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Das dicke Ende kommt noch

von Martin Kaelble (Berlin)

Selten schauten Ökonomen mit so bangem Blick auf das neue Jahr: 2009 droht für die Weltwirtschaft zum schlimmsten Krisenjahr der Nachkriegszeit zu werden. Vier führende Ökonomen beziehen Stellung.
Der Ausblick auf das neue Jahr ist düster - ganz gleich, wessen Prognose man zur Grundlage nimmt. Wo man auch hinschaut, die Zahlen hinter dem Minus nehmen mitunter historische Größen an. Ebenso groß ist aber auch die Unsicherheit darüber, wie schlimm die Krise tatsächlich werden wird.
Die Commerzbank rechnet mit einer "Superrezession" in Europa und den USA. Wie andere Institute geht sie von einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um zwei (USA) beziehungsweise bis zu drei Prozent (Euro-Zone) aus - mit Spielraum nach unten. Der globale Wachstumseinbruch wird nach Ansicht der Bank Morgan Stanley vor allem durch zwei Faktoren bedingt: schwächere Investitionen infolge verschärfter Kreditbedingungen und schrumpfender Unternehmensgewinne sowie schwacher Konsum infolge massiven Stellenabbaus.
Speziell was Ausfuhren und Investitionen angeht, sieht M.M.-Warburg-Chefvolkswirt Carsten Klude die deutsche Wirtschaft 2009 im Tal der Tränen: "Statt Zuwachsraten von sieben bis zwölf Prozent wie in den Jahren von 2004 bis 2007 werden die Exporte im Jahr 2009 um rund sechs Prozent zurückgehen", so Klude. Dramatisch werden laut Klude die Einbußen bei den Ausrüstungsinvestitionen ausfallen: Sie dürften um 15 Prozent einbrechen. Damit droht die schwerste Rezession seit Gründung der Bundesrepublik.
Vergleichweise optimistisch sind die Volkswirte der Allianz Group: "Ein beachtlicher Teil der Rezession liegt schon hinter uns." Nehme man Deutschland als Beispiel, so dauerten die bisherigen Rezessionen zwischen zwei und vier Quartalen. Mindestens zwei aufeinanderfolgende Quartale negativer Wirtschaftsleistung - die gängige Definition für Rezession - gab es bereits 2008. Die Allianz-Volkswirte erwarten insgesamt zwar eine scharfe, aber nicht sehr lange weltweite Rezession bis Mitte 2009. Dafür sprächen gewaltige fiskalische Konjunkturstützungspakete weltweit sowie die historisch niedrigen Zinsen. "Vor allem aber führen die gesunkenen Ölpreise 2009 zu einer Entlastung des BIPs um ein Prozent und stellen somit ein eigenes Konjunkturprogramm dar", so die Volkswirte.
Zwei große Risiken bedrohen jedoch alle Szenarien: Von maßgeblicher Bedeutung wird sein, wie sich die Finanzkrise weiter entwickelt. Mit einer Besserung der Kreditvergabesituation rechnet M.M. Warburg im Jahresverlauf nicht. Gibt es zudem erneut eine Zuspitzung der Finanzkrise wie 2008, dürften die Wachstumszahlen nochmals nach unten purzeln.
Entscheidend wird auch sein, wie stark der Einbruch in den Schwellenländern ausfällt. "Die Unterschiede zwischen den Schwellenländern werden 2009 groß sein", sagte Holger Schmieding, Europa-Chefvolkswirt der Bank of America.
"Einige Schwellenländer wie China, die über eine gesunde Wirtschaftsbasis verfügen und sich eine expansive Politik leisten können, werden vergleichsweise glimpflich davonkommen. Andere werden eine tiefe Rezession durchmachen." Für Russland, das sich mit seiner interventionistischen Wirtschaftspolitik selbst im Wege stehe und völlig vom Ölpreis abhänge, könne 2009 besonders schwierig werden, so Schmieding. Einen ausführlichen Ausblick zu den Schwellenländern finden Sie unter: www.ftd.de/wirtschaftswunder

