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Im Auge des wirtschaftlichen Orkans

von Bill Bonner
Ende der Woche war ein schöner Tag in London. Ich bin an den Ufern der Themse entlang spaziert und habe die Waterloo Bridge nach Covent Garden überquert. Überall saßen die Menschen im Gras... oder standen vor den Pubs... und spazierten händchenhaltend vorbei. Alle schienen die gleiche Idee zu haben - das gute Wetter auszunutzen, ehe es wieder vorbei ist.
Auch im vergangenen Jahr gab es in London einen schönen Sommer. Aber ich war in dieser Woche nicht da und habe ihn verpasst.
Doch ach, viele der besten Dinge im Leben sind vorübergehend. Und das gilt Gott sei Dank auch für die schlimmsten Dinge im Leben.
Die Nachrichten der vergangenen Woche haben mich in eine so nachdenkliche Stimmung gebracht. Der Dow ist wieder gestiegen - um 19 Punkte diesmal. Gold rückt immer näher an die 1.000 Dollar Marke heran. Öl geht wieder auf 70 Dollar zu. Und der Dollar ist nur auf 1,43 Dollar gegenüber dem Euro gefallen.

Anleger sehen eine Taube mit grünem Zweig
Diese Trends - und dabei darf man auch nicht den allgemeinen Anstieg der Rohstoffpreise und der Aktienkurse weltweit vergessen - führen dazu, dass die Anleger denken, dass das schöne Wetter wieder da ist, und das auf Dauer. Die Anleihenkurse steigen wieder. Die Anleger machen sich weniger Gedanken über die Risiken. Halleluja - eine Taube mit einem grünen Zweig kehrt zur Arche zurück.
Es könnte natürlich stimmen. Aber mein Rat, liebe Leser, ist, dass sie trotzdem einen Schirm mitnehmen. Soweit ich sagen kann, ist noch nichts passiert, das die allgemeinen Wettertrends unterbrechen würde, die sich vor zwei Jahren anfingen zu entwickeln. Jeder konnte es vor zwei Jahren kommen sehen. „Man muss mit Schwierigkeiten rechnen, wenn ein durchschnittliches Haus so teuer ist, dass ein durchschnittlicher Käufer es sich nicht mehr leisten kann", sagte ich immer wieder.
Aber erst als die kräftigen Winde auf den Immobilienmarkt trafen, haben die Zeitungen es bemerkt. Und dann fiel der Regen, über vierzig Tage und vierzig Nächte.
Zuerst traf es die Hauskäufer, die die Immobilien nur kaufen, um sie sofort wieder weiterzuverkaufen. Sie waren gerade dabei, ihre Eigentumswohnungen zu tauschen, als der Wind sich plötzlich drehte und ihre Verträge mit in die Luft nahm. Die Hypothekensätze sind gestiegen und die Hauskäufer verschwanden. Die Spekulanten haben ihre Einlagen verloren und haben sich aus leerstehenden Gebäuden entfernt.
Und dann haben die Neueinstufungen der Kredite und die höheren Zinssätze dem minderwertigen Markt zugesetzt.
Und danach traf es dann den gesamten Immobiliensektor - die Bauunternehmer, die Baustoffhändler und die Finanziers.
Als nächstes kam die Kreditkrise... als die großen Kreditgeber und die Investmentbanken feststellten, dass die See rauer wurde. Ihre Schiffe waren mit hypothekarisch gesicherten Schuldtiteln und Derivaten beladen... die die Kapitäne waren Dummköpfe. Lehman ist untergegangen. Die Wall Street hat das sinkende Schiff verlassen. Und die Regierungsvertreter haben Rettungsflugzeuge losgeschickt.

