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Konjunktur: Welchen Szenarien möglich sind

von Norbert Häring, Dorit Hess und Ulf Sommer
Deutschland steckt in der Rezession. Endet sie bald oder wächst sie sich zu einer Depression aus? Die Redakteure Norbert Häring, Dorit Hess und Ulf Sommer haben zwei mögliche Szenarien entwickelt. Ihr Fazit: Zwar hat sich die Lage seither verschlechtert, doch keimt derzeit Hoffnung auf Besserung. Erfüllt sie sich aber nicht, droht eine Abwährtsspirale.

Szenario Aufwärtstrend

Seit Dezember befinden sich die Konjunkturindikatoren und -prognosen fast im freien Fall. Fünf bis sieben Prozent soll die Wirtschaft 2009 schrumpfen – Erinnerungen an die Große Depression der 30er-Jahre werden wach. Doch es gibt einen wichtigen Grund, warum dem scharfen Einbruch im ersten Quartal 2009 nicht wie damals weitere Schrumpfungsjahre folgen müssen: Die Wirtschaftspolitik steuert weltweit massiv gegen. Mit öffentlichen Ausgabenprogrammen von mehreren Billionen Dollar ersetzen die Regierungen teilweise die private Nachfrage. Die Notenbanken haben den Zins praktisch abgeschafft und pumpen darüber hinaus Billionen Dollar in die Wirtschaft.
Vor allem in den USA wurden die Gegenmaßnahmen früh eingeleitet. Von Monat zu Monat, erwarten viele Analysten, werden sich erste Wirkungen immer mehr in den Stimmungsindikatoren und in den Daten zeigen. Die Analysten der Deutschen Bank haben aus der Analyse vergangener Rezessionen den Schluss gezogen, dass für einen Aufschwung neben der kräftigen Reaktion von Geld- und Finanzpolitik und der Bewältigung der Probleme des Finanzsektors als letzter Faktor noch ein Schub Optimismus fehlt.
Dass die Hoffnung wächst, spiegeln vor allem die Börsen wider. 700 Punkte oder knapp 20 Prozent hat der Deutsche Aktienindex Dax in den vergangenen vier Wochen zugelegt. Auch wenn einige Experten von einer Erleichterungsrally nach dem tiefen Absturz in den Monaten zuvor sprechen – auffällig ist, dass zuletzt besonders die Aktien konjunkturempfindlicher Unternehmen wie BASF, Daimler, MAN und Thyssen-Krupp zulegten. Börsen gelingt es recht zuverlässig, konjunkturelle Trendwenden sechs bis zwölf Monate vorwegzunehmen.
Diesen positiven Trend bestätigen auch die Geschäftserwartungen der Unternehmen. 7 000 monatlich vom Ifo-Institut befragte Firmen sehen für die kommenden sechs Monate zwar keine guten, aber immerhin bessere Perspektiven als im Vormonat. Zum dritten Mal in Folge ist der Ifo-Teilindex gestiegen. Der Einkaufsmanagerindex liefert ein ähnliches Bild: Der Index zeigt zwar immer noch keinen Aufwärtstrend an, doch zumindest der Abwärtstrend wurde gestoppt.
Auch die Rohstoffmärkte signalisieren eine Erholung. In den vergangenen drei Wochen ist der Rohstoffindex CBR um zehn Prozent gestiegen. Die Anleger spekulieren darauf, dass die Produzenten künftig wieder mehr Rohstoffe wie Öl, Nickel, Weizen oder Baumwolle nachfragen, um die Produktion zu steigern. Zuletzt kündeten dramatisch einbrechende Rohstoffpreise den Abschwung 2008/2009 an.
Selbst die zunächst zögerliche Geldpolitik der EZB beginnt zu greifen. So ist die Geldmenge M1, zu der besonders liquide und damit am ehesten nachfragewirksame Teile der Geldmenge gehören, zuletzt steil gestiegen. Einige Volkswirte nehmen das als Aufschwungssignal sehr ernst, weil der Einbruch von M1 auch früh den Einbruch der Wirtschaftsleistung angezeigt hatte.

Szenario Abwärtsspirale
Deutschlands Industrie ist mit einer einmaligen Situation konfrontiert: So anhaltend und stark sind die Aufträge noch nie zuvor eingebrochen. Wenn das Bundeswirtschaftsministerium am Mittwoch bekanntgibt, wie sich die Aufträge im Februar entwickelt haben, könnte das der 13. Rückgang in 15 Monaten sein. Die Unternehmen reagieren darauf mit Produktionskürzungen, um ihre Rentabilität zu retten. Denn seit dem jähen Einbruch im zweiten Halbjahr 2008 stürzen die Konzernergebnisse dramatisch ab. Das gilt für Deutschland und den Rest der Welt.
Im Schlussquartal 2008 fuhren die 500 größten börsennotierten US-Firmen erstmals seit 1936 in der Summe einen Verlust ein. In Europa sieht es nicht besser aus. Hier verringerten die Firmenmanager und Analysten in den letzten Wochen ihre Umsatz- und Gewinnerwartungen so kräftig wie noch nie.
Damit stehen viele Unternehmen vor einem ernsten Finanzierungsproblem. Sie müssen mangels Cash-Flow und Gewinn auslaufende Anleihen und Kredite aus der Expansionsphase vor allem mit Fremdkapital refinanzieren.
Da aber eine rasante Zunahme der Insolvenzen erwartet wird, drücken Banken und Kapitalgeber auf die Bremse. Falls sich die Entspannungssignale an den Finanzmärkten als Strohfeuer entpuppen sollten und die Risikoscheu wieder zunimmt, droht eine Abwärtsspirale aus Pleiten und Bankenproblemen durch Forderungsausfälle und Kreditklemme .
Um ihre Verluste zu begrenzen, versuchen die Unternehmen, den größten Kostenblock zu reduzieren, also Löhne und Gehälter zu drücken. Seit Oktober haben sie für mehr als 2,1 Millionen Arbeitnehmer Kurzarbeit angemeldet. Das bremst zwar das Tempo, mit dem die Arbeitslosigkeit steigt. Aber die Schere zwischen denen, die zusätzliche Mitarbeiter einstellen wollen, und jenen, die ihre Beschäftigtenzahl verringern wollen, geht immer weiter auseinander. 39 Prozent der deutschen Firmen planen nach dem Handelsblatt Business-Monitor, binnen Jahresfrist die Belegschaft abzubauen, nur 14 Prozent wollen sie erhöhen. Ist die Krise nicht bald zu Ende, drohen aus massenhafter Kurzarbeit Massenentlassungen zu werden. Bei deutlich steigender Arbeitslosigkeit würde der Konsum einbrechen, dies würde die Nachfrage der Unternehmen weiter schwächen.
Sollte es jedoch bald wieder aufwärtsgehen, werden die meisten Unternehmen Entlassungen so weit wie möglich vermeiden. Werden aber die Aufschwungshoffnungen enttäuscht, droht eine starke Abwärtsspirale. Dass die Politik dem dann noch einmal viel entgegenzusetzen hätte, ist kaum anzunehmen. Europas Regierungen wollen keine neuen Konjunkturprogramme auflegen, und auch in den USA wächst der Widerstand gegen weitere Ausgabenprogramme und noch mehr Geld für die Banken.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Handelsblatt.com