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„Inflation spaltet die Gesellschaft“

von Jörg Hackhausen
An der Börse geht es seit Wochen aufwärts. Gleichzeitig fällt die Inflationsrate auf den tiefsten Stand seit Jahren. Beides könnte sich bald umkehren, warnt Thorsten Polleit, Volkswirt von Barclays Capital. Er ist der Meinung, dass die Politik schwere Fehler macht und man sein Geld vor der Inflation schützen sollte.

Herr Polleit, die Börsen legen seit Wochen zu, der Dax steht wieder bei rund 5 000 Punkten. Wird jetzt alles wieder gut?
Thorsten Polleit: Die Aktienmärkte scheinen die Furcht eines Zusammenbruchs, die sich zweifelsohne breitgemacht hatte, abzuschütteln. Nun wird erwartet, dass der drastische Konjunkturabschwung von einer Phase mit positivem Wirtschaftswachstum abgelöst wird. Ich fürchte jedoch, einen solchen Blitzaufschwung wird es nicht geben.
Warum nicht?
Die massiven Eingriffe der Staaten, insbesondere im Bankensektor, lassen erwarten, dass sich das relativ freie Weltwirtschafts- und Finanzsystem in eines mit viel weniger Freiheit verwandelt. Wenn sich das bewahrheitet, dürfte künftig das Wachstum deutlich geringer sein als in den letzten Dekaden.
Wie sollten sich Anleger verhalten?
Sie sollten sich gegen Inflation schützen, indem sie vermehrt reale Vermögensaktiva - Grundstücke, Häuser, Edelmetalle und andere Rohstoffe - in ihr Portfolio aufnehmen. Die Aktienkurse werden sich vermutlich wieder verbilligen, so dass der Einstiegszeitpunkt noch nicht erreicht ist.
Die Inflationsrate liegt aktuell bei 0,0 Prozent. Was macht Sie so sicher, dass wir es mit hoher Inflation zu tun bekommen?
Weil die Staaten immer mehr Geld drucken. Es gab eine Zeit in der Ökonomik, da wurde richtigerweise Inflation mit Geldmengenwachstum gleichgesetzt: Steigt die Geldmenge, kann für eine Geldeinheit weniger gekauft werden im Vergleich zur Situation, in der die Geldmenge unverändert bleibt. So gesehen bedeutet die Geldmengenausweitung immer Inflation.
Als Anhänger des Ökonomen Ludwig von Mises müsste Ihnen das Szenario einer "Katastrophenhausse" bekannt vorkommen. Danach flüchten Anleger aus Angst vor massiver Geldentwertung in Sachwerte und Aktien. Es entsteht ein Boom...
... der in einem Crash endet. Es entstammt einem Extremszenario aus den frühen 20er-Jahren der Weimarer Republik. Damals setzte eine Flucht in Sachwerte ein, als allgemein erwartet wurde, dass die Inflation völlig aus dem Ruder läuft. Eine derart ausgelöste "Katastrophenhausse" würde vermutlich teilweise wieder in sich zusammenfallen, wenn nach einer Phase sehr hoher Inflation die politische Entscheidung fällt, die Währung zu stabilisieren oder durch eine neue zu ersetzen.
Was sind die Folgen?
Inflation ist eine schlimme Sache. Sie spaltet die Gesellschaft. Vor allem die unerfahrene Masse verliert, und die Inflation schwächt das Wirtschaftswachstum und lässt die Arbeitslosigkeit ansteigen. Beides spielt freiheitsfeindlichen Politiken in die Hände. Ein Zusammenbruch der Geldordnung - gerade in der heutigen Welt extrem hoher grenzüberschreitender Arbeitsteilung - würde allergrößte wirtschaftliche, aber auch gesellschaftspolitische Schäden nach sich ziehen.
Wie sieht Ihre Lösung aus?
Währungsgeschichtlich betrachtet ist das staatliche Papiergeldsystem nicht der Normalfall, und es ist ganz sicher auch kein fortschrittliches System. Verlässliches Geld war meist mit einem Sachwert, vor allem Silber und Gold, gedeckt. Ich denke, diese Erfahrung wird sich als zukunftsweisend erweisen für die weitere Entwicklung des Geldsystems. Als Ökonom ist zu sagen: Wer gutes Geld fordert, also Geld, das vereinbar ist mit einer freiheitlichen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung, und das nicht fortwährend Finanz- und Wirtschaftskrisen verursacht, weil es eben nicht beliebig vermehrbar ist, der fordert im Kern ein freies Marktgeld, und das bedeutet "Free-Banking".

Thorsten Polleit, geboren am 4. Dezember 1967, ist seit 2000 bei Barclays Capital als Chief German Economist tätig. Daneben lehrt er als Honorar-Professor an der Frankfurt School of Finance & Management. In den vergangenen Monaten hat er bereits desöfteren vor den Gefahren hoher Inflationsraten gewarnt. Polleit gilt als Anhänger der sogenannten "Österreichischen Schule", einer Richtung in der Volkswirtschaftslehre, die für ihre konsequent libertäre Denkweise bekannt ist. Zu den wichtigsten Vertretern dieser Schule zählt Ludwig von Mises (1881-1973).

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Handelsblatt.com