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Crashprophet: „Die Zeit für Käufe ist günstig“

von Christian Panster
Die meisten Leser kennen Max Otte als Untergangspropheten. In seinem Bestseller "Der Crash kommt" sagt der Wirtschaftsprofessor den großen Wirtschaftsabschwung voraus. Mit Handelsblatt.com spricht er über die Situation an den Kapitalmärkten und verrät, warum man ausgerechnet jetzt Aktien kaufen sollte.

Handelsblatt:Herr Otte, die Börsen haben sich zuletzt stabilisiert. Ist die Krise bald ausgestanden?
Otte: Das ist sehr schwer zu sagen. Allerdings sehen wir schon klarer als im vergangenen Herbst, worauf die staatlichen Rettungsmaßnahmen zielen. Das hilft. Grundsätzlich sehe ich drei Szenarien.
Und wie sehen die aus?
Erstens: Dem rasanten Abschwung folgt die große Weltwirtschaftskrise. Allerdings halte ich das aufgrund der massiven Stützungsaktionen für eher unwahrscheinlich. Zweitens: Wir bekommen japanische Verhältnisse, das bedeutet rund zehn Jahre Stagnation. Oder drittens: Wir haben es noch ein Jahr mit einer scharfen Rezession zu tun - und dann geht es wieder aufwärts. Allerdings werden in diesem Falle die Inflationsraten kräftig steigen.
Welches der drei Szenarien ist am wahrscheinlichsten?
Bis vor kurzem war ich davon überzeugt, dass wir japanische Verhältnisse bekommen, weil die faulen Kredite in den Bankbilanzen belassen werden und das Problem nur mit zusätzlicher Liquidität kaschiert wird. Ein amerikanischer Freund von mir hat einmal sehr treffend gesagt, wir behandelten die Krise als sei sie ein Liquiditätsproblem, dabei haben wir ein Solvenzproblem. Seit den Plänen von US-Finanzminister Geithner ist diese Gefahr geringer und die Wahrscheinlichkeit, dass Szenario 3 eintrifft, größer geworden ist.
Nach der jüngsten Entwicklung an den Börsen fragen sich viele Anleger, ob die Zeit günstig ist, Aktien zu kaufen. Was raten Sie?
Die Zeit ist günstig, absolut. Allerdings sollte man immer so kalkulieren, dass es keine Probleme bei der Finanzplanung gibt, sollte die wirtschaftliche Krise länger anhalten als gedacht. Ich selbst bin voll in Aktien investiert, dazu Gold als Versicherung für den Fall der Fälle.
Wo sollten sich Anleger umschauen - auf den Schwellenländer- oder den etablierten Märkten?
Ganz klar: auf den etablierten Märkten. Wenn ich irgendwo investiere, muss ich genau wissen, in was ich da investiere. Das ist im Zweifel bei den großen europäischen und amerikanischen Unternehmen einfacher als beispielsweise einer aufstrebenden Firma aus Indien. Derzeit gibt es so viele interessante Aktien aus den Industrieländern, da schaue ich nur sehr selektiv auf andere Märkte.
Und wenn Sie sich zwischen Europa und den USA entscheiden müssten ?
? dann würde ich mich für Europa entscheiden, weil die großen europäischen Unternehmen im Schnitt besser mit Eigenkapital ausgestattet sind als ihre Pendants in Amerika. Anders ausgedrückt: die Europäer haben in den vergangenen Jahren mehr Fett angesetzt; in der Krise ist das durchaus von Vorteil. Bei aller Wertschätzung für die USA und Europa sollten wir in der Diskussion aber die Japaner nicht vergessen. Tokios Börse finde ich derzeit sehr spannend.
Und warum?
Japan hat mittlerweile 19 Jahre Stagnation hinter sich. Viele Unternehmen haben deshalb sehr konservativ gewirtschaftet und verfügen über eine Menge Cash. In Tagen wie diesen ist das ein gewichtiges Argument.
Sie sagten, es gebe derzeit eine Vielzahl interessanter Aktien. An welche Branchen und einzelne Titel denken Sie?
Pharmaaktien finde ich klasse - wegen der hohen Cashflows und den üppigen Dividenden. Ansonsten sind bei den Nichtzyklikern Beiersdorf, Henkel, Nestlé oder Coca Cola sehr spannend. Eine gute Basis für das Depot.
Wie sieht es bei den Zyklikern aus?
BMW und Porsche sind bei bei den Autobauern einen Blick wert. Ansonsten hätte ich noch Demag Cranes oder Lanxess auf dem Zettel. Das sind Unternehmen, deren Aktienkurse zuletzt deutlich abgestraft wurden und die mittlerweile an der Börse deutlich unter Buchwert gehandelt werden.
Was ist mit Versorger-Aktien?
Da war und bleibe ich skeptisch. Natürlich verfügen diese Unternehmen über ein stabiles Geschäftsmodell. Allerdings sollten Anleger die Risiken nicht unterschätzen. Versorger haben einen relativ hohen Kapitalbedarf. Hinzu kommt, dass die Unternehmen in den vergangenen Jahren fast unverschämt die Preise angehoben haben. Dauerhaft werden das weder der Gesetzgeber noch die Verbraucher mitmachen.
Ist die Größe eines Unternehmens in diesen Tagen ein wichtiges Kriterium?
Das kann man so pauschal nicht sagen. Natürlich hat ein Unternehmen ganz andere Möglichkeiten, je größer es ist. Die kleineren Aktien hat es dagegen in den vergangenen Monaten besonders hart erwischt, weil die Investoren - wenn überhaupt - ihr Geld lieber in die großen Konzerne gesteckt und bei den kleinen abgezogen haben. Auf dem jetzigen Niveau finden sich aber gerade bei den Nebenwerten traumhafte Deals.
Nennen Sie bitte ein Beispiel.
Nehmen wir Sixt. Natürlich trifft die Krise das Unternehmen hart. Allerdings ist der Kurs auch schon deutlich zurückgekommen. Der derzeitige Börsenwert ist für einen europäischen Marktführer geradezu lächerlich. Für Sixt spricht auch, dass ein starker Unternehmer dahinter steht. Interessant finde ich auch United Internet oder Celesio.
Besonders deutlich sind die Abschläge auch bei den Rohstoffen ausgefallen - und bei den Unternehmen, die ihr Geld in diesem Bereich verdienen. Sollten Anleger jetzt zugreifen?
Da wäre ich sehr vorsichtig, gerade bei kleinen Minenwerten. Letztlich handelt es sich in vielen Fällen um nicht mehr als eine Wette darauf, dass der Minenbetreiber XY irgendwann mal etwas findet. Der Hype um diese Aktien war ähnlich übertrieben wie der um die Internetaktien zu Zeiten der Dotcom-Blase. Wenn Rohstoffaktien, dann doch besser die der großen Ölkonzerne. Da weiß man, was dahinter steckt.
Prof. Max Otte ist Autor des Wirtschaftsbestsellers "Der Crash kommt" und Geschäftsführender Gesellschafter des IFVE Institut für Vermögensentwicklung in Köln. Zuvor lehrte er internationale Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Worms. Von September 1998 bis September 2000 war Otte Assistant Professor an der Boston University in Boston, Massachusetts.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Handelsblatt.com