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Geht die Fed einen Schritt zu weit?

von Angela Göpfert
Am Mittwoch entscheidet die US-Notenbank über ihre weitere Strategie. Marktbeobachter spekulieren darauf, dass die Währungshüter um Fed-Chef Ben Bernanke zur Ultima ratio greifen könnten, um der Krise endlich Herr zu werden. Doch ist das wirklich nötig - und mit Blick auf die Folgen überhaupt noch vertretbar?
Ben Bernanke persönlich steht an der Notenpresse, nimmt die frisch gedruckten Geldscheine mit glänzenden Augen in Empfang und verteilt sie anschließend mit vollen und warmen Händen ans amerikanische Volk. Die Rezession wird bekämpft, die Wirtschaft erholt sich, und alles wird gut. Ginge es nach den Wünschen so mancher Börsianer, dann würde dieser Traum schon ab Mittwochabend Wirklichkeit.

Bank of England mit Vorreiterfunktion
Sie spekulieren darauf, dass die Fed im Anschluss an die Sitzung ihres Offenmarktausschusses bekannt geben wird, sie wolle Staatsanleihen im großen Stil aufkaufen und dies durch die Notenpresse finanzieren. Bereits bei ihrer letzten Sitzung am 28. Januar hatte sich die US-Notenbank zu solch einem Schritt prinzipiell bereit erklärt. Unter einer Bedingung: Die Rahmenbedingungen müssten darauf schließen lassen, dass dies die Situation an den privaten Kreditmärkten auch tatsächlich effektiv verbessern könnte.

Den Beweis hierfür hat nun in den Augen mancher Marktbeobachter die Bank of England (BoE) geliefert: Diese hatte bereits in der vergangenen Woche mit dem Ankauf von langlaufenden britischen Staatspapieren begonnen. Seither sind die Renditen am langen Ende um rund 70 Basispunkte gefallen. Auf dieses Segment des Kapitalmarkts hatten die Geldpolitiker bislang keinen direkten Einfluss.

Das lange Ende im Visier
An dem Vorbild der BoE könnte sich nun auch die Fed orientieren. Zumal sich die Situation am Kreditmarkt seit ihrer letzten Sitzung nochmals verschlechtert hat: Die Rendite für 10-jährige Treasuries stieg um 40 Basispunkte von 2,55 auf 2,94 Prozent! Denn der Markt wurde einerseits mit US-Staatsanleihen regelrecht überflutet - klar, irgendwie muss ja wieder Geld in die Haushaltskasse kommen.

Andererseits hat das Nachfragepotenzial insbesondere vonseiten der asiatischen Zentralbanken erheblich nachgelassen, was zu einem deutlichen Anstieg der Renditen und einer Versteilung der Zinsstrukturkurve geführt hat.

Nullzinspolitik war nur der Anfang
Dass die Fed generell zu alternativen geldpolitischen Maßnahmen bereit ist, das hat sie in der Vergangenheit bereits eindrucksvoll demonstriert. Seitdem nämlich der Leitzins im Herbst praktisch auf Null gefallen ist, ist diese schärfste Waffe der Fed im Abwehrkampf gegen Finanzkrise und Rezession stumpf geworden. Die Fed ist daher auf den Zug des "Quantitative Easing" aufgesprungen. Unter diesem Stichwort werden die teilweise umstrittenen Maßnahmen der Notenbanken subsummiert, die allesamt auf eine Ausweitung der Geldmenge setzen.

So hat die Fed unter anderem bisher kurzfristige Schuldverschreibungen und hypothekenbesicherte Anleihen aufgekauft und so das Finanzsystem mit Liquidität überschwemmt. Und erst am Dienstag startete sie ein Programm namens TALF, mit dem Haushalten und Unternehmen Kredite von bis zu einer Billion Dollar zur Verfügung gestellt werden könnten (siehe dazu unser Clicktool: Das Waffenarsenal der Fed).

