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Auf Anleger rollt ein Schulden-Tsunami zu

Von Daniel Eckert Und Holger Zschäpitz
Konjunkturpakete und Bürgschaften für Banken belasten die öffentlichen Haushalte. Die dafür nötigen Milliardenkredite der Regierungen überstrapazieren die Kapitalmärkte. Ein Kurseinbruch bei Staatsanleihen könnte die Folge sein
Unter den Staaten der Welt ist so etwas wie ein neues Wettrüsten ausgebrochen. Diesmal geht es darum, welches Land das größte Konjunkturprogramm auflegt und die meisten Milliarden ins Finanzsystem pumpt. Vorreiter sind die Vereinigten Staaten, die immer neue Summen ins Spiel bringen. Nach aktuellem Stand will der gewählte US-Präsident Barack Obama, der am 20. Januar sein Amt antritt, die Volkswirtschaft mit knapp 800 Milliarden Dollar stützen. Auch die deutsche Bundesregierung ist unter Zugzwang und dürfte bereits morgen ein zweites milliardenschweres Konjunkturpaket schnüren.
Das finanzielle Wettrüsten, mit dem die Staaten ihre Unternehmen und Banken verteidigen wollen, ist nicht umsonst zu haben. Die Programme können nicht aus den öffentlichen Haushalten bezahlt werden. Sie werden über Kredite finanziert. Allein die USA wollen den Anleihemarkt dieses Jahr mit umgerechnet 1500 Milliarden Euro anzapfen, Deutschland plant für 2009 Emissionen im Volumen von 323 Milliarden Euro. Nicht berücksichtigt sind in diesen Zahlen staatsgarantierte Anleihen von Kreditinstituten. Am Freitag machte die Commerzbank mit einem Fünf-Milliarden-Euro-Bond den Anfang.
Die öffentlichen Anleihen treiben die Staatsverschuldung nach oben und bringen erhebliche Gefahren mit sich - nicht nur für die künftige Schuldnergeneration, auch für die Gläubiger. Über kurz oder lang könnte diese Emissionsflut die Kapitalmärkte, wo die Gelder aufgenommen werden, überfordern. Denn irgendjemand muss die Papiere kaufen. Es droht ein Anleihen-Crash, der alle bisherigen Zusammenbrüche in den Schatten stellen würde. Allein in den USA bilden Staatstitel einen 5,9 Billionen Dollar schweren Markt.
Jeder ist betroffen - als Lebensversicherter, als Anleger oder als Bürger und Steuerzahler. Denn sollte es zu einem Ausverkauf kommen, leiden alle Institutionen, die Staatspapiere halten. Gerade Versicherungen und Pensionskassen gehören zu den größten Käufern von öffentlichen Schuldentiteln.
Bereits jetzt sehen viele Experten bei Staatsanleihen eine Spekulationsblase. Aus den ehedem langweiligen Festverzinslichen sind vergangenes Jahr wahre Kursraketen geworden. Allein seit Juli hat der Rentenindex RexP, der die Entwicklung deutscher Staatsanleihen abbildet, 10,4 Prozent an Wert zugelegt (siehe Grafik). Ein solches Hochschnellen ist für Bonds eine beispiellose Bewegung.
Dass sich die Märkte für Staatsschulden in einer Extremsituation befinden, lässt sich auch an den Renditen ablesen, die sich gegenläufig zu den Kursen entwickeln. Die Verzinsung ist weltweit auf historische Tiefstände abgesackt. Deutsche Staatsanleihen zehnjähriger Laufzeit - von Händlern auf dem Parkett schlicht "Bunds" genannt - rentieren nur noch mit drei Prozent. In Amerika werfen die zehnjährigen Treasuries gerade einmal rund zwei Prozent ab. Vor Kurzem noch brachten sie Anlegern doppelt so viel (siehe Grafik).
