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Finanz-, System- oder Sinnkrise?

Die Krise besteht im Grunde darin, dass der Westen es sich nicht mehr ohne weiteres leisten kann, über seine Verhältnisse zu leben. Wie gemein!
Das ist schon eine ziemlich herbe Krise, mit der wir es da zu tun haben. Das Ausmaß erkennt man am besten, wenn man sich Folgendes fragt: was es bedeutet hätte, wenn das jährliche Bruttonationaleinkommen je Kopf 2007 um 1101 $ niedriger gewesen wäre, als es tatsächlich war. In Deutschland wäre es auf 39.436 $ gesunken, in Afrika auf 0,0 $ (in Worten: null Komma null).
Nun klingt es bisweilen zwar durchaus an, dass die Krise vor allem die Ärmsten der Armen bedroht. Doch wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass wir daran höchstens in zweiter Linie denken. In erster Linie sorgen wir uns um den Wohlstand in Westeuropa, Nordamerika, Japan, Australien und Neuseeland, also um einen recht kleinen Teil der Weltbevölkerung. Und da haben wir tatsächlich ein grauenhaftes Problem: Wir haben über die vergangenen Jahre so viele Häuser gebaut, dass davon nun ein paar leer stehen.
Und der ungezügelte Konsum in vielen Teilen der entwickelten Welt hat einen Ausbau von Industriekapazitäten (nicht zuletzt in den Schwellenländern) nach sich gezogen, der sich jetzt als vergeudet erweist. Hilfe, wir haben zu viel des Guten! Und diesem Unglück kann nur begegnet werden, indem die realen Einzelhandelsumsätze je Kopf wieder um 3,9 Prozent jährlich steigen, wie es beispielsweise in den USA zwischen 1997 und 2007 durchschnittlich der Fall war.
Das bedeutet, dass wir unsere Einkäufe besser mal alle 18 Jahre - real - verdoppeln sollten, wenn wir Krisen wie diese künftig vermeiden wollen - respektive einen Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindern möchten, der nicht nur für jeden einzelnen Betroffenen tragisch ist, sondern auch die soziale und politische Stabilität ganzer Länder und Regionen gefährden kann.
Von der Ressourcen- und Umweltkrise abgesehen, stellt sich da mit der Frage nach der System- unmittelbar jene nach einer Sinnkrise. Konsum nicht mehr als Erfüllung von menschlichen Bedürfnissen, sondern als reiner Selbstzweck? Ein flüchtiger Blick in unsere Kleiderschränke, Garagen oder auf die Spielzeugberge in den Kinderzimmern lässt einen da angst und bange werden. Wie nah die Wegwerfgesellschaft der Dekadenz inzwischen gekommen ist, zeigt das Beispiel der zynisch als Umweltprämie verbrämten staatlichen Autoverschrottungsgelder in verstörender Weise.
Deshalb ist das System - und wir kennen bisher kein besseres als das marktwirtschaftliche - noch nicht am Ende. Zunächst könnten wir die Stellschrauben dort adjustieren, wo Mangel herrscht. In Deutschland beispielsweise fehlt es an inländischen Dienstleistungen. So stagnieren die staatlichen Bildungsausgaben, die sich 2008 auf 99,8 Mrd. Euro beliefen, real seit Mitte der 90er-Jahre, und hier sind viele Milliarden Euro vonnöten, um von der Krippe bis zur Universität alle Kinder und Jugendlichen nach ihren Bedürfnissen betreuen zu können - unabhängig von ihrer (sozialen) Herkunft.
Von den günstigen Folgen für Wachstum oder Kriminalität abgesehen, ist Bildung auch das beste Rezept für ein sinnerfülltes Leben (wenn trotz aller Fürsorge die Übergriffe auf Polizisten zunehmen, weil wie in Berlin einige Halbstarke den Respekt vor den Ordnungshütern verloren haben, muss man ihnen übrigens wieder Respekt beibringen - und neben neuen Gendarmen und Sozialarbeitern auch zusätzliche Staatsanwälte, Richter und Gefängniswärter einstellen).
Weitere Gestaltungsspielräume bieten sich im Gesundheitswesen und natürlich im Umweltschutz. Gerade in Deutschland ist es überdies eine Überlegung wert, ein großes Programm aufzulegen, das auf die Verschönerung unserer mitunter unbehaglichen Innenstädte zielt. Und dass die Staatsausgaben für Freizeit, Sport, Kultur und Religion seit 1991 real um 20 Prozent gesunken sind, macht das Land auch nicht gerade lebenswerter.
Natürlich kostet das alles Geld. Aber wenn man bedenkt, welche Hebel der Staat mit - sagen wir - 50 Mrd. Euro oder zwei Prozent des BIPs in Bewegung setzen könnte, wäre es angesichts der Beträge zur Bekämpfung der Krise doch gelacht, wenn das partout nicht finanziert werden könnte (dabei ist auch an etwas höhere Firmensteuern zu denken, die stark reduziert wurden, wobei die hohen Gewinne der vergangenen Jahre eher für Ausschüttungen als für Investitionen verwendet wurden). Wenn ein Land wie Deutschland das nicht hinkriegt, steht es tatsächlich am Beginn einer Krise, von etwaigen Sinnkrisen ganz zu schweigen.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.ftd.de