Alle suchen nach einem Unterschlupf
Bis Ende 2008 hat jeder nach Schutz gesucht. Die Unternehmen haben ihre Gehälter gesenkt. Die Banken hatten nur noch knappe Reserven. Die Verbraucher sind zuhause geblieben und GM hat Konkursverwalter eingestellt.
Alles ist im Preis gefallen - Immobilien, Geschäftshäuser, Aktien, Rohstoffe... praktisch alles außer dem Dollar, den amerikanischen Anleihen und Gold... Diese drei hielt man für die sicheren Rückzugsorte für die sturmgepeitschten Anleger.
Doch am 9. März 2009 kam eine sanfte Brise. Zögerlich kamen die Investoren wieder aus ihren Sturmschutzhütten hervor. Der Himmel sah wieder heller aus... und die Sonne hat geschienen. Öl ist seither um 53% nach oben geklettert. Die Aktien weltweit sind um 30% gestiegen.
Und jetzt sagen sich die Leute: „Das Schlimmste liegt hinter uns."

Die großen Stürme der Geschichte
Wir Meteorologen bei meinem Verlag beobachten den Himmel wie andere auch. Aber wir lesen auch die Berichte über die größten Stürme der Vergangenheit, und wir stellen fest, dass es nicht so wirkt wie die vorüberziehenden Stürme der Achtziger und der Neunziger. Es sieht mehr nach einem allgemeinen Wandel der Wetterlage aus. Um genauer zu sein, wirkt es so, wie der große Sturm der Dreißiger. Können Sie sich noch daran erinnern, liebe Leser? Nein? Nun, ich auch nicht, aber ich habe die Geschichten darüber gelesen. Es war ein Hammer. Und es hat genauso angefangen, nun,... wie diese Geschichte.
Sechs Monate nachdem in den Dreißigern die erste Sturmfront vorübergezogen war, war die weltweite Produktion um 15% zurückgegangen. Heute sind es auch ungefähr 15%. Die Aktienmärkte sind bis Mitte der Dreißiger nur um 20% eingebrochen. Heute sind es ungefähr 35%. Und der Welthandel ist in den sechs Monaten nach Beginn der großen Krise von 1929 um lediglich 15% nach unten gegangen. Heute sind es 25%.
Und eine andere Sache, die auffällt, ist, dass wie bei der Weltwirtschaftskrise der Abwärtstrend weltweit gilt. Ein Zusammenbruch im Welthandel folgte auf den Einbruch von 1929. Die Schuld dafür gibt man normalerweise zwei protektionistischen Pfuschern im Kongress - Smoot und Hawley. Aber bei einer echten Krise bricht der Handel sowieso ein. Der Welthandel muss sich lediglich an die neue Realität anpassen... egal wie die auch aussehen mag. Und genau das passiert gerade.
Die andere Sache, die auffällt, ist, dass diese Anpassungen ihre Zeit brauchen... und dass es die Verluste noch viel weiter treibt... und dass sie einschneidender sind... als irgendwer erwartet hätte. Die wahre Talsohle wurde nach dem Einbruch in den Dreißigern erst zwei bis drei Jahre nach dem Einbruch erreicht. Und sie hat die Aktien auf Werte fallen lassen, die gegenüber dem Gipfel um 65% tiefer lagen. Die weltweite Produktion ist irgendwann auf zwei Drittel des Wertes der späten Zwanziger zurückgegangen.
Es hat zwei Jahrzehnte gedauert, ehe die Welt wieder auf den Beinen war.
„Tumulte bei den Schatzanleihen", hieß es zuletzt auf der Titelseite des Barron's. Oh je... Anleihen mit langer Laufzeit sind seit Januar um 20% eingebrochen.
Haben Sie Mitleid mit den armen Chinesen, die besitzen Anleihen im Wert von 769 Milliarden Dollar.
Haben Sie auch Mitleid mit dem armen Tim Geithner. Er ist gerade dort drüben auf einem Botengang, und belügt die Chinesen.
„Geithner versichert den Chinesen, ihre Einlagen seien sicher", heißt es in der Washington Post.
Reuters berichtet außerdem:
"Seine Antworten lösten bei der studentischen Zuhörerschaft lautes Gelächter aus, was einen Skeptizismus in China über die Weisheit eines Schwellenlandes spiegelt, das eine gewaltige Menge ausländischer Reserven aufhäuft, anstatt das Geld auszugeben, um den Lebensstandard in der Heimat zu verbessern."
Mehr über Geithners Besuch in China im Laufe der Woche...

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Investor Verlag