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Weimarer Verhältnisse

von Martin Hutchinson (breakingviews.com)
Steuern wir auf eine neue Große Depression zu? Diese Frage stellen sich viele ratlose Prognostiker und untersuchen, was die USA nach dem Crash am Aktienmarkt von 1929 eigentlich falsch gemacht haben.
Die politisch Verantwortlichen haben daraus gelernt. Dieses Mal wurde die Geldmenge nicht zurückgefahren. Niemand folgte dem Beispiel von US-Präsident Hoover, der 1930 die Zölle und 1932 die Einkommenssteuern erhöhte. Im Gegenteil, die Geldmenge hat sich schnell ausgedehnt, die fiskalpolitischen Maßnahmen sind auf Expansion ausgelegt und dem Protektionismus wird nicht Vorschub geleistet.
Doch die relevanteren politischen Fehler könnten früher und auf der anderen Seite des Atlantik begangen worden sein - und zwar von 1919 bis 1923 im Deutschland der Weimarer Republik.
Schauen Sie sich einmal die Regierung der Weimarer Republik an. Sie litt unter dem Trauma, den Ersten Weltkrieg verloren zu haben. Die Last der Reparationszahlungen wog schwer. Die Regierung war zu schwach, um die Steuern zu erhöhen. Stattdessen erlaubte sie sich umfangreiche Etatdefizite. Die Zinsen wurden weit unter der Inflationsrate gehalten, während sich die Geldmenge schnell ausweitete. Rund die Hälfte der Regierungsausgaben wurde durch frisch gedrucktes Geld finanziert.
Der große Volkswirt John Maynard Keynes steuerte dazu 1920 einen beißenden Kommentar bei. "Der Inflationismus der Währungssysteme Europas hat außerordentliche Ausmaße angenommen. Die Regierungen, die unfähig oder zu zurückhaltend oder zu kurzsichtig sind, um sich die erforderlichen Ressourcen über Kredite oder Steuern zu sichern, haben zum Ausgleich Banknoten gedruckt."
In Deutschland führte dies schließlich zur Hyperinflation. Im November 1923 lag die Mark bei einem Billionstel ihres Werts von 1914. Der Lohn wurde im Schubkarren nach Hause transportiert. Ausländischen Einlegern bei deutschen Banken wurde der Garaus gemacht.
Das Problem wurde schließlich von Kanzler Gustav Stresemann gelöst. Er führte eine neue Währung ein, die Rentenmark, die eine Billion Papiermark wert war. Er überzeugte die Deutschen davon, dass die Geldmenge begrenzt werden müsse und es gelang ihm, mit ausländischen Gläubigern günstigere Konditionen auszuhandeln.
Nun sind die USA von den Weimarer Zuständen weit entfernt. Bei dem derzeitigen Tempo monetarisiert Amerika 15 Prozent seiner Ausgaben und damit weit weniger als die 50 Prozent im Deutschland vor der Krise. Und die internationalen Gläubiger klagen zwar, aber keiner ist aus dem Dollar geflüchtet. US-Präsident Obama scheint sich nicht auf weitere fiskalische Extravaganzen einlassen zu wollen. Und doch könnte eine exzessive Inflation eine größere Gefahr darstellen als eine neue Große Depression.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Handelsblatt.com