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Ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird

Fed-Chef Bernanke ist ein großer Filou: Erst sagt er voraus, das Ende der US-Rezession sei schon in diesem Jahr und die Erholung der Wirtschaft im nächsten Jahr möglich (das war vor Wochenfrist). Und ein paar Tage später rechtfertigt er seinen Spitznamen "Helicopter Ben", indem er - bildlich gesprochen - ankündigt, über eine Billion aus dem Nichts geschöpfte Dollar (fiat money) zum Kauf von Staats- und sonstigen Anleihen aus dem Helicopter zu werfen, um seiner Vorhersage Nachdruck zu verleihen. Die nicht gerade für Sensationsmeldungen bekannte seriöse Börsen-Zeitung kommentierte die Aktion am 20. März folgerichtig: "Der Weg nach Zimbabwe". Das ist das Nachbarland Südafrikas, von dessen Inflationsrate man nicht mehr weiß, ob sie im fünf-, sechs- oder siebenstelligen Bereich liegt.
Was dem Helicopterflug folgt, habe ich Ihnen vor einer Woche geschrieben: Inflationserwartungen werden zur Inflation. Aber nicht von heute auf morgen, sondern wohl erst im nächsten Jahr, sonst wären die Anleihenkurse nach Bernankes Coup nicht in die Höhe gesprungen. Dass sie es taten, zeugt von der Tiefe der in diesem Jahr zu befürchtenden Rezession, in den USA ebenso wie in Europa und anderswo. Ein hochrangiger Zentralbanker flüsterte mir neulich zu: minus 5 Prozent beim deutschen Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr und damit sogar noch mehr Schrumpfung der Wirtschaft, als das pessimistische Ifo-Institut erwartet. Warum eine solche Zahl nicht offiziell verkündet wird, liegt auf der Hand: Die der Stabilität verpflichtete Europäische Zentralbank müsste ihre Geldpolitik von heute auf morgen lockern. Sie wird es also erst tun, wenn die Konjunktur tatsächlich einbricht.
Um Ihren möglichen Fragen zum Vorgeplänkel aus Anlass des G-20-Gipfels am 2. April in London vorzugreifen: Bernanke ist mit seiner Ankündigung dem hier vor einer Woche erwähnten ersten Schub zur neuen internationalen Wirtschafts- und Finanzordnung (EU-Gipfel in Brüssel) sozusagen durch den nullten Schub zuvorgekommen. Das sorgt unter den G-20-Ländern bereits jetzt für Missstimmung und Krach. Denn damit haben sich die USA geschickt für den G-20-Gipfel in Position gebracht. Und nachdem das Gastgeberland den Amerikanern in puncto Anleihenkauf durch die Bank von England vorangeschritten ist, bilden die Angelsachsen einen gewaltigen Block, dem weder die Länder des Euro-Raums noch China, Japan usw. etwas Gleichwertiges entgegensetzen können.
Umso mehr habe ich mich gefreut, am vergangenen Mittwoch am Empfang des Frankfurter Wirtschaftsjournalisten-Clubs durch Jan Pieter Krahnen teilgenommen zu haben. Krahnen ist Professor am House of Finance der Goethe-Universität in Frankfurt und berät Kanzlerin Merkel in Sachen Finanzsystem. Hier einige seiner brisanten Aussagen:
"Vor dem G-20-Treffen herrscht große Orientierungslosigkeit. Es gibt drei Kernfragen: Wer soll eigentlich gerettet werden, warum und wie? Vor der Krise hat kaum jemand an den Ernstfall gedacht; man ging davon aus, der Markt sei transparent. Die Aufdeckung der Intransparenz wurde dann zum Auslöser der Krise, und die Verbriefung war ihr Kern, weil die Pflege von Kreditbeziehungen nicht mehr für nötig gehalten wurde. Die Verwirrung ist für die Politik und für die Wissenschaft spürbar. Die Aufsicht hat nicht genug insistiert. Jetzt sagt keiner, wo sich die toxischen Assets befinden. Wir weisen schon lange auf dieses Problem hin, aber es tut sich nichts. Wir sind die einzigen, die eine Risikolandkarte vorgeschlagen haben, aber der Widerstand dagegen ist groß, weil dann das Netzwerk des Finanzsystems transparent würde. Niemand wusste, was ein systemisches Risiko ist. Die Daten für eine systemische Überwachung sind nicht vorhanden. Um das systemische Risiko zu erkennen, brauchen wir eine Risikolandkarte, doch die Theorie dazu müsste erst entwickelt werden. Im Schatten des Bankensystems hat sich ein nicht kontrolliertes größeres System gebildet. Briten und Amerikaner wollen jetzt nicht die Pferde wechseln. Die deutsche Position wird auf sehr, sehr viel Skepsis stoßen."
Zugegeben, ich war ob solch offener Aussagen erst einmal sprachlos, belegen sie doch - zumal aus Sicht eines renommieren Wissenschaftlers mit sehr viel Nähe auch zur politischen Praxis -, wie ernst es wirklich um das internationale Finanzsystem bestellt ist: Die Krise schwelt, flackert auf, schwelt weiter - und die dominierenden Angelsachsen wollen nur den Brand löschen, ohne eine Sprinkleranlage zu installieren, weil sie dann offenbaren müssten, welche Risiken ihr Bankensystem wirklich eingegangen ist. Niemand weiß, ob es sich beim Brandherd nicht sogar um einen Vulkan handelt. Das erklärt auch die irren Sprünge der Anleihenkurse und Edelmetallpreise nach - bei Gold und Silber zusätzlich vor - Bernankes Helicoptereinsatz. Dass z.B. der Goldpreis erst unter 900 Dollar einbrach und dann in ganz kurzer Zeit über 950 Dollar hochschnellte, kann man mit etwas Phantasie zwar als Ergebnis einer gescheiterten Manipulation interpretieren, aber auch als Spiegelbild einer totalen Verunsicherung der Anleger, die sich ja aus Krahnens Aussagen ableiten lässt.
Wie es weiter geht, ist leicht vorherzusagen: So chaotisch wie bisher, allerdings - wegen der zusätzlichen Geldschöpfung - in größerem Umfang. Was Sie in der vergangenen Woche verfolgen konnten, hat Ihnen einen Vorgeschmack auf das gegeben, was noch kommen wird. Dass die Edelmetalle als Sachwerte bzw. Inflationsschutz (neben ausgesuchten Immobilien, dazu in einer Woche mehr) dabei eine zentrale Rolle spielen werden, ist klar. Und Edelmetallaktien auch, zumal es hier neue Konstellationen gibt. So wandert der Rest der bisher noch von Anglo American gehaltenen Anglogold-Aktien nicht von ungefähr in die USA zur Investmentfirma John Paulson, die auch am kanadischen Goldkonzern Kinross beteiligt ist. Und Newmont aus den USA, weltweit Nummer zwei der Branche, flirtet öffentlich mit Barrick, der Nummer eins aus Kanada. Wenn das nicht die Kursphantasie bei allen Edelmetallaktien anregt!

Manfred Gburek, 20. März 2009

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: http://www.gburek.eu/