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Welthandel rauscht in den Keller

von Birgit Marschall und Ulrike Heike Müller (Berlin)

Der weltweite Handel mit Waren und Diensten ist so stark eingebrochen wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Nachfrageschwund trifft vor allem die Exportnationen hart.
"Er ist regelrecht kollabiert", sagte Uwe Angenendt, Chefvolkswirt der BHF-Bank in Frankfurt. Noch nie in der Nachkriegszeit - seitdem sammeln Statistiker die Daten - habe es gleichzeitig in allen Regionen der Welt einen so starken Rückgang beim Warenaustausch gegeben wie seit dem vierten Quartal 2008.
Besonders stark betroffen vom Zusammenbruch der weltweiten Nachfrage sind die klassischen Exportländer Deutschland, Japan und China. "Das Markante ist, dass das verarbeitende Gewerbe und die Hersteller von Investitionsgütern und Autos momentan besonders stark leiden", sagte Heiner Flassbeck, Chefvolkswirt bei der Uno-Organisation für Welthandel und Entwicklung (Unctad).
Japan schockierte am Mittwoch mit neuen Außenhandelsdaten: Danach sanken die japanischen Exporte im Januar um 10,4 Prozent gegenüber dem Vormonat und sogar um knapp 46 Prozent gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres. Schon im November und Dezember fielen Japans Exporte im Vormonatsvergleich mit zweistelligen Prozentraten.
Auch Auftragseingänge, Industrieproduktion und Ausrüstungsinvestitionen befinden sich weltweit seit Herbstbeginn im freien Fall. Ökonomen begründen dies mit der Beschleunigung der Finanz- und Konjunkturkrise nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im September. Die ohnehin schwelende Krise habe sich dadurch potenziert, die Verunsicherung der Investoren weltweit stark zugenommen. Der Beinahestaatsbankrott Islands im Oktober tat ein Übriges. Vor allem die Schwellenländer leiden seither unter einem massiven Vertrauensverlust der Kapitalgeber und der Handelspartner.
Japans Wirtschaftsleistung, die bislang zu mehr als der Hälfte vom Export getragen war, muss besonders hohe Einbußen hinnehmen. Durch die jüngsten massiven Aufwertungen des Yen haben sich die Exporte verteuert; der Einbruch der Auslandsnachfrage hat sich dadurch noch beschleunigt. Experten erwarten nun drastische Rückgänge beim Bruttoinlandsprodukt (BIP). Schon im vierten Quartal dürfte Japans Wirtschaftsleistung um drei Prozent geschrumpft sein, mindestens die gleiche Größenordnung erwarten Ökonomen für die ersten drei Monate 2009.
Auch in Deutschland lässt der Exporteinbruch das Wirtschaftswachstum schrumpfen. Im letzten Vierteljahr 2008 sank das BIP um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch bestätigte. Die Ausfuhren sackten um 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal ab und um 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die deutsche Wirtschaft verzeichnete damit den stärksten Exporteinbruch seit 15 Jahren.
Der Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) prognostiziert für das Gesamtjahr einen Exportrückgang um acht Prozent. Das wäre der größte Rückgang seit Bestehen der Bundesrepublik und der erste überhaupt seit 1993.
Infolge der starken internationalen Vernetzung gehe der Außenhandel derzeit deutlich rascher zurück als die Produktion, sagte Georg Koopmann, Handelsexperte beim Hamburger HWWI-Institut für Wirtschaftsforschung. Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW) erwartet im Jahresschnitt 2009 einen Rückgang der weltweiten Exporte um etwa zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr, sagte dessen Außenhandelsexperte Klaus-Jürgen Gern. Der Negativtrend werde sich im ersten Halbjahr 2009 fortsetzen, bevor im Sommer die erhoffte leichte Stabilisierung einsetze. Die Kieler und Hamburger Forscher setzen auf die massiven staatlichen Konjunkturhilfen.
Stärker als die Industrieländer leiden derzeit die Schwellenländer unter dem Einbruch der Auslandsnachfrage. Hier spielten Finanzierungsprobleme eine besondere Rolle, sagte IfW-Experte Gern. Außenhändler in den aufstrebenden asiatischen Volkswirtschaften bekämen von den Banken keine Bürgschaften - vor allem Akkreditive - für ihre Ausfuhren mehr. Sofern die Bankenrettungspakete funktionieren, sollte auch die Finanzierung wieder laufen, sagte Gern. "Dann kommt der Handel hoffentlich zurück." Einen wesentlichen Grund für den Einbruch des Handels sieht Unctad-Chefökonom Flassbeck in der "dramatischen Veränderung aller relativen Preise". Er betonte vor allem die jüngsten Aufs und Abs bei Rohstoffpreisen und Wechselkursen. Unternehmer seien deshalb sehr verunsichert. "Wer noch investieren will, der wartet, bis sich der Staub gelegt hat", sagte Flassbeck, der unter Oskar Lafontaine Ende der 90er-Jahre Staatssekretär im Bundesfinanzministerium war.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.ftd.de