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Zeit des Verzichtens

Hochzinsanleihen hatten es schon immer in sich. Das haben naive Anleger bis Jahresbeginn deutlich zu spüren bekommen. Im Rekordtempo brachen Kurse ein, zahlreiche Unternehmen gerieten in Zahlungsschwierigkeiten oder gar in Insolvenz.
Mittlerweile hat sich der Markt im allgemeinen wieder etwas beruhigt. Das hat im Vergleich zum Jahresbeginn zu Kurserholungen geführt, wobei das bisweilen rein optisch ist. So verzeichnet beispielsweise die Anleihe des britischen Chemie-Unternehmens Lyondell-Basell eine rechnerische Erholung, obwohl sie weiter bei 2 Prozent notiert.Rechnerische und andere Erholungen
Daran änderte auch ein Bericht der „Financial Times Deutschland“ nicht, wonach der Konzern noch in diesem Jahr seine Zahlungsfähigkeit zurückerlangen will. Der Grund liegt auf der Hand: Ein Teil der Lösung soll ein großer Schuldenerlass sein.
Dagegen stieg der Kurs der Anleihe des unter Druck stehenden Chemiekonzerns Ineos seit Mitte April tatsächlich um das Doppelte, nicht zuletzt weil der befürchtete Insolvenzantrag ausblieb und Ineos einige Anzeichen einer langsamen Besserung sieht. Mit knapp 17 Prozent notiert die Anleihe deutlich über der von Moody's prognostizierten Einbringlichkeit von 11 Prozent - ein deutliches Zeichen, dass die Anleger auf einen Erfolg der Umschuldungsverhandlungen setzen.
Für manche Unternehmen bieten sich durch die niedrigen Kurse auch Chancen. So nutzte der südafrikanische Lebensmittelkonzern Foodcorp die auf wenig mehr als 50 Prozent gefallenen Kurse, um rund 10 Prozent des Anleihevolumens zurückzukaufen. Ein ermutigendes Signal für Anleiheinvestoren bezüglich eines Unternehmens, über das es nur wenig Informationen gibt.

Enttäuschte GM-Gläubiger
Über einen Mangel an Publizität können sich Gläubiger von General Motors (GM) oder der Finanztochter GMAC dagegen nicht beklagen. Indes haben sie anderen Grund wenig begeistert zu sein. Wurden sie in die Verhandlungen über die Zukunft des vor dem Bankrott stehenden Autobauers zunächst ihres Erachtens kaum einbezogen, so erscheint ihnen der am Montag vorgeschlagene Eintausch ihrer Schulden gegen Unternehmensanteile als unfair. Die Arbeitsgruppe der Regierung und GM selbst hätten keine Bereitschaft zu ernsthaften Verhandlungen über eine einvernehmliche Lösung gezeigt.
Für mindestens 90 Prozent ihrer Forderungen im Volumen von 27 Milliarden Dollar sollen sie bis zu 10 Prozent der Anteile bekommen. „Das Angebot wurde gemacht, um zu scheitern“, sagt daher auch Kip Penniman, Renten-Analyst bei KDP Investment Advisors. Bevor die Regierung Obama im März Rick Wagoner als Vorstandschef absetzte, hatte GM dem vernehmen nach noch 90 Prozent der Aktien, Bargeld und neue Anleihen für drei Viertel der Nominale angeboten.
Auch für GMAC-Gläubiger wird die Luft abermals wieder dünner. Am Montag wurde bekannt, dass die Bürgschaftsverhandlungen mit dem deutschen Bankenrettungsfonds SoFFin gestoppt wurden.

Umschuldungsangebote mit deutlichen Einbußen
Mit hohen Verlusten müssen wohl auch die Inhaber der Escada-Anleihen rechnen. Dem Luxusmodehersteller droht laut Konzernchef Bruno Sälzer akut die Insolvenz, wenn die Sanierung misslinge, die bis Juli abgeschlossen werden soll. In diesem Rahmen soll auch das Anleihenvolumen von 200 Millionen Euro umstrukturiert werden. Die Gläubiger sollen auf einen signifikanten Teil ihrer Gelder verzichten und eine längere Laufzeit absegnen.
Ein konkretes Umtauschangebot liegt seit einigen Tagen den meisten Gläubigern der Tochter HTM des Sportartikelherstellers Head vor. Diese will ihre bis 2014 laufenden und mit 8,5 Prozent verzinsten Anleihen gegen eine mit 10 Prozent verzinste Rente gleicher Laufzeit eintauschen. Im Gegenzug müssen die Gläubiger allerdings auf 65 Prozent der Nominale verzichten, Spätentschlossene sogar auf 70 Prozent. Zudem sollen die Kreditbedingungen deutlich lockerer werden. Im ersten Quartal sind nach vorläufigen Zahlen die Umsätze von Head bei konstanten Wechselkursen um 10 Prozent gefallen. Im zweiten Halbjahr hält das Unternehmen Engpässe beim Betriebskapital für möglich.

Wenig Vertrauen in mittelständische Emissionen
Auch bei mittelständischen deutschen Emittenten machen sich die Anleger offenbar große Sorgen. Seit Jahresbeginn sind viele Anleiherenditen um 30 bis 100 Prozentpunkte gestiegen, auch wenn sich einige Kurse wieder erholt haben. Doch mit dem Großaktionär der Holding Ponaxis, der Hanseatic Private Equity, meldete Anfang April schon ein Emittent Insolvenz an. Ponaxis selbst Emittent einer Anleihe, wies zum Zeitpunkt der jüngsten Berichterstattung am 30. Juni 2008 eine Eigenkapitalquote von rund 70 Prozent aus.
Die Eigenkapitalquote der Beteiligung Cargofresh, die zwei Anleihen im Gesamtvolumen von 28 Millionen Euro ausstehen hat, ist zum Jahresende 2008 gegenüber dem Vorjahresstichtag von 36,5 auf knapp 28 Prozent gesunken. Dabei ist nicht berücksichtigt, dass Cargofresh im März die Begebung einer weitere Anleihe ankündigte, die nach Bloomberg-Daten ein Volumen von Millionen Euro haben soll. Gleichzeitig ist das Unternehmen in die roten Zahlen gerutscht.
Zugespitzt hat sich auch die Situation für den Kunststoffgranulathersteller Pongs & Zahn. Im dritten Quartal 2008 hatte das Unternehmen noch ein Volumen von 3,7 Millionen Euro zurückerworben, mit der Begründung, dass die Kursschwäche der Anleihe weder fundamental noch hinsichtlich des Ausschüttungstermins gerechtfertigt sei. Doch am 10. Februar musste das Unternehmen bekannt geben, dass ein Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals eintreten werde und ein Kapitalschnitt erforderlich sei. Ende des Monats sollen Finanzberichte veröffentlicht werden, die den Gläubigern hoffentlich weiteren Aufschluss über die Verfassung des Unternehmens geben werden.

Text: mho

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.faz.net