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Nur ein Vorgeschmack

Auf die Liebhaber von Staatsanleihen kommt einiges zu: zunächst eine Emissionsflut, dann vermutlich Inflation. Da sind starke Nerven gefragt.
Komische Sache, die Turbulenzen auf dem Anleihenmarkt. Denn eigentlich sind steigende Renditen auf Staatspapiere das Letzte, was die vielerorts überschuldete Wirtschaft derzeit gebrauchen kann. Das gilt zum einen deshalb, weil diese als Referenz für alle anderen Zinsen dienen. Zum anderen belasten höhere Refinanzierungskosten die maroden Staatshaushalte noch zusätzlich.
Eingedenk der trüben wirtschaftlichen Aussichten erscheinen Renditen auf zehnjährige Staatspapiere von nunmehr rund 3,5 Prozent in Amerika und Deutschland bei Inflationsraten von minus 0,7 Prozent und 0,7 Prozent da fast unwiderstehlich. Nur werden laut IWF dieses Jahr eben allein die entwickelten Volkswirtschaften neue Staatsschulden von 3338,5 Mrd. $ anhäufen (wie etwa China sein Fiskalprogramm finanziert, wollen wir lieber nicht fragen).
Das entspricht - zusätzlichen - Staatskrediten von 64 Mrd. $ je Woche. Zum Vergleich: Im ersten Quartal haben die US-Verbraucher 14 Mrd. $ je Woche gespart - brutto, also vor Abschreibungen. Die privaten Haushalte im Euro-Raum haben 2008 knapp 17 Mrd. Euro je Woche auf die hohe Kante gelegt. Die laufenden Ersparnisse in Ländern wie Britannien oder Japan sind kaum der Rede wert. China hat 2008 einen Handelsüberschuss von 5,7 Mrd. $ pro Woche verzeichnet.
Unterdessen werden selbst die Finanzminister nicht darauf hoffen, dass die Firmen ihre schwindenden Mittelzuflüsse plötzlich in Staatsanleihen statt in Investitionen stecken. Kurzum: Es reicht hinten und vorne nicht, selbst wenn die Sparquoten in den angelsächsischen Ländern spürbar zunehmen sollten, da das vermutlich ja noch zusätzliche Löcher in die Staatshaushalte reißen würde.

Die Inflation kommt

Auch die aufkeimende Konjunkturzuversicht unserer Zentralbankiers macht Staatsanleihen nicht gerade attraktiver. Denn dass die Staatsdefizite - direkt oder über den Umweg des Geschäftsbankensystems - mit frischem Zentralbankgeld gedeckt werden, hat ohnehin schon genügend Inflationsangst geschürt. Dabei verficht auch der Einwand der Deflationsmahner nur bedingt: dass das Zentralbankgeld wegen der gestörten geldpolitischen Transmission, der sinkenden Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes sowie des riesigen Kapazitätsüberhangs nicht inflationär wirken kann.
Vorläufig mag das so sein. Doch während die industriellen Kapazitäten in den USA wegen unterlassener Investitionen und Firmenpleiten bereits sinken, könnte die Geldumlaufsgeschwindigkeit schon bei den geringsten Anzeichen eines Preisauftriebs anspringen, wobei die Fastverdoppelung des Ölpreises infolge zartester Konjunkturhoffnung nur beunruhigen kann. Von dem ohnehin vorhandenen Geldüberhang einmal abgesehen, haben viele Zentralbanken derweil so wütend auf die Krise reagiert, dass die Geldmengen trotz der gestörten Transmission zulegen.

Und wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Zentralbanken ihre Bilanzen bei Bedarf tatsächlich wieder hinreichend verkürzen, wenn die Staatsschulden der G7-Länder 2010 im Durchschnitt auf 115 Prozent des BIP steigen, wie es der IWF vermutet? Das ist ja gerade das Dumme bei der wirtschaftspolitischen Antwort auf die Krise: dass diese auf noch höhere Schulden hinzielt.
Werden die Zentralbanken den Finanzministern und Privaten da wirklich unangenehme Refinanzierungsbedingungen aufbürden, zumal in einer Zeit, in der die Gesellschaften rapide altern? Und werden die Staaten die dadurch - und wegen der Qualifikationsverluste infolge der jetzigen Arbeitslosigkeit - ermattenden Angebotskräfte mit Abgabenerhöhungen noch weiter lähmen wollen? Oder werden anhaltend hohe Budgetdefizite und/oder Inflation die privaten Investitionen und damit die Angebotsseite der Wirtschaft sabotieren?
Und was, falls die nun verordnete Medizin nicht anschlägt? Das ist durchaus denkbar und würde Staatsanleihen vorübergehend auf die Sprünge helfen. Nur würden Geld- und Fiskalpolitik dann wohl noch viel höhere Dosierungen verabreichen, so lange, bis sie die gewünschte Inflation kriegen.
Denn wie Japan zeigt, steigen die Staatsschulden bei hohen Defiziten eben ganz rapide im Verhältnis zum BIP, sofern dieses nominal stagniert. Darauf werden nicht zuletzt die Amerikaner verzichten können. Und über Wechselkursmechanismen wird ihre Wirtschaftspolitik auf die ganze Welt ausstrahlen. Über kurz oder lang dürfte es hoch hergehen auf dem Markt für Staatsanleihen.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » FTD.de