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Bankenbranche droht Katastrophen-Quartal

Von Michael Kröger

Deutsche Bank und Commerzbank, Citigroup und Bank of America - die Horrormeldungen über die Giganten des Geldes häufen sich. Noch betreffen die Probleme lediglich deren eigene Bilanzen. Doch bald könnte die Schockwelle Handwerker, Mittelständler und Hausbesitzer erreichen.

Berlin - Für Josef Ackermann war es eine Woche des Grauens: Erst musste er erklären, dass der Einstieg der Deutschen Post bei der Deutschen Bank keine Staatsbeteiligung durch die Hintertür ist. Dann galt es zu vermelden, dass sein Institut im vergangenen Quartal horrende Verluste eingefahren hatte. Und als ob das alles noch nicht reichen würde, verdarb er sich beim Neujahrsempfang der Deutschen Bank auch noch den Magen.
Dabei hatte Ackermann es eigentlich als Zeichen der Stärke verstanden wissen wollen, dass sein Institut einen 4,8-Milliarden-Euro-Quartalsverlust aus eigener Kraft tragen konnte. Doch fast gleichzeitig musste er die Deutsche Post - und damit indirekt den Staat - als Großaktionär ins Boot holen, um den Kauf der Postbank noch einigermaßen kapitalschonend stemmen zu können. In der Vorstandsetage in der Taunusanlage wartet man bereits nervös auf die kommenden Verlustmeldungen der neuen Tochter.
Es läuft schlecht für Ackermann. Er selbst zeigte sich "sehr enttäuscht". Sein Ansehensverlust ist so groß, dass inzwischen - zumindest hinter vorgehaltener Hand - über einen möglichen Nachfolger diskutiert wird. Da mag es ihn kaum trösten, dass auch andere Finanzmanager derzeit kaum Grund zum Feiern haben.
Zum Beispiel Martin Blessing vom Erzrivalen Commerzbank : Seine Entscheidung, den Bund als Großaktionär ins Haus zu holen, wurde anders als bei Ackermann zwar noch als souverän angesehen. Doch auch Blessings Ausgangslage erscheint wenig aussichtsreich.
Neue Belastungen beim Kaufziel Dresdner Bank und im eigenen Haus führten Finanzkreisen zufolge zu einem weiteren Kapitalbedarf bei der Commerzbank. Die Übernahme der Dresdner geriet in ernste Gefahr. Um die Transaktion noch zu retten, ließ Blessing sich vom Bund ein zweites Mal 8,2 Milliarden Euro als stille Einlage überweisen und verkaufte ihm eine Sperrminorität für weitere knapp 1,8 Milliarden Euro. Auch Dresdner-Bank-Verkäufer Allianz schoss einen Milliardenbetrag nach und übernimmt zusätzlich Risikopapiere der ungeliebten Tochter.
Noch schwerer traf es die US-Banken im vierten Quartal: Während die Bank of America mit einem Verlust von 2,4 Milliarden noch vergleichsweise glimpflich davon kam, weil sie einen Verlust ihrer neuen Investment-Tochter Merrill Lynch in Höhe von 15,3 Milliarden Dollar zu verkraften hatte, geriet die Citigroup mit einem Minus von 8,29 Milliarden regelrecht unter die Räder. Es ist der fünfte schwere Quartalsverlust in Folge. Da strahlte Konkurrent JP Morgan fast wie ein König. Immerhin wies das Investmenthaus noch einen Gewinn aus - doch selbst der fiel weit geringer aus, als die Analysten erwartet hatten.
Staatsbeteiligung, Rettungsversuche, Milliardenverluste - die Finanzkrise erschüttert zu Beginn der Berichtssaison einmal mehr die Bankenbranche. Und die Hiobsbotschaften dieser Woche werden wahrscheinlich nicht die letzten sein - für die US-Banken nicht, und für die deutschen Banken auch nicht.
Bei der Citigroup etwa, so mutmaßen Beobachter bereits seit längerem, besteht noch weiterer Korrekturbedarf. Bankenexperten spekulieren über mögliche Abschreibungen im dreistelligen Milliarden-Bereich. Die Hypo Real Estate - unterdessen ein Dauersanierungsfall im deutschen Bankenbusiness - verhandelt zurzeit mit dem staatlichen Banken-Rettungsfonds SoFFin über ihre Zukunft. Zeitungsberichten zufolge erwägt der Staat, den schwer angeschlagenen Immobilienfinanzierer mehrheitlich zu übernehmen.
Beobachter überrascht nicht, dass das Bankenbeben weitergeht. "Es war nur eine Frage der Zeit, dass die Verluste auf den Tisch kamen", sagt Bankenexperte Hans-Peter Burghof.