"Schärfste Waffe" der Fed
Der Aufkauf von Staatsanleihen wäre somit nur die logische Weiterentwicklung der bisher ergriffenen Maßnahmen. Die Monetarisierung der Staatsschuld wäre aber auch der letzte mögliche Schritt, die Ultima ratio. Es wäre das "letzte und schärfste Mittel im Arsenal der Fed", wie Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner betont.

Dabei ist noch nicht einmal klar, ob die Fed dadurch tatsächlich dauerhaft die Zinsen am langen Ende manipulieren kann. Denn in den steigenden Renditen für länger laufende Staatsanleihen spiegeln sich auch die Ängste der Anleger vor einer massiven Inflation angesichts der hohen Verschuldung des Staates wieder – die Verschuldung aller US-Sektoren ist mittlerweile auf über 400 Prozent des BIP angestiegen. China als größter internationaler Geldgeber hat bereits Bedenken gegen die Defizitpolitik der US-Regierung geäußert und Garantien gefordert für die Bereitschaft der Volksrepublik, weiterhin US-Staatsanleihen in großem Umfang aufzukaufen.

Massive Inflationsgefahr?
Tatsächlich ist die Gefahr einer massiven Inflation oder gar Hyperinflation nicht von der Hand zu weisen. Die Analysten der HSH sehen allein durch die schon ergriffenen unkonventionellen Maßnahmen die Glaubwürdigkeit der Fed und der Währung gefährdet. Die radikale Fed-Politk hat nämlich zu einer drastischen Ausweitung der Geldmenge geführt: Die monetäre Basis ist laut einer offiziellen Statistik auf der Seite der Fed bis Ende Februar 2009 auf 1,6 Billionen US-Dollar angestiegen und hat sich damit binnen Jahresfrist nahezu verdoppelt (siehe unsere Grafik).
Mit dem Kauf von T-Notes durch die Fed würde die Geldmenge weiter anschwellen. Kritiker befürchten, dass die Fed mit dieser Geldschwemme, der realwirtschaftlich nichts gegenüber steht, auf mittlere und längere Sicht eine massive Dollar-Inflationierung herbeiführt. "Die nächste Krise wird eine Währungskrise sein, eine Dollar-Krise", warnt Fairesearch-Chefvolkswirt Eberhardt Unger.

Hält sich die Fed noch mal zurück?
Zumal die Fed zur Bekämpfung der durch das starke Geldmengenwachstum hervorgerufenen Inflation eigentlich rasch auf höhere Zinsen umsatteln müsste. Doch hier dürfte sie nur äußerst zögerlich vorgehen, schließlich würde ein solcher Schritt die Kosten zur Bedienung der Staatsschulden drastisch in die Höhe schnellen lassen. Vor diesem Hintergrund ist die Entstehung einer Hyperinflation nicht auszuschließen, warnen auch andere Experten wie etwa Kornelius Purps von der Unicredit.

Purps erwartet allerdings, dass sich die Fed am Mittwoch voraussichtlich noch zurückhalten und nicht direkt den Aufkauf von Staatsanleihen beschließen wird. "Vielleicht sind auch die ersten Ergebnisse einer anderen Rettungsaktion entscheidend", meint er mit Blick auf das erst am Dienstag gestartete Programm TALF. "Es ist kaum zu erwarten, dass die Fed bereits am nächsten Tag neue Schritte bekannt geben wird", prognostiziert auch Patrick Franke von der Helaba.

Die Fed könnte sich am Mittwochabend also durchaus entscheiden, ihr Pulver noch etwas länger trocken zu halten. Doch um weitere unkonventionelle Maßnahmen führt in der nahen Zuknft unter Umständen kein Weg herum: "Entpuppt sich TALF als Rohrkrepierer, benötigt die Fed dringend ein Alternativprogramm", meint Purps. Auf die Gefahr hin, dass aus dem anfangs zitierten Wunschtraum ganz schnell ein Alptraum werden könnte.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.boerse.ard.de