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Ein Interview mit einem Meister der Zyklen

Teil I dieses Interviews wurde am 09. August 2008 auf » www.clifdroke.com veröffentlicht; Teil II (Auszug) am 27. Januar 2009.

Seit Langem bin ich ein Bewunderer der zyklischen Aktienmarkanalyse eines Samuel J. "Bud" Kress, Eigentümer von SJK Capital und Herausgeber des auf Zyklen basierenden Ratgebers SineScope.

Sein ganzes Arbeitsleben verbrachte Kress in Aktienmarkt-Business, entweder an der Wall Street oder später dann als unabhängiger Analyst/ Trader. Wenn Ihnen der Name Kress bekannt vorkommt, dann liegt es vielleicht daran, dass Sie sich an eine Tante-Emma-Ladenkette S.H.Kress & Co erinnern, die einst das Land durchzog. Der Gründer dieser Kette war Samuel H. Kress - Buds Großvater.

Während meiner zehnjährigen Bekanntschaft mit Herrn Kress, habe ich das Privileg gehabt, von seiner Entdeckung zu lernen - einer bemerkenswerten Reihe von Wochen- und Jahreszyklen. Diese Zyklen (ich habe mir angewöhnt, sie Kress-Zyklen zu nennen) weisen eine erstaunliche Korrelation zueinander auf und gründen auf der Fibonacci-Sequenz. In den letzten Jahren wurden mit ihnen nicht nur die großen Wendepunkte in den Finanzmärkten und in der Wirtschaft akkurat identifiziert, die Kress-Zyklen sehen zudem für die kommende Zeit, besonders für die Jahre 2010 - 2014, eine Periode großer Veränderungen für den US-Aktienmarkt und die US-Wirtschaft voraus.

Unter Benutzung seines Zyklensystems identifizierte Herr Kress korrekt das Markthoch von 1999/ 2000 und ebenso das Ende des Bärenmarktes 2002/2003. In jüngster Zeit hatte Kress den Höhepunkt des Aktienmarktes für das Jahr 2007 ausgemacht und er wartet jetzt auf den baldigen Beginn eines neuen zyklischen Bullenmarktes. Kress veröffentlichte kürzlich eine "Sonderausgabe" seiner SineScope-Schriften, die fünfte innerhalb von 10 Jahren. Jede vorhergehende Sonderausgabe eröffnete neue Einblicke, hinsichtlich seiner Vorhersagen für den Aktienmarkt, welche sich bisher als akkurat herausgestellt haben. Die letzte Sonderausgabe ist vielleicht die bisher wichtigste gewesen, und vor diesem Hintergrund habe ich mich entschlossen, ein Interview mit dem Autor zu arrangieren. Kress war freundlich genug, mir mein Interview zuzusagen, in dem es über seine Arbeit mit Zyklen und den Ausblick auf US-Investitionen und Wirtschaft in der absehbaren Zukunft gehen sollte. Zudem teilte er mir seine längerfristigen Prognosen für Gold und Rohstoffe mit.

C: Wie verlief Ihr Einstieg ins Business und bei welchen Brokerfirmen arbeiteten Sie?

Kress: Gleich nach dem Studium, Mitte der 60er, habe ich angefangen. Ich ging zu Smith, Barney & Co., die zu dieser Zeit die erste Adresse unter den Forschungs- und Beratungsunternehmen für Investmentbanken und Institutionelle waren. Vor 1970 ging ich zu Faulkner, Hawkins and Sullivans als Institutional Representative. Zu dieser Zeit hatte ich den Posten auch bei Donaldson, Lufkin & Jenrette, bei den besten "Special-Situation-Firmen". Später öffnete ich mich auch institutionellen Käufern, wodurch aber mein Aufgabenbereich, der eines Institutional Rep., zu einer bloßen Verbindungsstelle im größeren Geschäft degradiert wurde. Ich entschloss mich also zu wechseln. Ich ging dann zu Kidder, Peabody & Co., um für die Privatanlegerseite zu arbeiten. Das fand ich dann bestürzend, denn eigentlich wird man als Institutional Rep. nach dem Umfang der Arbeit bezahlt und weniger nach der Geldmenge, die man für einen Kunden gemacht hat.

C: In der Einleitung Ihrer letzten Publikation verweisen Sie auf die Überlegenheit der Marktanalyse im Vergleich zur Fundamentalanalyse. Wann genau haben Sie in Ihrer Karriere entdeckt, dass ein technischer Ansatz für den Aktienmarkt der beste ist?