Rezession entfaltet ihre Wirkung
Wann es endlich wieder aufwärts geht, wagt er nicht vorherzusagen: Es gebe schließlich eine Menge riskanter Papiere. Die Lockerung der Bilanzregeln erschwere zuverlässige Prognosen über das Ausmaß der Risiken zusätzlich. Nach diesen Regeln können Banken freier entscheiden, wann sie Verluste in der Bilanz ausweisen.
Doch selbst wenn endlich reiner Tisch wäre bei den Großbanken - die Krise wird noch lange nachwirken. "Allmählich beginnt die Rezession ihre Wirkung zu entfalten", sagt Martin Faust von der Frankfurter School of Finance and Management. "Die daraus resultierenden Kreditausfälle bekommen dann auch die Banken zu spüren, die nie mit spekulativen Papieren hantiert haben".
Und es steht zu befürchten, dass die Schockwelle um einiges stärker ausfallen wird, als dies in Folge einer normalen Wirtschaftskrise der Fall wäre.
Denn Volksbanken und Sparkassen haben ihre strengen Kriterien für die Kreditvergabe in den vergangenen Jahren gelockert - und angesichts des drückenden Wettbewerbs auch durch die Landesbanken keine entsprechenden Risikozuschläge verlangen können. "Die zu erwartenden Ausfälle dürften kaum entsprechend abgesichert sein", vermutet Faust. Die Folge: Auch die kleineren Institute werden noch hohe Summen für notleidende Kredite abschreiben müssen.

Banken ziehen immer öfter die Reißleine
Ungemütlich wird es wohl auch für Schuldner werden, ob Handwerksmeister, Mittelständler oder Hausbesitzer. Denn die Chancen, die Banken zu vertrösten, wenn die wirtschaftliche Durststrecke die Ratenzahlungen für bestehende Kredite erschwert, dürften drastisch sinken. "Der Spielraum für Verhandlungen ist inzwischen merklich geringer geworden", sagt Faust.
Eine wesentliche Ursache sei die schwindende Solidarität unter den Banken. Während sich die Gläubiger früher abgestimmt hätten, um vorübergehende Engpässe ihrer Schuldner auszusitzen, ziehe immer häufiger die Bank mit der besten Absicherung die Reißleine. Faust: "Die muss dann allenfalls mit geringen Verlusten rechnen, während die schlechter gesicherten Gläubiger in die Röhre schauen."
Doch was der Experte als den normalen Pokeralltag der Banken beschreibt, hat handfeste Auswirkungen für die Betroffenen. Denn nicht selten gehen so ganze Betriebe zu Bruch, die eigentlich gesund sind - und mit ihnen die wirtschaftliche Existenz der Angestellten und ihrer Familien.
Die Folgen könnten durchaus dramatischer sein als die spektakulären Milliardenverluste der Großbanken, befürchtet auch Bankenexperte Gerke: "Das ist eben kein Big Bang, sondern die Begleiterscheinung einer Rezession, die in ihren Auswirkungen viel komplizierter zu beschreiben ist." Und sie werden nach seiner Einschätzung noch zu spüren sein, wenn die Wirtschaftsforscher schon längst wieder positive Wachstumszahlen melden.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft. Quelle: » http://www.spiegel.de