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Staaten saugen Investorengeld auf

von Andrea Cünnen und Robert Landgraf
Der enorme Finanzbedarf der Staaten macht Bankern, Politikern und Großanlegern Sorgen. Dabei steht die Angst im Fokus, dass die Staaten im Kampf um Investoren an den Anleihemärkten Unternehmen an den Rand drängen. Selbst Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sprach im Bundestag von einer potenziellen Gefahr und Verdrängungseffekten für die Firmen an den Kapitalmärkten.

FRANKFURT. Das Institute of International Finance (IIF) - die Lobbyorganisation internationaler Großbanken - betonte bereits Anfang Januar, dass die Unternehmen an den Anleihemärkten in einem "scharfen Wettbewerb" mit den Staaten liegen. Die Staaten in Europa sowie die USA werden nach Schätzungen des IIF in diesem Jahr neue Anleihen im Rekordvolumen von drei Billionen Dollar aufnehmen, um neben dem normalen Refinanzierungsbedarf die Rettungspakete für Banken und die Konjunktur zu stemmen. Damit ist der Kapitalbedarf der Staaten rund ein Drittel größer als 2008. Dazu kommen als neue Anlageklasse die mit staatlichen Garantien versehenen Anleihen von Banken. Hier erwartet das IIF eine Größenordnung von einer Billion Dollar.
Diese Bankenbonds mit Bürgschaft gelten als genauso sicher wie die Anleihen der jeweiligen Staaten, bieten aber höhere Renditen. So wurden die staatsgarantierten Anleihen deutscher Banken mit Renditeaufschlägen von um die 1,2 Prozentpunkte im Vergleich zu Bundesanleihen platziert. Dagegen steht der Kapitalbedarf von Industrieunternehmen und Banken in Europa und vor allem den USA, der auf insgesamt 1,8 Billionen Dollar geschätzt wird.
Eine Art Verdrängungswettbewerb gebe es schon bei Emittenten, die als sehr sicher gelten und somit in direktem Wettbewerb zu den Staatsanleihen stünden, meint Guido Greim, der bei der Deutschen Bank institutionelle Anleiheinvestoren betreut. Dazu zählt Greim Pfandbriefe sowie Anleihen von staatlichen Förderbanken und Bonds der Bundesländer.
"Die Aufnahmefähigkeit der Investoren für sichere Anleihen ist begrenzt, und gerade staatsgarantierte Bankenanleihen machen den Pfandbriefen Konkurrenz", bestätigt Louis Hagen, Hauptgeschäftsführer des Verbands deutscher Pfandbriefbanken. Pfandbriefe sind mit Staatskrediten oder Hypotheken gedeckte Anleihen. So haben sich deutsche Banken seit fünf Monaten nicht mehr mit einem großen Jumbo-Pfandbrief an den Markt gewagt. Die Staatsgarantien für Bankenanleihen seien zwar als Medizin nötig, um den Banken eine Refinanzierung zu ermöglichen, meint Hagen: "Mit Blick auf den Pfandbrief hat diese Medizin aber schädliche Nebenwirkungen." Deshalb ist der VDP auch dagegen, die Staatsgarantie für Bankenbonds auf fünf Jahre zu verlängern.
Wettbewerb durch ihre eigenen Träger sehen auch die staatlichen Förderbanken. Die Refinanzierung an den Kapitalmärkten werde "ungleich schwieriger" als im vergangenen Jahr, gibt Ulrich Schröder, Chef der KfW Bankengruppe, zu. Die Zeiten, in denen die Förderbank bei der Kapitalaufnahme dank des guten Namens verwöhnt worden sei, seien vorbei. So muss auch die KfW höhere Risikoprämien zahlen. Bei der jüngsten zweijährigen großen KfW-Anleihe lag die Rendite 0,92 Prozentpunkte über jener von zweijährigen Bundesanleihen. Absolut gesehen sanken die Renditen für alle sicheren Anleihen indes in den letzten zwölf Monaten.
Das gilt auch für die Anleihen von Bundesländern, die dennoch angesichts der Konkurrenz des Bundes bangen. "Für viele Länder ist es schon 2008 schwieriger geworden, Investoren zu finden, weil große Staatsfinanzierer wie etwa die Hypo Real Estate als Käufer von Länder-Anleihen ausfielen", sagt Jens Deiters, Kreditreferent des Landes Niedersachsen: "Dazu kommt jetzt noch die Flut an Staatsanleihen und staatlich garantierten Bankenanleihen; das ist natürlich für uns Konkurrenz." Deshalb könnten sich auch die Länder nur zu deutlichen Aufschlägen im Vergleich zum Bund refinanzieren. Die große Gefahr sieht Deiters darin, dass wieder anziehende Inflationserwartungen die Renditen von Bundesanleihen steigen lassen. Dann würde auch absolut gesehen die Refinanzierung der Länder teurer.

Hintergrund: Kleine Bond-Kunde
Für Anleihen von Unternehmen abseits der Finanzbranche sehen Investmentbanker noch kein akutes Problem, weil mit den riskanteren Firmenbonds andere Anleger als bei sicheren Anleihen angesprochen werden. "Gerade im Januar haben Firmen so viele Anleihen begeben wie selten zuvor, und die Emissionen waren massiv überzeichnet", betont Maik Laske, Leiter des Kapitalmarktgeschäfts bei der Société Générale in Frankfurt.
Anleihen sind verzinste Wertpapiere, die am Ende der Laufzeit zurückgezahlt werden. Als besonders sicher mit Blick auf das Ausfallrisiko gelten Anleihen von großen solventen Staaten. Zu sicheren Bonds zählen auch die von staatlichen Förderbanken und sogenannten Sub-Sovereigns wie Bundesländern. Neu auf dem Markt der sicheren Bonds sind Anleihen von Banken, bei denen Staaten für Zinsen und Tilgung bürgen. Bei Anleihen von Unternehmen ist das Ausfallrisiko meist höher als bei Staaten. Im vergangenen Jahr waren die Bonds von sicheren Staaten sehr viel gefragter als die von Unternehmen. Entsprechend sanken die Renditen der Staatsanleihen, während die Renditen der Firmenanleihen stiegen.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Handelsblatt.com