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Schulden umwandeln ist besser, als eine Bad Bank zu gründen

von Dennis J. Snower (Institut für Weltwirtschaft)
Der Plan des Bundesfinanzministeriums zur Schaffung einer Bad Bank ist äußerst kompliziert. Wie schlecht er funktioniert, lässt sich am besten an einem Beispiel verdeutlichen. Zum Glück gibt es eine bessere Alternative.
Stellen wir uns eine Bank vor, die über zwei Anlagen verfügt, eine toxische und eine nicht-toxische. Der Wert der toxischen Anlage ist unbestimmt (dies macht diese Anlage toxisch), der gegenwärtige Marktwert der nicht-toxischen Anlage beträgt 80 Euro. Nehmen wir an, ein Stresstest (der noch nicht durchgeführt worden ist) würde ergeben, dass der gegenwärtige Marktwert der toxischen Anlage mit 50 Prozent Wahrscheinlichkeit 80 Euro und mit 50 Prozent Wahrscheinlichkeit 0 Euro beträgt, so kämen wir auf einen Marktwert der toxischen Anlage von 40 Euro. Der gesamte Marktwert der Anlagen unserer Bank beträgt also 120 Euro (80 für nicht-toxische Anlagen plus 40 für toxische).
Natürlich sind die Anlagen unserer Bank gegenwärtig unterbewertet, da wir uns mitten in einer tiefen Wirtschaftskrise befinden. Nehmen wir an, dass der langfristige Wert der nicht-toxischen Anlage 100 Euro beträgt und dass die toxische Anlage jeweils mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent entweder 100 oder 0 Euro wert sein wird, was einen langfristigen Marktwert von 50 Euro ergibt. Der gesamte langfristige Anlagewert der Bank beläuft sich dann auf 150 Euro (100 plus 50).
Wenn die Verbindlichkeiten unserer Bank 160 Euro betragen, wird deutlich, dass sich die Bank in zweifachen Schwierigkeiten befindet. Sie hat erstens ein Insolvenzproblem in Höhe von zehn Euro (Differenz zwischen Verbindlichkeiten und langfristigem Wert der Anlagen: 160 minus 150) und zweitens ein Illiquiditätsproblem in Höhe von 30 Euro (die Differenz zwischen dem langfristigen und dem gegenwärtigen Wert der Anlagen: 150 minus 120). In der gegenwärtigen Krise ist das Illiquiditätsproblem allein von geringer Bedeutung, denn eine solvente Bank könnte leicht durch eine Kreditaufnahme den fehlenden Betrag zu relativ niedrigen Zinssätzen aufnehmen. Das eigentliche Problem ist die drohende Insolvenz, die dazu führt, dass unsere Bank gar keine Kredite von anderen Finanzinstitutionen mehr bekommt.
Um zu erkennen, wie der Bad-Bank-Plan des Finanzministeriums funktioniert, müssen wir noch beachten, dass dieser Plan auf die meist höheren Buchwerte der toxischen Aktiva abzielt. Für unsere Bank unterstellen wir, dass sie einen Wert von 100 Euro für ihre toxische Anlage verbucht hat. Der Bad-Bank-Plan sieht vor, dass unsere Bank diese toxische Anlage für 90 Prozent des Buchwertes dieser Anlage, also in unserem Beispiel 90 Euro, bei der Bad Bank platzieren kann. Als Gegenleistung erhält sie über diese Summe ein verbrieftes Rückzahlungsversprechen. Zu beachten ist, dass die bei der Bad Bank platzierten 90 Euro den langfristigen Wert unserer toxischen Anleihe (50 Euro) um 40 Euro übersteigt. Unsere Bank muss diese 40 Euro aber am Ende der Laufzeit des toxischen Wertpapiers an die Bad Bank überweisen.
Was ist von diesem - hier sehr vereinfacht dargestellten - Plan zu halten? Nun, ein offensichtlicher Vorteil ist, dass er das Liquiditätsproblem unserer Bank löst, da sie ihre toxischen Anlagen nicht zum niedrigen Marktwert von 40 Euro verkaufen muss, sondern abwarten kann, um nach der Rezession den höheren langfristigen Wert dieser Anlage zu realisieren. Aber das wirklich drängende Problem ist ja nicht das Illiquiditäts-, sondern das Insolvenzproblem. Hier bringt der Plan des Finanzministeriums keine Erleichterung. Denn unsere Bank ist insolvent, da ihre Verbindlichkeiten in Höhe von 160 Euro den langfristigen Wert ihrer Aktiva in Höhe von 150 Euro übersteigen. Will der Staat unserer Bank hier helfen, so müsste er ihr zehn Euro aus Steuermitteln überweisen. Genau dies ist im Bad-Bank-Plan aber nicht vorgesehen, da er darauf abzielt, die Steuerzahler nicht noch stärker in Anspruch zu nehmen. Unsere Bank ist also immer noch insolvent.
Ich habe vor geraumer Zeit eine Alternative vorgeschlagen: Schulden gegen Eigenkapital zu tauschen. Dabei werden die Lasten zwischen Steuerzahlern, Gläubigern und Anteilseignern aufgeteilt. Die Gläubiger würden einen Beitrag leisten, da der Wert ihres (neuen) Eigenkapitals unter dem Wert ihrer ursprünglichen Kredite liegen würde, und die Anteilseigner müssten eine Abwertung ihres Eigenkapitals in Kauf nehmen.
Aus meiner Sicht haben wir die Wahl zwischen dem Bad-Bank-Plan der Bundesregierung, der nur vorgibt, das Insolvenzproblem zu lösen, und dem einfachen und transparenten Vorschlag, die exzessiven Verbindlichkeiten der Banken in Eigenkapital umzuwandeln. Herr Steinbrück, was denken Sie?

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Handelsblatt.com