Kress: Es war das Bauchgefühl; es sagte mir, dass die Fundamentalanalyse ein reaktionärer, verlustanfälliger Ansatz in Bezug auf Werte war und dass solide Marktanalyse vorausschauend ist und einen Mehrwert für Investoren oder Trader bringen kann. Ich lernte eine Person kennen, die Marktanalyse betrieb. Dabei entstand das Interesse, mich diesem Gebiet selbst zu widmen. Anfang der 1980er verließ ich den Brokersektor und ging zu einer Leasingfirma, die Computer an Großkunden verleaste und dabei Steuersparmodelle ausnutzte. Während meiner Zeit in dieser Firma begann ich, eine Spezialmethode für Marktanalyse zu entwickeln. Als sich die Steuergesetzgebung änderte, verließ ich die Leasingfirma Anfang der 1990er und arbeite ausschließlich an der Entwicklung von SineScope [Kess eigene Zyklenmethode für den Handel am Aktienmarkt]. Nach jahrelangem Trial-and-Error-Verfahren habe ich die Methode schließlich im letzten Jahr zur Vollendung bringen können.

C: Wie sieht es mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis aus? Viele Fundamentalanalysten schwören darauf. Messen Sie diesem Verhältnis irgendeine Bedeutung zu?

Kress: Gewinne sind ein Spätindikator. Preise sind ein führender Indikator für Wendepunkte bei den Gewinnen, daher können sie also Vorhersagewert besitzen. Der eigentliche Schlüssel zum Ganzen ist die Bestimmung von Preisumschwüngen. Dies geschieht wiederum durch die mathematische Bestimmung von Zyklen auf Grundlage des Fibonacci-Systems. Mathematik, die präziseste Sprache überhaupt, erlaubt es dem Markt, zu zeigen, was er gerade macht.

C: Was ist die Philosophie hinter Ihrer Zyklenmethode und wie wenden Sie diese auf den Aktienmarkt an?

Kress: Ich glaube, die natürlichen Kräfte übertreffen die vom Menschen geschaffenen Kräfte, und ich glaube, dass alles in zyklischer Form verläuft. Der Markt macht hier keine Ausnahme. Zyklen sind ein natürliches Phänomen und stehen für das Naturgesetz, das besagt, dass alles, was steigt auch fallen muss. Das ist ein ganz rudimentärer Zyklus. Die Abweichungen der Zyklen werden durch eine grundlegende mathematische Sequenz gemessen, die die natürliche Ordnung allgemeingültiger Abläufe offen legt.

C: Was liegt den Marktzyklen zugrunde?

Kress: Die Mathematik gilt als die präziseste Sprache. Daher sind mathematisch darstellbare Zyklen ein geregelter Kanal, durch den der Markt die Ausrichtung seines Verhaltens anzeigt. Meine Methodik verfolgt eigentlich den kleinsten gemeinsamen Nenner - nämlich die Zeit. Ich glaube, der Markt an sich ist das ultimative, bestimmende Urteil. Versteht man diese Zyklen, können die Sequenzreihen auf Jahresbasis, zu Investitionszwecken, wie auch auf Wochenbasis, für zwischenzeitlich orientierte Trader, angewendet werden.

C: Stimmt es, dass Sie den Fibonacci-Folgen große Bedeutung bei Ihrer Arbeit mit Zyklen beimessen?

Kress: Ja. Lassen Sie mich nur ein Beispiel für die Wichtigkeit der Fibonacci-Sequenz nennen. Ein Kartenspiel ist ähnlich wie ein Jahr aufgebaut: 52 Karten (Wochen), vier Farben (Jahreszeiten), 13 Karten pro Farbe (Wochen innerhalb einer Jahreszeit). Die nummerierten Karten beginnen mit der Zahl Zwei, der ersten Primzahl, und enden mit der Zahl 10 - einer Dekade. Die Breite eines herkömmlichen Kartenspiels beträgt 5/8 der Länge (zwei Fibonacci-Zahlen) - der Anfang des 62%-Odd-Infinitum-Verhältnisses. Die Fibonacci-Numerologie kommt in verschiedensten Lebensbereichen deutlich zum Ausdruck. Wann immer ein Bärenmarkt einsetzt oder die Wirtschaftsleistung zurückgeht, setzen die Schuldzuweisungen ein. Das ist jedoch zwecklos, denn "alles steht in den Karten".