Auslöser für den Run auf Staatstitel war die Finanzkrise. Je mehr das Vertrauen in das globale Bankensystem erodierte, desto panischer zogen Investoren ihr Geld aus Aktien, Unternehmensanleihen, Hedgefonds, Rohstoffen und Immobilien ab. Sie suchten Schutz in der einzigen Anlageklasse, die absolute Sicherheit versprach: in Staatsanleihen. Für Regierungstitel sprach auch, dass sie einen der liquidesten Märkte überhaupt bilden, sprich: es ist ein schneller Ein- und Ausstieg möglich.
Zwar gingen die Renditen durch die Kursexplosion rapide zurück. Doch störte das niemanden, da sich gleichzeitig auch die Inflationserwartung schnell verminderte und für Anleger stets die Realrendite, also der Zins abzüglich Teuerung, maßgeblich ist.
Für die USA sank die durchschnittliche Inflationserwartung für die kommenden zehn Jahre von 2,6 Prozent im Sommer 2008 auf zwischenzeitlich null Prozent. Für Deutschland hat der Markt ebenfalls einen kräftigen Rückgang der Teuerung eingepreist. Infolge der Wirtschaftskrise rechnen die Akteure eher mit einer Deflation, also dem Gleichbleiben oder Sinken der Preise. Es wird eine Parallele zu der Großen Depression der Dreißigerjahre oder zumindest zur "verlorenen Dekade" Japans in den Neunzigern gezogen, als sich Waren über Jahre hinweg verbilligten.
Doch eben hier liegt das Risiko: Sollte die Inflation früher zurückkehren als erwartet, wären Staatstitel mit derart niedriger Verzinsung durch die Inflation plötzlich eklatant überteuert. Die kleinste Nachricht über einen renditefressenden Teuerungsschub könnte dann einen Ausverkauf auslösen. Analysten sagen für diesen Fall zweistellige Kursverluste voraus. In wenigen Tagen könnten dann drei oder vier Jahresrenditen vernichtet werden.
"Die Inflation wird zurückkommen", sagt Joachim Paul Schäfer, Asset-Manager der Vermögensverwaltung PSM. Dafür würden alleine die schuldenfinanzierten Stimulus-Programme sorgen.
Ausgerechnet auf diesen unsicheren Markt rollt ein wahrer Schulden-Tsunami zu. Die Industrieländer werden dieses Jahr Bonds im Volumen von drei Billionen Dollar emittieren. Schon im Januar kommt der Belastungstest, wenn Staatspapiere im Wert von 250 Milliarden Dollar auf den Markt gebracht werden sollen. Die Schätzungen könnten sich als zu niedrig herausstellen, umfassen doch allein die Konjunkturprogramme der wichtigsten sieben Volkswirtschaften 1236 Milliarden Euro - nach jetzigem Stand. Hinzu kommen Bankgarantien im Volumen von über 13 000 Milliarden Euro.
Zwar betonen die Regierungen stets, dass diese Bürgschaften nicht im Haushalt wirksam werden. Indes zeigt das Beispiel Commerzbank, wie schnell der Steuerzahler zur Rettung eines Instituts in die Verantwortung genommen wird. Mit zehn Milliarden Euro sprang der Bund am Donnerstag ein, nachdem er bereits im Herbst acht Milliarden zuschießen musste, um die Bank zu stabilisieren.
Vergangene Woche war am Bondmarkt bereits ein leichtes Vorbeben zu verspüren: Als die für das Schuldenmanagement zuständige Finanzagentur des Bundes versuchte, zehnjährige Staatstitel im Wert von sechs Milliarden Euro per Versteigerung zu platzieren, erhielt sie lediglich Angebote für 5,2 Milliarden. Das war die schlechteste Bond-Auktion seit dem Jahr 2000. "Staatspapiere bieten keinen Wert für langfristig agierende Investoren", stellte James Montier, Stratege bei der Société Générale, fest. Anleger müssen sich deshalb bei klassischen Rentenfonds in Acht nehmen. Bessere Aussichten weisen Experten Unternehmensbonds hochwertiger Schuldner zu.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.welt.de