel mit China betrieben hätte, dann hätte der Pharao das Getreide vielleicht von der Zhou Dynastie leihen können, um den Leuten dabei zu helfen, die Schmerzen zu lindern. Er könnte vielleicht sogar eine Hypothek auf die Pyramiden aufnehmen. Was immer er oder die Menschen in Ägypten tun - sie stünden viel besser da, wenn sie getan hätten, was Josef ihnen gleich am Anfang gesagt hat... wenn sie in den guten Jahren etwas zurückgelegt hätten, und diese dann in schlechten Zeiten aufgebraucht hätten. Wie schwer kann das sein?
Doch Bernanke hat die Hungersnot nicht kommen sehen. Auch Geithner nicht und auch nicht Greenspan. Oder irgendein anderer der Gelehrten, die dem Pharao seine Träume interpretieren. Niemand hatte so schwere Zeiten erwartet. Niemand hatte sie in der Öffentlichkeit gewarnt. Niemand hatte die Regierung dazu ermutigt, das Geld für eine kommende Rezession zu sparen. Nassim Taleb fragt, warum Bernanke wieder ins Amt kam, nachdem er ganz offenkundig daran gescheitert war, den entscheidenden Test zu bestehen. Aber zur Hölle damit... die Bundesregierung ist ein Arbeitgeber, bei dem alle die gleichen Chancen haben. Die Angestellten lässt man nicht einfach so gehen, nur weil sie inkompetent sind.

Egal, wir wollen zu unseren Gedanken zurückkehren...
... auf mich wirkt es wie eine Schlacht - zwischen den Kräften der Inflation (der Regierung)... und den Kräften der Deflation (dem Markt). Aber die Schlachten haben normalerweise einen klaren Gewinner. Die eine Seite beherrscht das Feld und die andere zieht sich zurück. Die eine Seite trägt den Sieg davon, die andere gibt sich geschlagen.
Doch ach, einige Kriege bringen kein Hosianna des Erfolges hervor... und keine wehklagenden Witwen auf der Seite der Verlierer. Manche Schlachten enden in einem Unentschieden... oder in Verwirrung... oder in Ungnade und Pleite auf beiden Seiten.
Wie die schlechten Pharaonen, haben auch die Regierungen nichts gespart. Jetzt müssen sie versuchen, den Zauber Keynes über die Kredite wirken zu lassen. Das bringt sie in eine schwache Position. Wie eine Regierung, die einen Krieg mit geborgtem Geld führt. Sie können ihre Kampagne solange fortsetzen, wie die Kreditgeber es zulassen. Sie können den Krieg nicht so effektiv führen, wie sie gerne würden. Doch dann können sie ihn vermutlich auch nicht so spektakulär verlieren, wie sie gerne würden.
Momentan läuft es bei den Krediten noch gut. Der Anleihenmarkt sieht eine Inflationsrate von weniger als 2% voraus. Banker, die das Geld von der Regierung nehmen, sind gerne bereit, es wieder an sie zurück zu verleihen.
Aber die Kräfte der Korrektur geben nur wenig nach. Während die Aktien eine Erholung erleben, steckt die Realwirtschaft weiterhin in Schwierigkeiten.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de