C: Über die Jahre habe ich mitbekommen, dass Sie sehr gerne die Änderungsrate (Momentum) bei den neuen 52-Wochen-Hochs und -Tiefs benutzen, um Ihre Zyklen hinsichtlich der zeitlichen Festlegung von Marktwendepunkten abzugleichen. Sie haben ein Tool mit dem Namen "HILDEX" entwickelt, um diese Wendepunkte zu bestimmen. Warum sind die neuen Hochs und Tiefs so wichtig?

Kress: Die neuen Hoch und die neuen Tiefs sind wichtig, weil sie darstellen, wie zunehmende Geldmengen das Gleichgewicht in der Angebot-Nachfrage-Rechnung von Aktien verschieben. Ich habe diesen Indikator entwickelt, um die Wendepunkte der Zyklen zu bestätigen. HILDEX beinhaltet zwei Komponenten mit dem jeder einzelne Zyklus verfolgt wird. Die erste nennt sich die Umkehrkomponente und mit ihr wird der Tag eines zyklischen Tops bestätigt - mit plus/ minus 1-2 Tage Standardabweichung. Die zweite Serie hat eine direktionale Komponente, die den zwischenzeitlichen Trend verfolgt. Sie beinhaltet auch eine längerfristige Komponente oder die Tendenzkomponente. Wie der Name schon andeutet, verfolgt die Tendenzkomponente die dem Markt zugrunde liegende Tendenz [längerfristig]. Wenn die direktionale Komponente umdreht und die Tendenz durchbricht, dann bestätigt sich ein Bullen- oder Bärenmarkt, je nach dem. Diese Komponenten basieren alle auf der Differenz zwischen den NYSE-Zahlen für neue 52-Wochen-Hochs minus der Tiefs. Der Indikator ist so gebaut, dass er die täglichen gleitenden Durchschnitte auf Grundlage der Fibonacci-Sequenz benutzt und diese mit den gerade zu betrachtenden Zyklen abgleicht.

C: Anfang dieses Monats haben Sie eine Sonderausgabe des SineScope veröffentlicht, sie trägt den Titel "Die Endjahre des Großen Bullen: 2009-2011". Sie enthält eine beunruhigende Warnung für die Jahre 2012-2014. Könnten Sie das bitte weiter ausführen.

Kress: Der Begriff "Groß“ wurde hier gewählt, da es sich um die Zusammenkunft aller Zyklen handelt. Er hat eine Laufzeit von 120 Jahren und ich nenne ihn den revolutionären Zyklus. Eine Revolution findet immer dann statt, wenn der Zyklus seine Talsohle erreicht hat; das verändert dann die drei grundlegenden Bereiche, durch die unser Leben bestimmt wird: den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereich. Die erste Revolution, die unser Land erlebte, war eine politische, da es in den 1770er Jahren zum Krieg kam. Amerika wurde befreit, es wurde von einem besetzten zu einem unabhängigen Gebiet. Zur zweiten kam es Mitte der 1890er Jahre, als Amerika von einer landwirtschaftlich dominierten Ökonomie zu einer industriellen Ökonomie überging. Das war eine ökonomische Revolution.

Die nächste Talsohle des 120-Jahre-Zyklus steht für das Jahr 2014 an. Da der dritte Bereich noch aussteht, müsste es sich bei der kommenden Talsohle um eine soziale Revolution handeln. Die drei Endjahre vor Erreichen der Talsohle sind, aus historischer Sicht, verhängnisvoll, da sie eine Depression und einen zerstörerischen Krieg beinhalten. Da sich die Geschichte "immer wiederholt" und es bisher noch kein Beispiel gab, das diese Regel außer Kraft gesetzt hat, wird das für die Jahre 2012, 2013 und 2014 schwere und weitreichende Folgen haben. Das ganze Spektrum an potentiellen Folgen ist zu breit, als dass man es hier darstellen könnte, aber in der Sonderausgabe wird darauf eingegangen.
C: Wenn man als Investor mit Ihren Schlussfolgerungen hinsichtlich des 120-Jahre-Zyklus übereinstimmt, was wäre dann die beste Strategie für die kommenden Jahre?