Die Großen Fragen

Im kommenden Jahr dürften die konjunkturellen Folgen des Finanzcrashs erst richtig durchschlagen. Daher richtet sich nun der Blick auf die Prognosen der Ökonomen: Wie schlimm wird es? Welche Risiken drohen im kommenden Jahr? Trotz vieler Befürchtungen gibt es durchaus auch Optimismus. Die FTD bat vier Chefvolkswirte um ihren Ausblick für die Wirtschaft:

Wie ist Ihre Wachstumsprognose für 2009?

Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz Group:

Deutschland: -0,7 Prozent
Euro-Zone: -0,6 Prozent
USA: -1 Prozent
Thomas Mayer, Europa-Chefökonom der Deutschen Bank:
Deutschland und Euro-Zone: -2,5 Prozent
USA: -2,0 Prozent
Joachim Scheide, Konjunkturchef des Instituts für Weltwirtschaft Kiel:
Deutschland und Euro-Zone: -2,7 Prozent
USA: -1,5 Prozent
Holger Schmieding, Europa-Chefvolkswirt der Bank of America:
Deutschland und Euro-Zone: -2,5 Prozent
USA: -2,0 Prozent

Wird sich der Zustand der Finanzmärkte 2009 weiter verschärfen?

Michael Heise:
Hoffnungsschimmer

Die Rettungsschirme für die Banken sind gespannt. Zwar ist die eine oder andere Krisensituation nicht auszuschließen, mit neuen Bankpleiten ist aber nicht mehr zu rechnen. Das Schlimmste dürfte daher hinter uns liegen.
Thomas Mayer:
Risiko Osteuropa

Die Risiken verlagern sich in die Schwellenländer, insbesondere Zentral- und Osteuropa. IWF und EU versuchen, mit großzügigen Beistandsprogrammen die Lage zu stabilisieren, aber das Risiko einer Finanzkrise in dieser Region bleibt.
Joachim Scheide:
Konjunkturfolgen

Die Krise selbst wird sich nicht weiter zuspitzen, wohl aber die Folgen für Konjunktur und Wachstum. Es ist nicht sicher, ob die Rezession Ende 2009 vorbei ist. Das zeigt allein schon der Vergleich mit Finanzkrisen in der Vergangenheit.
Holger Schmieding:
Hilfspakete wirken

Wir haben an den Finanzmärkten das Schlimmste hinter uns. Die umfangreichen Hilfspakete der Regierungen haben das Systemrisiko im Bankenwesen eingegrenzt. Für die Konjunktur steht uns Anfang 2009 der Tiefpunkt erst bevor.

Wie stark wird der Abschwung den deutschen Arbeitsmarkt treffen?

Michael Heise:
Mäßiger Stellenabbau

Die Beschäftigung wird schon im ersten Halbjahr rückläufig sein - im Jahresschnitt wird der Rückgang bei etwa 0,5 Prozent liegen. Die Arbeitslosenquote dürfte folglich bis Mitte nächsten Jahres wieder die Acht-Prozent-Marke erreichen.
Thomas Mayer:
Schleichender Anstieg

Die Arbeitslosigkeit wird zunächst langsam ansteigen, dann im Verlauf des Jahres 2009 und in 2010 an Fahrt gewinnen. Wir rechnen mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 8,5 Prozent in 2009 und 10,4 Prozent in 2010.
Joachim Scheide:
Baldige Jobverluste

Am Arbeitsmarkt wird die Rezession zu spüren sein. Ab jetzt wird die Arbeitslosigkeit steigen und im Jahresdurchschnitt um rund 400.000 Personen höher sein als im Vorjahr.
Holger Schmieding:
Schwere Jobkrise
Die Krise trifft den Arbeitsmarkt mit voller Wucht. Die Arbeitslosenzahl wird 2009 saisonbereinigt um 500.000 steigen. Dabei wird die Kurzarbeiterregelung einen zusätzlichen Anstieg von 200.000 aus der Statistik heraushalten.

