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Experten sehen besorgt auf EZB-Entscheidung

Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte nach Einschätzung von Ökonomen zur Stützung der Konjunktur den Leitzins im Euroraum auf ein neues Rekordtief senken. Zugleich sehen sie in den massiven Leitzinssenkungen weltweit und den milliardenschweren Konjunkturprogrammen auch ein Problem: Die Inflation könnte steigen, sobald die Wirtschaft wieder an Fahrt gewinnt.

HB BERLIN. Die Gefahr sei, dass die staatlichen Programme nicht mehr rechtzeitig zurückgefahren würden, sagte Commerzbank-Experte Michael Schubert am Mittwoch. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) stehe dabei vor einem Dilemma: Weil Zinsentscheidungen derzeit mit einer Verzögerung von etwa zwei Jahren Auswirkungen auf die Realwirtschaft hätten, müsse sie sehr früh damit beginnen, die Zinsen wieder zu erhöhen. „Diesmal wird es noch schwerer als 2005, und der politische Druck wird noch höher“, betonte er. „Dummerweise kann man das alles heute noch nicht absehen.“
Auch der Chef des Hamburger Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Thomas Straubhaar, hatte vergangene Woche im Gespräch mit Reuters vor massiven Inflationsgefahren gewarnt. Nach 2010 könnten die Preise in Deutschland wieder stärker steigen, und zwar um ungefähr fünf Prozent pro Jahr, sagte er. Davon ist Deutschland und die Euro-Zone allerdings noch weit entfernt: Im Februar zog zwar die Inflation wieder leicht an, sie liegt aber in dem Währungsraum mit 1,2 Prozent weit unter den knapp zwei Prozent, bei denen die EZB Preisstabilität gewährleistet sieht. Das räumt der EZB Spielraum für Zinssenkungen ein. Experten gehen davon aus, dass die Notenbanker den Leitzins am Donnerstag auf das historische Tief von 1,5 Prozent herabsetzen werden.
In den kommenden Monaten dürfte sich der Rückgang der Teuerungsraten fortsetzen; im Sommer halten EZB-Banker und Experten sogar fallende Preise für möglich. Sorgen vor einer Deflation müsse man sich deswegen nicht machen, erklärte der Bankenverband in seiner Konjunkturprognose. Die expansive Geld- und Fiskalpolitik spreche dagegen, dass sich fallende Preise und eine rückläufige Nachfrage aufschaukeln und die Wirtschaft immer weiter in die Rezession stoßen. Auch der starke Druck auf die Energiepreise werde nicht von Dauer sein, betonte der Verband.
Derzeit seien aber die Gefahren einer Deflation größer als die einer Inflation, sagte Dekabank-Volkswirt Karsten Junius: „Ohne Nachfrage kriege ich keine Inflation hin.“ Auch die staatlichen Milliardenhilfen zum Anschieben der Konjunktur reichten nicht aus, die Kapazitäten wieder voll auszulasten. Allerdings könne es dazu kommen, dass in einigen Bereichen die Preise wegen der höheren staatlichen Nachfrage und deswegen knapper Ressourcen stiegen. Bis Mitte 2010 habe die EZB daher noch Luft, sagte Junius. „Dann sollte aber die EZB zu Zinserhöhungen übergehen, um die Inflationserwartungen in Zaum zu halten.“
Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte zur Stützung der Konjunktur am morgigen Donnerstag den Leitzins im Euroraum auf ein neues Rekordtief senken. Ökonomen der Banken erwarten eine Verminderung um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte einen solchen Schritt nach der EZB-Ratssitzung im Februar angedeutet. Auch die Bank von England dürfte am Donnerstag den Leitzins erneut senken, auf voraussichtlich 0,5 Prozent.
Um die Wirtschaft in der Krise wieder anzukurbeln, hat die EZB den Leitzins, der seit dem Juni 2000 bei 4,25 Prozent stand, Mitte Oktober 2008 auf 3,75 Prozent gesenkt. In schneller Folge verminderte sie im November, Dezember und Januar den Satz weiter auf zuletzt zwei Prozent. Im Februar behielt sie den Satz bei. Trichet sagte allerdings, zwei Prozent seien „nicht das niedrigste Niveau“, auf das sich die EZB festlegen werde. Erleichtert wird aus Sicht der Zentralbanker eine weitere Senkung durch die niedrige Inflationsrate.
Bankökonomen wie die Volkswirte der Commerzbank und der Dekabank rechnen freilich nach der für Donnerstag erwarteten Zinssenkung noch mit weiteren Schritten. Sie sagten voraus, der Leitzins dürfte noch bis auf 1 Prozent sinken, damit aber den Tiefpunkt erreicht haben, da sich viele Ratsmitglieder in den vergangenen Wochen gegen eine Nullzinspolitik ausgesprochen hätten. Auch der Bundesverband Öffentlicher Banken sagte eine Leitzinssenkung 1,5 Prozent und später auf 1 Prozent voraus.
“Noch hat die Europäische Zentralbank Spielraum nach unten bei den Notenbank-Zinssätzen“, sagte der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater, im Gespräch mit Handelsblatt.com. Sie bereite sich aber „auf eine lange Phase vor, in der die Banken ihrer Kreditversorgungsaufgabe nicht ausreichend nachkommen können“, fügte er hinzu. Noch sei auch der Mangel an neuen Krediten in Euroland bei weitem nicht so spürbar wie in den Vereinigten Staaten, erläuterte Kater. Doch auch hierzulande stehe das Bankensystem noch vor „gewaltigen Reparaturaufgaben“, während der Betrieb nur eingeschränkt möglich sei. Eine „quantitative Lockerung“ hält der Ökonom für möglich, sobald die Konjunktur im kommenden Jahr nach den Konjunkturimpulsen wieder Schwächeanfälle bekommen sollte.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Handelsblatt.com