Kress: Die Antwort ist sehr einfach und direkt. Liquidieren Sie im Jahr 2011 alle konventionellen Aktien, wenn sich die Märkte in einer stärkeren Phase befinden. Ungeachtet des negativen Potentials, das während der Jahre 2012-2014 besteht, können Fonds zu 100% in Anspruch genommen werden, sie können Gewinne abwerfen. Die alten Generäle jedoch, die die Kriege des vergangenen halben Jahrhunderts ausgefochten haben und der "Kaufen-und-Halten-Philosophie" anhängen, werden wohl ihre geistige Haltung ändern müssen. Ich habe so meine Probleme mit dieser Herangehensweise, denn langfristig betrachtet, sind wir alle tot. Es scheint so, als sei dies ein rationaler Euphemismus für die Unfähigkeit, zwischenzeitliche Risiken zu managen und zu vermeiden: Es wird darauf gewartet, dass der Markt die Verluste der Investoren wieder gut macht.

C: Was ist mit Investoren, die laufende Einkünfte wollen?

Kress: Wenn laufende Einkünfte benötigt werden, dann muss es AAA-Qualität sein. Aber wie hoch sollte die maximale Laufzeit sein? Im Aktiensegment darf man für den Zeitraum 2012-2014 nur drei Vehikel haben: Dynamische S&P-Index-Inverse-Fonds, Gold ETFs und S&P Index-Optionen. Die prozentuale Gewichtung zwischen Schulden und Aktien, wie auch innerhalb des Aktiensegments, kann durch individuelle Risiko/ Nutzen-Positionen festgelegt werden.

Interview mit einem Meister der Zyklen (Teil II)

Nach unseren letzten Interview im August ist Herr Kress so freundlich gewesen, mir ein weiteres Interview zuzusagen, in dem es über seine Arbeit mit Zyklen und den Ausblick auf US-Investitionen und Wirtschaft in der absehbaren Zukunft gehen sollte. Zudem teilte er mir seine längerfristigen Prognosen für Gold und Rohstoffe mit.

C: Im letzten Interview sprachen wir über Ihre letzte Sonderausgabe "Die Endjahre des Großen Bullen: 2009-2011". Darin erwähnten Sie, dass Amerika liquidiert werde und in ernsthaften Schwierigkeiten sei. An erster Stelle stehen hier die langfristigen Zyklen: Sie warnen vor einem einmaligen Tsunami, der innerhalb von drei Jahren auftritt, zwischen 2012-2014. Was das Engagement an den Aktienmärkten betrifft, erwähnten Sie, dass die traditionelle Ausrichtung "Kaufen-und-Halten", wie sie bei langfristigen Fundamentalinvestoren vorherrscht, nicht mehr gültig ist. Die alten Generäle, so meinten Sie, müssen sich zwischenzeitlich orientieren, um Kapitalerträge zu bekommen. Hat sich Ihre Position seit dem letzten Interview in irgendeiner Hinsicht entscheidend verändert?

Kress: Keinesfalls. Sie bestätigt sich immer mehr. Schauen wir einen Augenblick zurück auf die erste Sonderausgabe, die vor ca. 10 Jahren erschienen ist. In ihr ging es um das Erreichen des Hochs des Superbullenmarktes - das Hoch der wirtschaftlichen Expansion nach Ende des 2.Weltkrieges. Ich hatte dieses Top als das Endhoch bezeichnet, das für die einige Jahrzehnte potentiell nicht mehr überschritten wird. In dieser Ausgabe ging es um einen Bärenmarkt, der bis 2002 andauern sollte.

Die Sonderausgabe des letzten Jahres zeigte die langfristigen Zyklen. Sie zeigt zudem auf, wie diese Zyklen einen schweren und einmaligen Markteinbruch und auch die ökonomischen Zerstörungen in den Jahren 2012-2014 mit sich bringen werden. Es ging darum, dass der klassische Boom-Bust-Kreditzyklus seine Spitze erreicht hatte und wir uns jetzt in der absteigenden Phase befinden, einer Phase der Deflation, auf die eine Depression folgt. Bei der derzeitigen Rezession könnte es sich nur um einen Warnschuss handeln. Die bespiellose Volatilität der letzten Zeit ist die natürliche Äußerung der zugrunde liegenden wirtschaftlichen Instabilität. Die nächsten drei Jahre, 2009-2011, müssten mit großen Handelspannen aufwarten, bevor sich der potentielle Tsunami im Jahr 2012 anschließt.

C: Wie ich gehört habe, wollen Sie in den kommenden Monaten eine Sonderausgabe VII mit dem Titel "Letzte Chancen: 2009." Können Sie vorab eine kleine Zusammenfassung des Inhalts geben?

