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Druck auf die EZB wächst

von Norbert Häring
Eigentlich wollte die Europäische Zentralbank im Januar eine Zinspause einlegen. Doch weil die Konjunktur derzeit stärker einbricht als erwartet, steigt der der Druck auf die Banker, die Zinsen weiter zu senken. Der EZB-Schattenrat, ein Beratergremium aus Ökonomen, drängt sogar auf eine Zinssenkung um einen vollen Prozentpunkt.

FRANKFURT. Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte nach Ansicht prominenter europäischer Ökonomen mit einer drastischen Zinssenkung auf die katastrophale Konjunkturentwicklung im Euro-Raum reagieren. Der EZB-Rat trifft sich am Donnerstag, um über den Leitzins zu entscheiden. Eigentlich hatten die Notenbanker nach ihrer Zinssenkung um 0,75 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent Anfang Dezember, der dritten Zinssenkung innerhalb von zwei Monaten, eine Zinspause im Januar ins Auge gefasst. Seither haben sich allerdings die Wachstumserwartungen nochmals drastisch verschlechtert, und die Inflationserwartungen sind gesunken. Deshalb befürwortet eine Mehrheit im EZB-Schattenrat, einem Beobachtergremium aus 15 renommierten europäischen Volkswirten aus Finanzinstituten, Hochschulen und Forschungsinstituten, dass die EZB ihren Zinssenkungskurs sogar noch beschleunigt und den Leitzins am Donnerstag um einen vollen Punkt senkt. Mindestens einen halben Punkt Zinssenkung hält das Gremium einhellig für nötig.
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass sich die Lage so entwickelt, dass sich eine Zinssenkung um einen Punkt nachträglich als zu viel herausstellen sollte“, begründete Erik Nielsen, Europa Chefvolkswirt von Goldman Sachs, sein Votum für eine sehr kräftige Zinssenkung. Unter solchen Voraussetzungen gebe es keinen Grund, die nötige Unterstützung für die Konjunktur zu verzögern. „Weitere aggressive Zinssenkungen sind nötig, weil dem Euro-Raum 2009 die stärkste Schrumpfung der Wirtschaft seit mindestens sechs Jahrzehnten bevorsteht“, warnte Julian Callow, Europa-Chefvolkswirt von Barclays Capital.
Wie stark sich die Perspektiven eingetrübt haben, wird an den Prognosen der Schattenratsmitglieder deutlich. Binnen einem Monat sank die durchschnittliche Prognose für das Bruttoinlandsprodukt 2009 von minus 0,7 Prozent auf minus 1,8 Prozent. Damit liegt sie bereits weit unter der Untergrenze dessen, was die EZB-Experten noch im Dezember als wahrscheinlich angesehen hatten. Der EZB-Stab hatte eine Prognosespanne von null bis minus ein Prozent angegeben. Auch die Inflationserwartungen sind drastisch gesunken, von 1,6 Prozent im Dezember auf nur noch ein Prozent. Die EZB strebt an, die Inflation „unter – aber nahe bei – zwei Prozent zu halten.“ Mehrere Mitglieder drängten die Notenbank deshalb nachdrücklich, deutlich zu machen, dass ihr Inflationsziel symmetrisch ist, dass sie also entschlossen handeln würde, um eine Verfestigung solch niedriger Inflationserwartungen zu verhindern. Für die Jahresmitte rechnen einige der Schattenräte sogar vorübergehend mit negativen Inflationsraten.
„Die EZB tut immer noch so, als wäre Inflation das Hauptproblem“, kritisierte Angel Ubide, Chefökonom des Hedge-Fonds Tudor Investment. „Tatsächlich heißt das Problem nun Desinflation.“ Da für die nächsten beiden Jahre im Durchschnitt negatives Wirtschaftswachstum zu erwarten sei, werde es beständigen Abwärtsdruck auf die Inflation geben. Um gegenzusteuern, sei ein negativer Realzins nötig, also ein Leitzins unterhalb der Inflationsrate. Für 2010 rechnen die Schattenräte – unter der Annahme, dass die EZB ihren Leitzins bis etwa 1,25 Prozent senkt – mit einer Inflationsrate von 1,8 Prozent und einem Wirtschaftswachstum von einem Prozent.
Marco Annunziata, Chefvolkswirt der italienischen Unicredit wies außerdem darauf hin, dass die EZB Gefahr laufe, den ohnehin überbewerteten Euro nach oben zu treiben, wenn sie weiterhin deutlich konservativer agiere als die anderen großen Notenbanken.
Christian Bordes, Ökonomieprofessor an der Pariser Sorbonne schlug der EZB als Richtlinie für ihr weiteres Vorgehen vor, den Leitzins so lange zu senken, bis sich die Wachstumserwartungen zumindest stabilisiert haben.
Demgegenüber äußerte Elga Bartsch, Europa-Chefvolkswirtin von Morgan Stanley Zweifel an der Wirksamkeit geldpolitischer Maßnahmen. „Ich fange an zu zweifeln, ob die Niedrigzinspolitik funktioniert, wenn sie nicht durch eine Bereinigung der Bilanzen ergänzt wird“, sagte sie. Würden insolvente Banken und Unternehmen am Leben erhalten, blieben überschüssige Kapazitäten und damit der Deflationsdruck bestehen.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.handelsblatt.com