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Banken kaputt, Messias kommt, Gold und Silber erst recht

Ausgerechnet am Freitag, als die USA eine nur noch minimale Inflationsrate von 0,1% meldeten, schossen die Edelmetallpreise mitsamt den zugehörigen Aktien in die Höhe. Wie reimt sich das zusammen? Die plausibelste Erklärung: aufgrund der Erwartungen der Marktteilnehmer, und zwar nicht nur im Hinblick auf die kommende Inflation, sondern auch bezüglich der Auswirkungen der Finanzkrise. Die abgelaufene Woche war nämlich geprägt von Horrorbotschaften aus Bankenkreisen in Europa wie auch in den USA, darüber hinaus von der nochmaligen Zinssenkung durch die EZB. Beide Ereignisse signalisieren: Das Bankensystem als solches ist kaputt, Abhilfe ist nicht in Sicht, und die Feuerwehr (in Gestalt von Regierungen und Notenbanken) löscht, so gut sie kann. Deshalb folgen hier erst einmal einige Hintergrundinformationen.
Der Januar ist traditionell der Monat der Empfänge und Weichenstellungen. Also habe ich wieder einmal die Gelegenheit wahrgenommen, um offizielle und inoffizielle Äußerungen aus berufenem Mund aufzuschnappen. Um das erschütternde Ergebnis als eine Art Schnittmenge vorwegzunehmen: Die Staatsschulden werden sich im Zuge der jetzigen internationalen Finanzkrise weltweit durchschnittlich etwa verdoppeln, die bisherigen sog. Geschäftsmodelle der Banken werden zu einer unbedeutenden Restgröße zusammenschrumpfen, sogar international renommierte Konzerne werden sich mangels preiswerter Kredite teuer finanzieren müssen, der Protektionismus wird in einem nicht geahnten Ausmaß zunehmen, und erst am Ende der ganzen unguten Entwicklung werden sich die G-20- oder noch mehr Staaten auf eine neue Finanzordnung einigen.
Die USA werden unter dem neuen Präsidenten Obama ihre weltweite Vormachtstellung zu verteidigen versuchen, wahrscheinlich mit Erfolg, aber ohne auf den Wert des Dollars allzu viel Rücksicht nehmen. Insoweit hat die Obamas Amtseinführung am 20. Januar eine Signalwirkung, die man nicht unterschätzen sollte. SGL Carbon-Chef Koehler, ein intimer Kenner der angelsächsischen Zustände, fand dazu bei der Veranstaltung "Topic of the Year 2009" in Frankfurt die folgenden Worte: "Fast alle Amerikaner haben nur noch Obama im Kopf. Er gilt für sie schon jetzt als eine Art Messias." Um gleich ein weiteres wichtiges Datum zu nennen: Vom 28. Januar bis 1. Februar findet in Davos wieder das Weltwirtschaftsforum statt. Insider behaupten zu Recht, dass es in diesem Jahr eher schon als Vorstufe zu einer neuen Weltwirtschafts- und Währungsordnung gelten kann. Verfolgen Sie in dieser Zeit die dazu gehörende Berichterstattung in den Medien besonders gründlich.
In der "Topic"-Diskussionsrunde imponierte mir ein Mal mehr FDP-Chef Westerwelle, weil er neben dem von ihm immer wieder favorisierten Steuer- auch das Bankenthema aufgriff. "Der Staat ist nicht der bessere Banker", war eine noch vergleichsweise milde Kritik, der er aber gleich die Prognose folgen ließ: "Das wird schief gehen."
Westerwelle ist mit seiner Meinung nicht allein. Sachverständigenrats-Mitglied Weder di Mauro behauptet sogar: "Das Landesbankenproblem wird noch größer." Dabei sind die von diesen - im Grunde überflüssigen - Banken letztlich auf Kosten der Steuerzahler verzockten Milliarden noch gar nicht richtig zusammengezählt. "Hier hat die Aufsicht versagt", behauptet Weder di Mauro. Das wiederum findet Oberaufseher Sanio von der Finanzaufsicht BaFin gar nicht lustig und sträubt sich gegen die Gründung einer sog. Bad Bank, die den ganzen Kreditmüll aufsammeln könnte. Dagegen plädiert Weder di Mauro gerade für ein solches Institut, dessen Aufgaben ihrer Meinung nach das erst kürzlich gegründete staatliche Auffangbecken SoFFin übernehmen sollte. Und EU-Kommissar Verheugen sieht die Sache pragmatisch von oben herab: "Was die Verstaatlichung von Banken betrifft, da wird noch mehr kommen."
