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Wohin der Staatskapitalismus führt

Zuletzt habe ich in meinen hier seit 2006 veröffentlichten Beiträgen gestöbert und bin erst einmal ganz stolz gewesen, Sie schon sehr früh und vor allem auch nachhaltig vor den Folgen der Finanzkrise gewarnt zu haben. Mehrere aus einfachen Überlegungen abgeleitete Volltreffer des Jahres 2007 haben mich allerdings auch nachdenklich gestimmt, z.B. "Horten Sie Liquidität!" (16. März), "Liquide Ostern!" (5. April), "Verkaufen Sie Ihre Aktien und Aktienfonds mit hohen Kursgewinnen, bevor es zu spät ist. (25. Mai), "Die Kursschwäche in der abgelaufenen Woche dürfte den Beginn einer Aktienbaisse markieren." (27. Juli) und "Wir befinden uns am Anfang einer internationalen Vertrauenskrise an den Finanzmärkten." (3. August 2007). Warum, so habe ich mich gefragt, sind die meisten Banker so dumm gewesen, nicht selbst zu solchen naheliegenden Schlussfolgerungen gekommen zu sein. Bis es mir wie Schuppen von den Augen fiel: Weil sie, selbst wenn ihre grauen Zellen sie so weit gebracht hätten, mit ihren Vorständen aneinander geraten und ihren Job los geworden wären - schließlich hatten sie ja die Aufgabe, auf Teufel komm raus Zertifikate, Fonds und andere provisionsträchtige Produkte zu verkaufen, dubiose Beteiligungen zu finanzieren und am Hütchenspiel mit verbrieften Krediten teilzunehmen.
Ein wahrlich ernüchterndes Fazit. Und nun? Immer weiter, immer weiter, würde die Torwartlegende Oliver Kahn antworten. Aber wohin? Ganz einfach: in den Staatskapitalismus, die Commerzbank macht es ja gerade vor. Sie wird kein Einzelfall bleiben, ebenso wie seinerzeit die IKB, die - trotz der damals gegenteiligen Behauptung von Deutsche Bank-Boss Ackermann - längst kein Einzelfall war, sondern einer von vielen maroden Teilen des Bankensystems. Und weil dieses in den meisten Ländern marode ist, wird der Staatskapitalismus fast überall eine Wiedergeburt erfahren, auch in den eher privatkapitalistischen USA.
Nun drängt sich die Frage auf, was so schlecht am Staatskapitalismus sein soll, wenn Commerzbank-Chef Blessing, kaum dass er seine Gehaltsbeschneidung geschluckt hat, bald auch noch Beamte im Aufsichtsrat dulden muss. Beamte, die ihm vorschreiben, er solle etwa dem Mittelstand Kredite zu möglichst günstigen Konditionen gewähren. Doch schon in der Frage schwebt die bittere Antwort mit: Der ehrgeizige Blessing (und mit ihm so mancher andere geschäftstüchtige Banker) wird die nächstbeste Gelegenheit nutzen, seinen Job gegen einen besseren zu tauschen, sobald er sich in seinen Entscheidungen allzu sehr eingeengt fühlt. Ihm wird dann ein Banker der zweiten Wahl folgen. Im schlimmsten Fall könnte es mit der Commerzbank wegen des staatlichen Einflusses so weit kommen wie mit den Landesbanken, wo zum Teil sogar dritt- bis viertklassige Banker geduldet werden. Der Schaden, den sie verursacht haben, geht bekanntlich in die Milliarden.
Angenommen, es wird nicht so schlimm, stellt sich trotzdem schon die nächste Frage: Führt der zu erwartende Einfluss des Bundes auf die Commerzbank, weil der Bund trotz der geplanten Beteiligung von nur 25% (zuzüglich einer Aktie) das Sagen haben dürfte, nicht zu einer unerträglichen Wettbewerbsverzerrung? Natürlich. Und wäre es dann nicht opportun, wenn sich alle Banken einschließlich der Deutschen (die Sparkassen sowieso) unter staatliche Obhut begäben? Es müsste ja nicht gleich zu einer Staatsbeteiligung kommen, die sich im Fall der Deutschen Bank ohnehin erübrigt.
Wahrscheinlich fragen Sie sich nun, was das alles für Sie bedeuten könnte. Vor allem für potenzielle Kreditnehmer nichts Gutes, denn hier wird über kurz oder lang eine Art staatlich sanktioniertes Oligopol entstehen, dessen Konditionen sich auch die meisten Außenseiter im Bankgeschäft anpassen werden. Bis es so weit sein wird, dürfte viel Zeit vergehen, in der aufgrund der ungewohnten neuen Umstände in großen Teilen des Geldgewerbes erst einmal Unsicherheit vorherrschen wird. Falls Sie keinen Kredit benötigen und bei Ihrer Bank oder Sparkasse eher Geldanlagen tätigen wollen, sind Sie wenigstens nicht dem Diktat Ihres Instituts ausgesetzt. Nutzen Sie diese Freiheit, indem Sie autonom entscheiden, ohne auf irgendeine Anlageempfehlung von Banken- oder Sparkassenseite zu hören. Und falls Ihnen mein hier gegebener Rat immer noch nicht einleuchten will, lassen Sie am besten Revue passieren, ob Ihnen Ihr Institut seit 2007 auch nur ein einziges Mal "Horten Sie Liquidität" oder "Verkaufen Sie Ihre Aktien und Aktienfonds" empfohlen hat.

Manfred Gburek, 9. Januar 2009

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.gburek.eu/