Droht den Industrieländern im kommenden Jahr eine Deflation?

Michael Heise:
Entwarnung

Deflation ist in der gegenwärtigen Situation noch keine akute Gefahr, da im Unterschied zu den 30er-Jahren und Japan in den 90ern sehr viele Staaten faule Kredite übernehmen, die Beschäftigung stützen und insgesamt schnell reagieren.
Thomas Mayer:
Falsche Hysterie

Die Inflationsraten werden stark fallen und in den USA negativ werden. Viele Beobachter werden dann die Deflation ausrufen. Dies ist aber falsch, da die Politik weltweit wieder schnell für steigende Inflation sorgen wird.
Joachim Scheide:
Zentralbank-Vertrauen

Die Deflation ist ja teilweise schon da. Jedoch ist eine Deflation im Sinne eines Prozesses, bei dem die wirtschaftliche Aktivität dauerhaft gedämpft wird, nicht zu erwarten, dafür werden schon die Notenbanken sorgen.
Holger Schmieding:
Keine Gefahr
Das Deflationsgerede ist Unsinn. Einen gefährlichen Einbruch der Binnenpreise werden wir aller Voraussicht nach nicht erleben. Dazu könnte es erst nach zwei oder drei Jahren echter Depression kommen.

Kommt der konjunkturelle Wendepunkt schon 2009 oder doch erst später?

Michael Heise:
Baldige Erholung

Die Aussichten für einen Wendepunkt im Jahr 2009 sind gut. Die Energiepreise sind zuletzt eingebrochen, was 2009 einen deutlichen Wachstumsschub erzeugen wird. Hinzu kommt ein extrem niedriges Zinsniveau.
Thomas Mayer:
Schwankend

In den Industrieländern wird es Ende 2009, Anfang 2010 eine Zwischenerholung geben. Danach wird sich das Wachstum aber wieder abschwächen. Es droht eine Wellblechkonjunktur, bei der Fiskalimpulse nur kurzfristig Erholung bringen.
Joachim Scheide:
Kein Aufschwung

Es geht wohl erst Anfang 2010 aufwärts. Allerdings werden die Wachstumsraten noch so gering sein, dass man nicht von einem Aufschwung sprechen kann.
Holger Schmieding:
Wende in Sicht
Der Wendepunkt kommt im zweiten Halbjahr. Die Geldpolitik wird diesmal später wirken, da die Banken den geldpolitischen Stimulus nur teilweise weitergeben können. Aber letztlich wird dies durch niedrigere Zinsen ausgeglichen werden.

Schaffen es die USA dank Obamas Reformen schneller aus der Krise als Europa?

Michael Heise:
Gute Chancen

Die Voraussetzungen für ein Überwinden der Krise sind in den USA schon jetzt gelegt worden. Zum einen durch massive Rettungspakete. Zum anderen hat die US-Notenbank früher und deutlicher die Leitzinsen gesenkt als die EZB.
Thomas Mayer:
USA vor Euro-Zone

Dank aggressiver Fiskal- und Geldpolitik werden die USA schon im zweiten Halbjahr 2009 positive Wachstumsraten sehen, die Euro-Zone aufgrund national zersplitterter Fiskalpolitik und zögerlicher Geldpolitik dagegen erst Ende 2009.
Joachim Scheide:
Trübe Aussichten

Der Konjunkturverlauf in einzelnen Ländern wird sich nicht nach der Größe der Konjunkturpakete richten. Und für die USA ist es so wichtig wie für kaum ein anderes Land, was nach der Krise sein wird. Denn: The taxman will come!
Holger Schmieding:
Kettenreaktion
Dank der aggressiveren Zinspolitik und der größeren Flexibilität der Wirtschaft werden die USA eher die Krise hinter sich lassen als Europa. Da wir aber eng mit den USA verflochten sind, wird das auch hier kurz danach ankommen.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.ftd.de