Wozu Januar-Empfänge in solch illustren Kreisen doch gut sein können: Da schwirrt einem geradezu der Kopf, wenn man die Argumente gegeneinander gewichtet. Das Schlimme daran: So gut diese im Einzelnen auch sein mögen, sie ergeben längst keine Lösung des deutschen bzw. europäischen, geschweige denn des globalen Finanzproblems. Und da die Lösung bei solch einem Hickhack noch lange auf sich warten lassen wird, flüchten Groß- und Kleinanleger in alles, was sicher ist - womit wir wieder beim Ausgangspunkt wären, dem für viele (nicht dagegen für Leser dieser Kolumne) überraschenden Preisanstieg von Gold und Silber am 16. Januar.
Deshalb noch einige eher psychologische Gedanken zu Gold und Silber. Aus Kreisen meiner Leser weiß ich, dass sie eine enge Beziehung zu den beiden Edelmetallen und den entsprechenden Aktien haben. Das heißt, sie besitzen sie - überwiegend seit längerer Zeit, sodass sie bereits durch ein Wechselbad der Gefühle gegangnen sind - und warten täglich auf den Preisausbruch nach oben. Dazu werden sie auch immer wieder von Goldgurus animiert. Eine solche Erwartungshaltung führt erfahrungsgemäß umso mehr zur Frustration, je länger Gold und Silber - scheinbar richtungslos - hin und her pendeln. Dem setze ich nun die These entgegen: Je länger die Pendelei anhält, desto kräftiger wird der nächste Ausbruch nach oben ausfallen, während nach unten nur wenig Spielraum vorhanden ist. Die jüngste Entwicklung der Edelmetallpreise erinnert mich an das Hin und Her der Aktienkurse Mitte der 90er Jahre. Was danach kam, dürfte den meisten von Ihnen im Gedächtnis haften geblieben sein: Eine bis März 2000 anhaltende Kursexplosion, die nur zwei Mal heftig unterbrochen wurde, 1997 (Asienkrise) und 1998 (Russlandkrise und Zusammenbruch des Hedgefonds LTCM, dessen damals verlorene Milliarden aus heutiger Sicht wie Kleingeld wirken).
Was also ist zu tun, damit Sie nicht in die Psychofalle geraten und dann Ihre Bestände an Edelmetallen und Edelmetallaktien womöglich schon beim nächsten Sprung des Goldreises über 1000 Dollar verkaufen? Ganz einfach, üben Sie sich in Geduld. Diese Eigenschaft, von Börsenaltmeister Kostolany zu Recht immer wieder gepredigt, gehört zu den vier Gs; die drei anderen sind Geld (in unserem Fall verkörpert durch Edelmetalle), Gedanken und Glück. Die Geduldsübung dürfte Ihnen umso leichter fallen, je mehr Sie sich jenseits von Gold und Silber auch mit anderen interessanten Themen beschäftigen, statt penibel jede noch so unbedeutende Preisbewegung zu verfolgen. Die Gedanken können Sie abhaken, denn sie bilden ja schon längst die Grundlage für Ihre Edelmetallengagements: Papiergeld verliert an Wert und wird im Zuge der internationalen Finanzkrise noch viel mehr an Wert verlieren, sodass der Gedanke nahe liegt, die Entwertung z.B. durch Edelmetalle zu vermeiden. Und Glück lässt sich bekanntlich nicht erzwingen; es ist sozusagen das Sahnehäubchen, und davon wünsche ich Ihnen ganz, ganz viel!

Manfred Gburek, 16. Januar 2009

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft. Quelle: » http://www.gburek.eu/