Kress: Die Prognosen der Sonderausgabe VI werden erneut betrachtet, es wird darum gehen, wo wir aktuell stehen. Es wird einen Index geben, der das Ausmaß der Verschlechterungen während der Jahre 2012-2014 untermauert. Innerhalb der angesprochenen Handelspanne 2009-2011 wird für jedes Jahr der wahrscheinlichste Zeitrahmen für das Jahreshoch und das Jahrestief angegeben - wobei bis zum Jahr 2012 immer niedrigere Hochs im S&P erreicht werden. Der Titel der Sonderausgabe spielt auf das 2009er Hoch als letzte Chance an, um sein Portfolio für den darauf folgenden Tsunami zu positionieren.

C: Zusätzlich zu den Jahreszyklen für die langfristigen Investoren verfolgen Sie auch die Wochenzyklen für die zwischenzeitlich orientierten Teilnehmer. Können Sie das weiter ausführen?

Kress: Seit einigen Jahren kann man auf zahlreiche Fonds und ETFs für Bullen- oder Bärenmärkte zurückgreifen, wodurch Händler die Möglichkeit haben, kontinuierliche Gewinne zu machen, ungeachtet der Richtung des Marktes - ob er nun steigt oder fällt. Die zwischenzeitlichen Umkehrungen bergen das Potential für den Einsatz dieser innovativen Vehikel. Meine Wochenzyklen bestimmen die innerhalb eines Jahres auftauchenden Umkehrpunkte. Man braucht keine großen Unternehmen zu kaufen, außer es handelt sich hier um einzigartige, kleinere Unternehmen mit außergewöhnlichem Potential, da die Gesamtgewinne aus zwischenzeitlichem Trading deutlich höher liegen können als die längerfristigen Gewinne mit großen Unternehmen. Der alte General, der weiterhin den alten Krieg ausfechtet, hat während der letzten 11 Jahre einen 0%igen Ertrag aus seinem Kapital bekommen. Wenn man die Entwertung des Dollars mit einrechnet, dann bleiben einem solchen alten General unterm Strich noch 0,70 $ für jeden investierten Dollar.

C: Kommen wir kurz auf Rohstoffe zu sprechen. Sie bezeichnen die von Kondratieff entdeckte lange Welle bei den Rohstoffpreisen als “K-Welle“ anstatt als Zyklus. Hat Ihr 60-Jahre-Zyklus irgendeine Verbindung zur Kondratieff-Welle?

Kress: Aber natürlich hat sie das. Die K-Welle kann überall zwischen 40-80 Jahren liegen - im Durchschnitt bei 60 Jahren. Der 60-Jahre-Zyklus korreliert mit der durchschnittlichen K-Welle. Der 60-Jahre-Zyklus ist von wirtschaftlicher Bedeutung. Bei jedem Zyklus entsprechen die letzten 25% einer Abwärtsphase. Für den 60-Jahre-Zyklus sind das 15 Jahre. Fünfzehn Jahre von 2014 ergibt 1999, das Jahr, in dem wir das Endhoch erreichten. Der 60-Jahre-Zyklus hat vier Jahreszeiten wie die K-Welle: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Wir haben gerade die Hälfte des Winters des 60-Jahre-Zyklus überschritten; das zeigt, dass die Deflation letztes Jahr begonnen hat und bis in das Jahr 2011 weiter bestehen müsste. Und dann beginnen die drei “Hard-Down“-Depressionsjahre von 2012-2014.

C: Können Sie aufgrund Ihres historischen Wissens über Märkte und Zyklen einige generelle Aussagen über die langfristige Zukunft des Goldpreises machen?

Kress: Ich verfolge Gold nicht Jahr für Jahr. Aber im Allgemeinen gibt es zwei Gedanken, die man unbedingt beherzigen muss. Es gibt überhaupt nur zwei Phasen, in denen man Gold kaufen sollte. Erstens kauft man Gold angesichts einer Hyperinflation, weil es dann die ultimative Absicherung ist. Eine Hyperinflation begann in den späten 60er Jahren bis 1981; über 15 Jahre stieg Gold von 35 $ auf ca. 800 $ pro Unze. Die zweite Phase, in der man Gold kaufen sollte, ist angesichts eines Wirtschaftskollapses etc., weil es dann das ultimative Wertaufbewahrungsmittel ist. Nachdem Gold 1981 - als die Hyperinflation endete und die Disinflation begann - seine Spitze erreicht hatte, kam es im Jahr 1999 in der Talsohle bei 250$ pro Unze an; das war zu Beginn des ökonomischen Winters. Seitdem ist es gestiegen. In den kommenden Jahren, wenn der Wirtschaftskollaps ansteht, müsste es schneller steigen. Hätten wir von hier aus auch nur einen Teil des Anstiegs, den es zwischen "66 und "81 gab, wird Gold astronomische Preise erreichen.

