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Hedgefonds frieren Kundengelder ein

Immer mehr Hedgefonds frieren das Geld ihrer Kunden ein. Die laufen dagegen Sturm. Auch deutsche Privatanleger und Versicherte sind betroffen.

Eine Dreiviertelstunde vor der Anhörung des Finanzausschusses im britischen Unterhaus taucht Chris Hohn auf, der Gründer des Hedgefonds TCI, ein gefürchteter Aktivist und Großaktionär der Deutschen Börse. Im marineblauen Anzug von der Stange geht er rasch mit zwei Begleitern den Gang entlang. 15 Minuten später schlendert Douglas Shaw vom Fondsriesen Blackrock vorbei, allein, mit einer kleinen Aktentasche. Auf der Straße würde er glatt als Buchhalter durchgehen. Paul Marshall, Mitbegründer des Hedgefonds Marshall Wace, dagegen rückt mit einer Phalanx von Beratern an.

Hedgefonds-Vermögen sind dramatisch geschmolzen

An diesem grauen Wintertag ist Demut geboten. Die sonst so selbstbewussten „Hedgies“ geben sich unterwürfig und sagen, sie seien selbst zum Opfer geworden: „Den Hedgefonds-Managern die Schuld für die Bankenkrise zuzuschieben ist so, als wenn man die Passagiere für den Busunfall verantwortlich macht“, sagt Marshall.
Als Passagiere im zerbeulten Unfall-Bus fühlen sich derzeit aber vor allem die Hedgefonds-Kunden: Sie wollen raus – aber nun geht die Tür nicht auf. Manager wie Kenneth Griffin von Citadel oder Philip Falcone von Harbinger Capital reagieren auf die Krise, indem sie Kundenkapital einfrieren. Hohn musste vor dem Ausschuss einräumen, dass das von ihm verwaltete Vermögen inzwischen auf 9,5 Milliarden Dollar geschrumpft ist – früher waren es über drei Milliarden Dollar mehr. Seine Investoren mussten sich von Anfang an verpflichten, ihr Geld auf mindestens drei oder fünf Jahre festzulegen.

Beschränkte Kapitalrücknahme

Die meisten Fonds aber nutzen jetzt erst Klauseln in ihren Prospekten, mit denen sie Kapitalrücknahmen auf 10 oder 20 Prozent des Kapitals beschränken können; weitere Anleger müssen bis zum nächsten Kündigungstermin warten. Auch Blackrock hat am 16. Februar die Anteilsrückgabe beim Dach-Hedgefonds Absolute Return Strategies beschränkt, nachdem der in London gelistete Fonds seit dem Start im April 2008 fast die Hälfte des Börsenwerts eingebüßt hat. Blackrock verweist darauf, immerhin eine eingeschränkte Rückgabemöglichkeit zu bieten, obwohl die Gesellschaft hierzu nicht verpflichtet sei.
Massenhaft sitzen Investoren in Hedgefonds fest. Andrew Baker, Leiter des Branchenverbandes Alternative Investment Managers Association (AIMA), schätzt, dass bis zu 40 Prozent der etwa 1000 von London aus verwalteten Einzelfonds sogenannte Sperren („Gates“) gegen den Abzug von Kundengeldern verhängt haben. Die Sperren seien ein Schutz für verbleibende Investoren, sagt ein Berater für Hedgefonds-Investments bei einer deutschen Privatbank, „damit nicht die verbleibenden Anleger auf den illiquidesten Werten sitzen bleiben“.
Sperren zum Schutz der Anleger: Das kommt bei den Beschützten gar nicht gut an. „Jeder will derzeit Geld – und es ist unangenehm, darauf zu verzichten“, räumt der Banker ein. Die Konsequenz: „Die Kunden sind echt wütend“, sagt der für Hedgefonds-Investments zuständige Manager einer anderen deutschen Bank. „Sie haben in der Finanzkrise viel Geld verloren. Hedgefonds bewahrten sie teilweise vor Verlusten – doch jetzt, da sie Cash brauchen, bekommen sie es nicht.“ Noch dazu habe der Madoff-Betrugsskandal Investoren verunsichert. „Die Leute haben Angst, dass die Hedgefonds-Branche ein Problem hat und es mehr Betrug gibt“, sagt er. Diese Angst wächst durch den neuen Skandal um Stanford Financial.

Deutsche Anleger sind über Dachfonds investiert

Die Branche kämpft ums Überleben und – verprellt dabei ihre Kunden. Trotz der Sperren schrumpfte das in Dollar gerechnete verwaltete Vermögen der Hedgefonds weltweit durch Verluste und Mittelabflüsse im zweiten Halbjahr 2008 von 1900 Milliarden auf rund 1200 Milliarden Dollar, schätzt die Bank Morgan Stanley; im laufenden Jahr könne das Kapital auf 750 Milliarden Dollar sinken.
In Deutschland dürfen Privatanleger nur über Dachfonds in die Branche investieren. Die haben ebenfalls die Möglichkeit, Kundengelder zu sperren. Doch bislang machen die fünf deutschen Dach-Hedgefonds-Anbieter von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch, ergab eine Umfrage der WirtschaftsWoche. Viel Geld ist ohnehin nicht mehr in den nach der Reform des Investmentgesetzes 2004 aufgelegten Fonds, viele Gesellschaften schließen sie daher wieder. So zum Beispiel Union Investment oder die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS, die noch 2004 eine Milliarde Euro mit Hedgefonds einsammeln wollte. Im DWS-Dach-Hedgefonds sind gerade noch 5,9 Millionen Euro, er wird im Mai abgewickelt.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.wiwo.de