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die "Kaufen-und-Halten-Mentalität" der langfristigen Fundamentalinvestoren bei konventionellen Aktien als gewinnbringend herausgestellt. Aber mit den revolutionären Veränderungen zur Jahrtausendwende ist das etwas fürs Museum geworden. Um dies zu ersetzen, wird Gold konsequenterweise als zeitgenössisches Äquivalent auftreten und man sollte seine langfristigen Goldpositionen behalten und diese Positionen bei zwischenzeitlichen Korrekturen aufstocken. Aufgrund der innovativen Vehikel, die seit einigen Jahren verfügbar sind, kann man, ohne physisches Metall kaufen zu müssen, an Gold-ETFs teilhaben.

C: In Bezug auf die harten Zeiten, die Sie anhand Ihrer Zyklen prognostizieren: Welche US-Staaten werden Ihrer Meinung nach relativ unbeschadet aus diesem ökonomischen Chaos der kommenden Jahre hervorgehen?

Kress: Ich denke, die landwirtschaftlich dominierten Staaten, die mit einem minimalen Anteil am industriellen Sektor, werden vergleichsweise am besten abschneiden. Staaten wie Iowa, South Dakota und Wyoming, die quasi keine industrielle Basis haben aber hauptsächlich mit der Produktion der essentiellen Rohstoffe für Nahrungsmittel beschäftigt sind, dürften dem Chaos entkommen. Haben Sie etwa gehört, dass ein Agrarstaat jemals große Finanzprobleme gehabt hat? Nein, es sind die Staaten des Rust Belt im Osten oder die hippen Staaten wie Florida, Kalifornien und Nevada, die Probleme haben. Da sie die Stabilität der Landwirtschaft auf ihrer Seite haben, müssten die westlichen Agrarstaaten relativ stabil bleiben [während der "Hard-Down-Phase" des 60-Jahre-Zyklus, der das Äquivalent zur durchschnittlichen K-Welle ist].

Q: Um noch einmal auf den Aktienmarkt zurückzukommen: Wenn ich es richtig verstanden habe, sehen Sie einen letzten zyklischen Bullenmarkt kommen, bevor der letzte Ihrer langfristigen Zyklen nächstes Jahr sein Hoch erreichen wird. Welche Bedeutung hat das Jahr 2009 in Ihrem gesamten Zyklenverständnis? Könnte der kommende Bullenmarkt explosionsartig und extrem sein?

Kress: Es handelt sich um eine Bärenmarkt-Rally während eines zyklischen Wirtschaftswinters; und das 2009er Hoch wird deutlich niedriger ausfallen als das 1999er Hoch. Das Maximalziel von 1.200-1.250 wird im S&P nicht überschritten. Wie ich schon meinte, halte ich das 1999-2000-Hoch für das Endhoch, an dem einige Jahrzehnte lang nicht mehr gekratzt wird. Das 2009er Hoch wird ein Erholungshoch, über das es wohl innerhalb des nächsten Jahrzehnts nicht hinausgehen wird. Auch wenn es das bei mir den Namen "zyklische Erholung in Form eines Minibullenmarktes“ trägt, so könnte man es auch einen zwischenzeitlichen Fortschritt in einem anhaltenden Bärenmarkt nennen. Solche Ereignisse können sehr kraftvoll und ebenso trügerisch sein.

Q: In der Schlacht zwischen den Kräften aus US-Notenbank, Finanzministerium sowie anderen Finanzinstitutionen auf der einen Seite und den großen langfristigen Zyklen auf der anderen, wer wird am Ende als Sieger hervorgehen?

Kress: Big Brother wird immer besser, aber Mutter Natur und Vater Zeit werden am Ende dennoch siegen. Die Antwort der US-Notenbank erfolgte unmittelbar - in den 1930er Jahren kam die Antwort erst einige Jahre später. Das ist die ultimative Notversorgung, die uns ein wenig mehr Zeit bringt, bevor Mutter Natur und Vater Zeit wieder übernehmen.

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Quelle: » Goldseiten.de